Die Fronten zwischen Austria und Insignia verhärten sich: Eine Klage steht im Raum, Insignia besteht weiterhin auf der Darstellung, dass sie nicht dazu verpflichtet sind, sieben Millionen Euro zahlen zu müssen. Ein Bericht des Wirtschaftsprüfers PWC, der sportsbusiness.de vorliegt, wirft nun weitere Fragen auf.
++ sportsbusiness.de Exklusiv von Michael Fiala ++
Nach dem Exklusiv-Interview von Luka Sur und Aleksandar Bursac auf 90minuten.at bzw. sportsbusiness.de gibt es weiterhin keine Beruhigung. Im Gegenteil: Nach dem ersten Konter der Austria über eine Aussendung legte nun Austria-Vorstand Gerhard Krisch im Gespräch mit der Kronen Zeitung nach: „Alle Verträge sind unverändert, die Garantie ist rechtlich geprüft, auch die Liga kennt diese Unterlagen. Es stellt sich nun die Frage nach der Werthaltigkeit dieser Garantie, wir müssen bis Dezember entscheiden, ob wir diese einklagen. Was natürlich wiederum auch Geld kostet.“
Gegenüber 90minuten.at/sportsbusiness.de reagiert nun Insignia auf die Aussagen von Krisch und bekräftigt, dass man keine Verpflichtung zu einer Zahlung in der Höhe von sieben Mio. Euro sieht und meint: „Wir können sagen, dass es keine 7-Millionen-Garantie von einem Unternehmen gibt, das mit Insignia in Verbindung steht. Aber uns überrascht die aktuelle Taktik des Vereins nicht. Wenn dem Klub ein rechtsverbindliches Dokument vorliegt, können sie es gerne vor Gericht einklagen. Dort werden mit Sicherheit weitere Dokumente vorgelegt, die die Situation sehr deutlich machen werden.“
PWC-Bericht wirft Fragen auf
In diesem Zusammenhang wirft auch ein 41-seitiger Bericht des Wirtschaftsprüfers PWC Fragen auf, der sportsbusiness.de vorliegt. Der Bericht wurde am 11. Juni von Markus Kraetschmer und Gerhard Krisch sowie von PWC unterzeichnet und geht dabei auch auf den Deal zwischen Austria und Insignia ein. In dem Bericht heißt es: „Der Gesellschaft (Anm.: gemeint ist die FK Austria AG) wurde eine Garantie der FK Austria Wien International Marketing GmbH, Wien, über einen Höchstbetrag von EUR 7 Mio., die ein entsprechendes Mindestvolumen an internationalen Sponsorenerträgen (sowie Zahlungsflüssen daraus) aus der neuen Vermarktungspartnerschaft zusichert, ausgestellt.“ (siehe Screenshot)
Höchstbetrag oder Fixbetrag?
In dem Bericht heißt es weiters: „Der FK Austria Wien International Marketing GmbH, Wien, liegt wiederum eine Garantie über ebenso EUR 7 Mio. des internationalen, strategischen Partners vor. Es bestehen Vereinbarungen über Zahlungsflüsse und Abrufmodalitäten der Zahlungsflüsse zwischen der Gesellschaft, der FK Austria Wien International Marketing GmbH, Wien, und dem internationalen, strategischen Partner.“ Zudem wurde laut des PWC-Bericht vertragskonform nach angemessener Nachfrist am 10. Mai 2021 die jeweiligen Garantiezusagen gezogen. Die Zahlungen waren mit Abschluss des Berichts am 11. Juni ausständig.
Interessant ist jedenfalls, dass in dem PWC-Bericht geschrieben steht, dass der FK Austria Wien AG eine Garantie über einen „Höchstbetrag“ von sieben Millionen Euro zugesichert wird. sportsbusiness.de wollte daher von beiden Seiten – Austria wie Insignia – wissen, wie dieser Passus zu interpretieren sei, denn ein Höchstbetrag von sieben Mio. Euro ist etwas anderes als ein fixer Betrag von sieben Mio. Euro.
Entgegen der Redseligkeit der vergangenen Tage waren beide Gesprächspartner zu dieser Fragestellung nicht bereit, etwas zu sagen. Sowohl die Austria als auch Insignia wollten gegenüber sportsbusiness.de die Passage des PWC-Berichts nicht kommentieren.
Es ist kompliziert
Übrig bleibt, dass die Konstellation zwischen der FK Austria Wien AG, der FK Austria Wien International Marketing GmbH und Insignia eine komplizierte Dreieckskonstellation zu sein scheint. Denn wenn die FK Austria Wien International Marketing GmbH vom „strategischen Partner“ nicht mit finanziellen Mitteln ausgestattet wird, kann die FK Austria Wien AG auch keine Zahlungen von dieser erwarten. Nicht zu vergessen ist der Umstand, dass die FK Austria Wien International Marketing GmbH zu 70 Prozent Insignia gehört und nur zu 30 Prozent der Austria.
Aus atmosphärischer Sicht ist die Beziehung zwischen Austria und Insignia aber anscheinend sowieso in die Brüche gegangen. Der Kurier schreibt heute, dass das sogenannte „Collaboration Agreement“ zwischen der Austria und Insignia erstmals im Jänner von beiden Seiten gekündigt werden kann. „Durchaus wahrscheinlich, dass die Austria diese Option zieht“, heißt es dazu im Kurier.