Philipp Frenzl ist Co-Geschäftsführer von gooodsports, das seit einiger Zeit in Österreich aktiv ist und SportlerInnen bei wichtigen Themen wie Verträge, Finanzierung oder steuerrechtlichen Themen berät. Im exklusiven sportsbusiness.de-Interview spricht Frenzl über die Aufgabengebiete und Herausforderungen, die sich für SportlerInnen, Vereine, Verbände aber auch Eltern ergeben.
Mit Philipp Frenzl (rechts im Bild), Adam Mogyoro (mittig) und Florian Sturm (links) haben sich drei ehemalige Fußallprofis unter der Marke „gooodsports“ (>> Homepage) mit geballter Expertise unter einem Dach vereint, um Profis und zukünftige Profis zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere optimal zu beraten. Die Mission: Bessere Verträge, bessere Entscheidungen, bessere Planung, bessere Investitionen, bessere Beratung und besserer Schutz.
++ sportsbusiness.de exklusiv – das Gespräch führte Michael Fiala ++
Seit einiger Zeit ist „gooodsports“ in Österreich aktiv. Wer oder was steckt hinter „gooodsports“?
Philipp Frenzl: Neben meiner aktiven Profisportkarriere studierte ich Rechtswissenschaften und begann danach als Rechtsanwalt zu arbeiten und bin heute Partner bei einer renommierten Wirtschaftsanwaltskanzlei (Völkl Rechtsanwälte), Lektor an der WU (Wirtschaftsuniversität Wien) und war Aufsichtsratsmitglied eines internationalen Telekommunikationsunternehmen. Gemeinsam mit Adam Mogyoro, den ich schon seit frühen Profisport Tagen kannte, der parallel zu seiner aktiven Fußballkarriere berufsbegleitend Steuerrecht studierte und als Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder die FreshTax Steuerberatungskanzlei gründete, hatten wir die Idee „die Fallen, Fehler, Probleme, Tragödien des Profisports und Ungerechtigkeiten sowie Härtefälle“, die wir in unserer Zeit als Profisportler gesehen und oft selbst erlebt hatten, entgegenzuwirken. Unser akademischer Hintergrund und die nun ebenfalls schon langjährigen Erfahrungen aus der Businesswelt gab uns schließlich das Rüstzeug den Service und Support Sportlern in all Ihren Karriere-Phasen anzubieten, den wir selbst in unserer aktiven Sportkarriere nie gehabt und immer gesucht und gewünscht hätten. Als Dritten im Bunde konnten wir mit Florian Sturm, mit dem ich in diversen Jugend-Nationalteams bis zum U-21-Nationalteam gespielt habe, der ebenfalls Profisport-, business- und Finanzbranche-erfahren ist und sich nach 14 Jahren Profifußball sein eigenes Business aufgebaut hatte, gewinnen.
Wie würden Sie die Tätigkeiten mit ein paar Sätzen beschreiben?
Wir haben das harte Profigeschäft selbst in all dessen Intensität erlebt. Unsere Klienten kommen zu uns, weil wir Ihre Sprache sprechen, weil wir Ihre Probleme selbst hautnah erlebt haben. Wir fühlen mit. Wir verstehen. Wir lösen diese gemeinsam und stellen sicher, dass sich unsere Sportler wieder ausschließlich auf den Sport konzentrieren können. Die Sportler haben ja in Ihren Karrierephasen unterschiedliche Herausforderungen. Zu Beginn Ihrer Laufbahn gilt es einen Profivertrag zu bekommen…
Was kann gooodsports dabei konkret machen?
Wir helfen, unterstützen und beraten junge Talente und deren Eltern bereits in der Frühphase ihrer Karriere, sei es beim Abschluss von Verträgen, etwa Ausbildungsverträge mit Akademien, Jungprofiverträge oder Verträge mit Spielervermittler. Eine professionelle Beratung ist bereits in diesem Stadium der Karriere enorm wichtig, da die Sportler bzw. die Eltern mit zahlreichen Verträgen und Klauseln und Formulierungen konfrontiert werden, deren (langfristigen) Auswirkungen die Sportler bzw. Eltern in der Regel nicht – ohne fachliche Beratung – beurteilen können.
Welche Fehler werden dabei meistens gemacht?
Oft sind Eltern und Sportler nur froh endlich einen Profi-Vertrag zu bekommen, dass Sie beinahe alles unterschreiben. Verständlich. Wir nennen das FOMO – Fear of Missing Out – die Angst etwas zu verpassen. Und Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Unsere Beratung soll als Entscheidungshilfe für den nächsten Karriereschritt hilfreich sein und vor bösen Überraschungen schützen. Zu berücksichtigen ist: Verträge werden für die Scheidung geschlossen – nicht für die Honeymoon Phase. (lacht).
Wie geht man konkret vor?
