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Dominik Beier: „Szenarien wie Geisterspiele müssen in neuen Verträgen klarer geregelt werden“

(c) Interwetten

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Dominik Beier, Speaker of the Board bei Interwetten, spricht im sportsbusiness.de-Interview über die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Umsatz des Unternehmens, wie sich der Restart der deutschen Bundesliga ausgewirkt hat und welche Lehren man für die Zukunft ziehen muss.

sportsbusiness.de: Wie hat sich der Umsatz rund um den Corona-Lockdown entwickeln?

Dominik Beier: Nachdem es kaum mehr Sportevents gab und die Publikumsmagneten wie Premier League, Bundesliga, Serie A & Co. ausgesetzt wurden, gab es nurmehr ein verschwindend geringes Sportwetten-Angebot. Daher sind unsere Umsätze in den letzten zwei Monaten um ca. 80% zurückgegangen während des Sport-Lockdowns.

sportsbusiness.de: Welche Umsatz-Perspektive auf das Gesamtjahr gibt es derzeit?

Beier: Wir haben mit einem tollen Sportjahr geplant. Neben den zahlreichen Ligen sowie Tennisturnieren, NBA & Co. hätten wir ja 2020 wieder eine Europameisterschaft gehabt sowie Olympische Spiele. Daher ist es noch sehr schwer abzusehen wieviel Umsatzrückgang es geben wird. Wir gehen in unseren aktuellen Prognosen von ca. 30-40% Rückgang aufs Jahr gesehen aus, eben auch bedingt durch den Wegfall der EM 2020. Außerdem ist in einigen Ländern noch unklar wie und ob weitergespielt wird, von der Europa League und Champions League war bisher auch wenig zu hören. Wir hoffen natürlich, dass alle Events und Ligen nun nachgeholt und fertig gespielt werden sowie nächste Saison regulär starten, damit das Loch nicht noch größer wird.

Wir gehen in unseren aktuellen Prognosen von ca. 30-40% Rückgang aufs Jahr gesehen aus, eben auch bedingt durch den Wegfall der EM 2020.

Dominik beier

sportsbusiness.de: Welche Aussagen können Sie zur Umsatzentwicklung bezogen auf die deutsche Bundesliga treffen, die jetzt bereits zwei Runden absolviert hat?

Beier: Das Umsatzniveau auf die deutsche Bundesliga gesehen ist nun natürlich noch höher als zuvor. Die deutsche Bundesliga war vorher schon die Liga mit dem höchsten Interesse unserer Kunden. Dadurch dass es nun die einzige der großen Ligen ist, in der gespielt wird, verlagert sich somit auch das gesamte Interesse auf die Bundesliga. Man kann auch eindeutig erkennen, dass die Nachfrage wieder steigt, es wird spannend zu beobachten sein, wie sich die nächsten Wochen entwickeln, da nun ja mehr Fußballligen, aber auch Tennisturniere wieder starten.

sportsbusiness.de: Welche Auswirkungen wird die Corona-Krise auf das Sponsoring-Engagement Ihres Unternehmens haben?

Beier: Wir sind seit 30 Jahren verlässlicher Partner des Sports – wir brauchen den Sport als Geschäftsgrundlage und der Sport zählt seit Jahren auf uns als Partner und Sponsor. Dessen sowie dieser Verantwortung sind wir uns auch, oder gerade besonders, in Krisenzeiten bewusst. Wir pflegen meist langfristige, vertrauensvolle, Partnerschaften und möchten an diesen auch festhalten. Natürlich ändern sich auf Grund der aktuellen Lage einige Rahmenbedingungen, an die es sich anzupassen und mit Partnern zu besprechen gilt. Szenarien wie Geisterspiele oder Spielabsagen müssen in neuen Verträgen oder mittels Zusatzvereinbarungen klarer geregelt werden. Zudem ist es auf Grund der schwierigen Planbarkeit aktuell kaum möglich neue Kooperationen einzugehen, daher fokussieren wir uns darauf, die bestehenden Kooperationen beidseitig bestmöglich zu nutzen. Sponsoring ist und bleibt nach wie vor eines unserer wichtigsten Marketinginstrumente.

sportsbusiness.de: Wie sieht die Kommunikationsstrategie der nächsten Wochen und Monate aus?

Beier: Der Wegfall eines großen Teils des Wettangebots führt nicht nur zu Umsatzeinbußen, sondern wird auch aus kommunikativer Sicht zur Herausforderung. Es wird dadurch deutlich schwieriger Content zu produzieren und präsent zu bleiben. Die Corona Krise lässt mit all ihren Auswirkungen mit Sicherheit die digitalen Kanäle der Partner stärker in den Mittelpunkt rücken. Ich denke dieser Bereich hat bei der Aktivierung eines Sponsoring Engagements nochmal an Bedeutung gewonnen.  Gemeinsam mit unseren Partnervereinen haben wir uns daher kreative und außergewöhnliche Aktivierungen ausgedacht, um in deren Community, und darüber hinaus, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die starke digitale Reichweite unserer Partner eignet sich dafür hervorragend.

Alle europäischen Top Ligen haben nun die Möglichkeit, die deutsche Bundesliga als Vorbild bzw. Modell zu verwenden. Dafür ist es jedoch von Nöten, dass dem Sport ausreichend Aufmerksamkeit und Bedeutung durch die Politik eingeräumt wird.

Dominik beier

sportsbusiness.de: Wie geht es in den nächsten Wochen und Monaten weiter?

Beier: Die deutsche Bundesliga ist ein absoluter Glücksfall. In einer beispiellosen und effizienten Zusammenarbeit zwischen Politik und Sport war es möglich, hier so schnell wieder den Liga-Betrieb aufzunehmen. Und bis auf die eine, sehr bekannte, Ausnahme, scheinen alle Clubs vorbildlich mitzuziehen und ihre Verantwortung ernst zu nehmen. Alle europäischen Top Ligen haben nun die Möglichkeit, die deutsche Bundesliga als Vorbild bzw. Modell zu verwenden. Dafür ist es jedoch von Nöten, dass dem Sport ausreichend Aufmerksamkeit und Bedeutung durch die Politik eingeräumt wird. Die Wertschöpfungskette des professionellen Sports ist enorm. Vom Verein inklusive all seinen Angestellten, hin zu diversesten Medien, Mediaagenturen, Sportartikelherstellern, Wettanbietern und vielen weiteren, sind unterschiedlichste Elemente dieser Wertschöpfungskette von Spielabsagen betroffen. Daher hoffe ich zum Einen auf verantwortungsbewussten Umgang der Spieler und Vereine mit der Situation, sowie Fingerspitzengefühl der Politik.

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