Am 5. Juni starten die Vienna Vikings in ihre erste ELF-Saison. Nicht nur sportlich sondern auch wirtschaftlich betritt Vikings-CEO Karl Wurm absolutes Neuland. Im exklusiven Interview mit sportsbusiness.de spricht Wurm über Budget, Zuschauererwartungen, Sponsorenvermarktung und Profis im österreichischen Football-Sport.
Es ist also fixiert: Die Vienna Vikings werden ihre Heimspiele in der ELF in der Generali Arena abhalten (>> siehe hier). Was farblich bereits gut passt, soll nun zwischen Fußball und Football für Synergien sorgen. Für Vikings-CEO Karl Wurm ist dies alles Neuland: Statt früher auf der charmanten aber nicht unkomplizierten Hohen Warte kickt man nun in einem der modernsten Stadien Österreichs und hat plötzlich bis zu acht Profis im Team. Das alles muss finanziert werden. Wie genau, das erklärt Wurm im sportsbusiness.de-Interview. Eines ist für Wurm klar: „Wir sind absolute Profis im Führen eines Amateurvereins, aber absolute Amateure im Führen eines Profivereins.“
sportsbusiness.de: Wie sieht die Kalkulation der ELF-Spiele bezüglich Zuschauer aus?
Karl Wurm: Unsere Kalkulation bzgl. der Zuschauer geht von 5.000 bis 7.000 pro Spiel aus. Das ist in einem Land, wo der Besuch eines Sportplatzes nicht gerade an erster Stelle steht, ein sehr ambitioniertes Ziel. Wir haben aber sehr attraktive Gegner. Es wird aber wie immer auf die Qualität des Sports ankommen – wenn die sportliche Qualität stimmt, werden auch die Zuschauer kommen.
Ist die Saison eigentlich schon ausfinanziert oder ist dies eine Investition in die Zukunft?
Wir sind absolute Profis im Führen eines Amateurvereins, aber absolute Amateure im Führen eines Profivereins. Wir haben in unserem Vorstand Personen, die im Berufsleben eine bemerkenswerte Karriere hingelegt haben. Gemeinsam mit unseren Anwälten wurde ein Budget erstellt. Es sieht gut aus, aber mehr können wir heute nicht sagen, weil die ELF Neuland für uns ist. Wir können nicht wie die Austria mit bestehenden Kalkulationen planen.
In der 2. Liga des österreichischen Fußballs gibt es mit Profis und Amateuren eine ähnliche Struktur. Dort liegen die Budgets schon im siebenstelligen Bereich. Wie hoch ist das Budget der Vikings für die ELF?
Nein, das ist in der ersten Saison nicht zu generieren. Da können wir dann im September weiterreden. Entweder sagen wir dann: „Danke, das war es und wir sind Pleite“ oder „Jetzt geht es erst so richtig los“.
Aber wie hoch ist das aus jetziger Sicht kalkulierte Budget?
Es ist ein Budget weit über dem, was ein österreichischer Amateurverein hat, aber auch weit weg von einem siebenstelligen Betrag.
Wie sieht die Struktur des ELF-Teams aus?
Bei dem Owner-Meeting wurde gesagt, dass wir den Spielern nicht zu viel zahlen sollen. Die ELF versucht dadurch, das Budget so günstig wie möglich zu machen. Man darf in einem ELF-Team vier echte Imports – Amerikaner, Kanadier, Japaner oder Mexikaner – haben, dann noch acht europäische Spieler, die nicht aus dem eigenen Land kommen, und der Rest (29 Spieler) müssen Spieler aus Österreich sein. In den kommenden Jahren soll der Anteil der Home-Grown-Spieler dann kontinuierlich steigen.
Wie viele Profis werden im ELF-Team der Vikings dabei sein?
Jeder Spieler bekommt Geld, die vier Amerikaner sind Vollprofis, von den acht europäischen Spielern werden auch vier sein, die das hauptberuflich machen. Eines möchte ich auch noch sagen: Die österreichischen Spieler bekommen Beträge, da würde sich ein österreichischer Fußballer nicht einmal die Schuhe zubinden. Anders geht es derzeit auch nicht.
Wie sieht es mit dem Thema Sponsoren aus?
Wir haben sehr interessante Gespräche derzeit mit potenziellen Partnern. Wir sind hier in einem Bereich, wo ein Sponsor für ein großes Paket 200.000 bis 300.000 Euro auf den Tisch legen muss. Einen Großteil der Sponsorenfläche hat die Liga für die Zentralvermarktung reserviert, wir selbst haben noch drei Möglichkeiten für Partner, auf dem Dress oder auf dem Helm etwas zu verkaufen. Jeder, der etwas machen möchte, wird aber etwas finden, es gibt noch andere Möglichkeiten.
Hinweis der Redaktion: Die Vikings heißen der ELF „Vienna Vikings“, während sie in der AFL den Namen „Dacia Vikings“ tragen. Das liegt daran, dass das Sponsoring „nur“ für die AFL abgeschlossen wurde. Ob Dacia das Sponsoring nun auch auf das ELF-Team erweitert, ist offen.
Auch die Logen sind in der Generali-Arena ein Thema …
Wir haben 12 Logen, die pro Spiel um 2.400 Euro zu haben sind. Zudem gibt es VIP-Karten um 240 Euro, mit Do&Co-Buffet. Bei allem Respekt, das ist nicht mehr die Hohe Warte, das ist ein Schritt ins Erwachsenwerden. Es werden aber auch die normalen Eintrittskarten mehr kosten.
In welchem Rahmen wird man sich bei den Ticketpreisen bewegen?
Wir sind hier im Fußball-Rahmen, zwischen 20 und 40 Euro. Es wird auch eine Saisonkarte geben, zudem für die Austria-Abonnenten ein Angebot machen. Die Ost-Tribüne bleibt allerdings leer, außer die Austria-Fans wollen selber dort dabei sein.