Im Rahmen unserer Zusammenarbeit wird als erster Schritt der Ist-Zustand in den Bereichen Vertrag/Recht/Steuer/Absicherung beurteilt und eine vertraute Basis geschaffen, wobei wir mit dem Sportler langfristig zusammenarbeiten und sein Umfeld, bestehend aus Vater, Mutter und Spielervermittler, erweitern, und somit Teil Ihres professionellen Umfeld werden. Ganz nach dem Grundsatz „Vertrauen ist gut, Vertraute sind besser“ sehen wir uns als Wegbegleiter, die Sportler unterstützen, damit diese weiterhin ihren Fokus auf das Sportliche richten können.
Können Sie die Leistungen an einem konkreten Beispiel erzählen?
Als zentrale Anlaufstelle („One-Stop-Shop“) können wir alle Dienstleistungen, die der Sportler benötigt, abdecken bzw. durch externe Experten erbringen. Ein Beispiel: Neulich hat bei einem Spielertransfer der jeweilige Spielervermittler die Transferbedingungen ausgehandelt, ich als Rechtsanwalt den Spielervertrag geprüft, die Sponsor- bzw. Werbeverträge auf Vereinbarkeit mit dem Spielervertrag abgestimmt, Adam die Modalitäten aus steuerrechtlicher Sicht beurteilt und die optimale Vorgangsweise erarbeitet (hier ist oft die Doppelbesteuerung ein Thema, schließlich will niemand zweimal Steuer zahlen) und Florian hat die notwendigen Versicherungen auf deren Auslandstauglichkeit überprüft und auf die neuen (finanziellen) Rahmenbedingungen angepasst. Passend an dieser Stelle zu erwähnen ist auch, dass es auch Spieler gibt, die auf einen Berater verzichten und die Verträge mit Vereinen selbst aushandeln. Ganz ohne (juristische) Hilfe wird man am Ende aber auch nicht auskommen. Zu komplex sind vor allem die Dinge, die über die reine Frage nach Gehalt und Laufzeit hinausgehen. Bekanntestes Beispiel ist Joshua Kimmich von FC Bayern München, der seinen Vertrag selbst aushandelte und nur seinen Anwalt bei den Vertragsverhandlungen hinzuzog.
Wie teilen Sie sich die Aufgaben auf?
Auch abseits des Sports bspw beim Erwerb einer Liegenschaft oder Gründung/Beteiligung von/an Gesellschaften (die Errichtung der Verträge und die Treuhandschaft würde ich als Rechtsanwalt übernehmen, während sich Florian um die Finanzierung bemüht und Adam als Steuerberater steuerrechtlich begleitet) würde für die Abwicklung eine Anlaufstelle bestehen. Sportlerkarrieren sind manchmal kurz oder werden ungeplant unterbrochen – hier hilft es gut und rechtzeitig versichert zu sein. Wie wir alle wissen, bei Versicherungen kommt es auf das Kleingedruckte an. Sportlerkarrieren dauern im Durchschnitt 13 – 15 Jahre – das ist nicht im Blickfeld eines jungen Sportlers, sie haben andere Sorgen. Wir helfen daher beim beabsichtigten Kauf einer Immobilie/Liegenschaft, Gründung von oder Beteiligung an Gesellschaften etc., damit der Übergang vom Profi zum Unternehmer fließend erfolgt.
Ein wichtiges Thema sind Spielerverträge. Warum ist Beratung in diesem Bereich so wichtig?
Nicht nur vor Abschluss von Spielerverträgen ist eine Beratung oder einfach auch mal nur eine zweite Meinung essentiell, sondern vor Abschluss von diversen Verträgen, etwa mit Spielervermittlern, Werbe- bzw. Sponsorverträgen oder Ausbildungsverträgen. Den Fehler, sich keine professionelle Beratung zu holen, machen nicht nur junge Sportler, das sehen wir auch täglich bei jungen Unternehmern. In der Regel macht aber keiner den Fehler ein zweites Mal. Die negativen Auswirkungen, der persönliche Schaden, jahrelang mit unvorteilhaften Vertragsbedingungen zu leben, sind einfach zu hoch. Sportler haben in Ihrer relativ kurzen aktiven Zeit vielleicht die Chance auf fünf, sechs Spielerverträge, jeweils mit Laufzeit von einigen Jahren. Das will man einfach nicht vergeigen und auch rund um den Spielerverträge sollte versucht werden, das Optimum heraus zu holen.
Was wir außerdem sehen, ist, dass erfolgreiche Sportler richtig gut darin sind, ein professionelles Team um sich aufzubauen. Sportler fordern Höchstleistung von sich selbst ab – das wollen die dann auch von Ihrem Rechtsanwalt über Steuerberater bis zum Spielerberater sehen. Uns ist es auch ein Anliegen, dass die Sportler oder auch die Eltern wissen, was Sie unterschrieben, bevor sie den Vertrag verbindlich unterzeichnen. Bei der Gestaltung der Spielerverträge ist auch der Kollektivvertrag der österreichischen Fußball-Bundesliga zu berücksichtigen, der das Arbeitsverhältnis der Spieler/Spielerinnen zu den Klubs regelt und für die beiden höchsten Spielklassen, also für Vereine und Spieler der 1. und 2. österreichischen Fußball-Bundesliga (nicht jedoch für Spielklassen darunter, etwa Regionalligen) gilt. Dieser enthält Mindestbedingungen (bspw. Mindestlohnbestimmungen), von den zu Lasten des Spielers im Spielervertrag nicht abgewichen werden kann. Darüber hinaus sollte auch die Laufzeit des Vertrages, eine Optionsvereinbarung (Beispiel: Karim Onisiwo: Der Vertrag zwischen Fußballer Karim Onisiwo und dem SV Mattersburg wurde in erster Instanz für nichtig erklärt; ein Streitpunkt waren dabei die Optionen), eine Ausstiegsklausel, der (Nicht)Einsatz bei den Amateuren (denn ein Ausschluss aus der Kampfmannschaft ist nicht ohne weiteres erlaubt) geregelt und geprüft werden.
Welche Konfliktfelder gibt es noch?
Problematisch ist oftmals auch die ohne jede Einschränkung erfolgte Abtretung der höchstpersönlichen Bildrechte an den Verein, die den Spieler den Abschluss von Werbedeals erschweren – einfach ausgedrückt, ein externer Sponsor darf kein Foto des Sportlers für seine Werbung verwenden – und dann macht das Sponsoring für den Sponsor eben wirtschaftlich keinen Sinn mehr. Nein, Sponsoren sind keine uneigennützigen Philanthropen, die einfach Geld verschenken. Regelmäßig diskutieren wir auch die Auslegung, dass der Sportler laut Kollektivvertrag auch keiner anderweitigen Tätigkeit nachgehen darf, die geeignet ist, ihn an der vollständigen und genauen Erfüllung seiner Verpflichtungen gegenüber dem Klub zu hindern; darunter könnte beispielsweise ein Studium, Fachhochschule oder auch eine andere parallele Ausbildung fallen, insbesondere wenn es die eine oder andere Überschneidung mit dem Training gibt.
Es geht bei „gooodsports“ aber auch darum, die SportlerInnen in verschiedenen Phasen zu beraten: Wie offen zeigen sich die Athletinnen dabei?
Profis laufen zum Teil fast immer die gleichen Phasen durch: In der Frühphase der Karriere zwischen Jugend und Profifußball gibt es die ersten Kontakte mit Spielervermittlern bzw. mit den ersten Verträgen (etwa Ausbildungsverträge mit Akademien, Jungprofiverträge etc.). Bereits in dieser Phase prüfen wir Verträge; bspw. könnte es bei Ausbildungsverträgen mit Akademien zu einem Ausbildungskostenrückersatzanspruch des Vereins gegenüber dem Spieler bzw. dessen Eltern kommen; neuerlich habe ich einen solchen Vertrag geprüft, das kann teuer werden.
Kommen die SportlerInnen rechtzeitig?
Leider sehen wir oft, dass Profis erst nach Abschluss dieser Verträge, oder nach Aufforderung vom Finanzamt oder nach einer ernsthaften Verletzung, sich bei uns melden, um einen Weg aus den Vertrag zu finden. Im Profibereich geht es dann auch schon um den Abschluss von Werbeverträgen, Transfers, aber auch um den Aufbau eines zweiten Standbeins („Karriere nach der Karriere“), damit der Übergang vom Profi zum Unternehmer fließend erfolgt.
Wir weisen unsere Sportler auch proaktiv auf Chancen und Risiken hin, bspw. vergessen viele Sportler ihren Steuerausgleich zu machen oder lassen sich im Bedarfsfall nicht mehrere unabhängige Versicherungs- und/oder Finanzierungsangebote einholen oder wissen nicht, dass bei einer oder mehreren schweren Verletzungen, die aus Arbeitsunfällen (Training oder Match) resultieren eine Versehrtenrente beantragt werden kann. Auch dabei unterstützen wir und machen die gesamte Abwicklung für den Sportler.
Kann man verraten, für welche Klienten in Österreich man aktiv ist?
Grundsätzlich steht Diskretion bei gooodsports an oberster Stelle. Auch aufgrund unserer berufsrechtlichen Vorgaben als Rechtsanwalt und Steuerberater unterliegen wir der Verschwiegenheitspflicht. Dennoch haben uns ein paar Sportler ihre ausdrückliche Zustimmung erteilt, sie hier erwähnen zu dürfen. Wir freuen uns sehr, Spieler wie bspw. Yusuf Demir und dessen Familie sowie Ercan Kara, Veli Kavlak, Christoph Monschein oder Thomas Murg auf Ihren Weg begleiten zu dürfen. Wir beraten aber auch ehemalige Aktive wie etwa Christopher Drazan, Herbert Gager oder die ehemaligen Handballnationalteamspieler Martin Abadir und Vytas Žiūra sowie den ehemaligen Eishockeynationalteamspieler Andre Lakos.