Moderator, Keynote-Speaker, Werbestimme und vieles mehr: Ronny Leber ist seit vielen Jahren mit dem Sport verbunden. Im Exklusiv-Interview mit sportsbusiness.de erzählt er über „das Erlebnis“ des Stromausfalls beim ÖFB-Spiel gegen Dänemark und die rettende Idee der Lichterwelle, den Werdegang seiner Karriere, die spannendsten Persönlichkeiten und warum man als Moderator eine Brücke ist.
sportsbusiness.de exklusiv – das Gespräch führte Michael Fiala
sportsbusiness.de: Kommen wir zu Beginn deiner Karriere: Du bist lange in der Sportwelt unterwegs; blicken wir einmal zurück. Wie war Dein Eintritt in den Sport – War es ein lang verfolgtes Ziel oder Zufall?
„Es war wirklich ein Zufall. Ich habe mir nie gedacht, dass ich in der Welt des Sports lande. Ich war zwar immer sehr sportbegeistert, selber aktiv und habe auch passiv diverse Großereignisse verfolgt. Trotzdem habe ich mir nie gedacht, dass ich im Sport einmal beruflich lande.
Wie war Dein Werdegang?
Ich habe zuerst auf der WU BWL studiert und dann nebenbei begonnen, zusätzlich Sport zu studieren, ohne konkrete Ziele. Der Wille war da und so habe ich dann neben meinem WU-Studium auch das Sportstudium abgeschlossen. Danach habe ich mir die Frage gestellt, was ich jetzt eigentlich weitermachen möchte. Eine Frage, die man sich wahrscheinlich vorher stellen sollte. Aber es ist nie zu spät, sich zu fragen, was man wirklich machen will. Ich hatte sehr viele Interessen und hatte schon viele verschiedene Jobs. Ich war zum Beispiel ein paar Jahre im Door-to-Door-Verkauf: Für die Telekom Austria war ich bei über 3.000 Österreichern zuhause.
Dann habe ich jahrelang neben der Universität Schulungen für Arbeitslose gehalten. Ich wusste aber auch, dass ich das nicht langfristig machen möchte. Bei meinen Überlegungen habe ich das Thema Geld einmal völlig außer Acht gelassen. Ich dachte mir, wenn du etwas machst, in dem deine Leidenschaft steckt, dann wirst du auch gut darin sein und dann wirst du auch einen Weg finden das zu monetarisieren. Als Nächstes, habe ich mir wochenlang folgende Fragen immer wieder gestellt: Was mache ich gerne in meiner Freizeit? Wofür gebe ich gerne Geld aus? Worüber unterhalte ich mich mit meinen Freunden? Was bewegt mich emotional?
Was war die Antwort auf diese Fragen?
Ich kam immer wieder zur selben Antwort: Schon als Kind haben mich Ereignisse begeistert, die die ganze Welt zusammenführen. So wie Olympische Spiele oder Fußballweltmeisterschaften. Das ist ein Umfeld, in dem ich gerne arbeiten möchte. Ich hatte jedoch keine Vorstellung als was und noch weniger wie. Zuerst im Jahr 2008 gingen meine Gedanken in Richtung Sportmanagement oder Sportmarketing und genau in dieser Zeit ist die Rapid-Akademie an mich herangetreten. Sie haben jemanden gesucht, der einmal im Monat am Samstagnachmittag für 70 Euro pro Spiel moderiert. Das Tollste für mich war aber die Einladung zur Weihnachtsfeier und das Jahresabo für die Kampfmannschaft im Stadion. Ich habe das vier Jahre gemacht und es hat Spaß gemacht, aber auch da dachte ich noch nicht, dass das einmal meine Karriere wird.
Das war also Dein erster Moderationsjob?
„Ja, so kann man das sagen. Am 25. Juni 2009 – der Tag an dem Michael Jackson starb – war ich auf der Schmelz bei einem Fest von der Sportuni und habe als DJ auflegt. In den frühen Morgenstunden habe ich mich mit einer Kollegin unterhalten, die bei den Vienna Capitals gearbeitet hat. Ich fragte sie direkt, ob sie nicht einen neuen Stadionsprecher suchen würden.
Am nächsten Tag rief sie mich an und sagte mir, dass sie tatsächlich gerade einen suchen würden. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich in meinem Leben drei Eishockey-Matches live gesehen, im Fernsehen ein paar NHL-Spiele, aber mit österreichischen Spielen hatte ich gar keine Berührungspunkte. Ich musste erstmal die Teams und vor allem die Spieler kennenlernen.
Ein paar Gespräche später, habe ich dann meine Chance bekommen. Es war aus heutiger Sicht natürlich ein Himmelfahrtskommando. Das erste Match von den Capitals, das ich live gesehen habe, habe ich moderiert und die Musik dazu aufgelegt. Ich habe mich schon vorab mit den Fanclubs ausgetauscht, was ihre Wünsche sind und was gut funktioniert. Ich bin zu allen anderen Eishockeyclubs in Österreich gefahren und habe mir Matches angeschaut, um Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln. Ich habe mir Beachvolleyball-Spiele und Handballspiele angeschaut um zu sehen, welche Lieder sie dort spielen und wie sie mit den Fans interagieren. Gleichzeitig habe ich sofort eine Sprecherausbildung begonnen, weil ich in dem Bereich gerne wachsen wollte. Das Gehalt des ersten Jahres ist komplett in diese Ausbildung geflossen. Nach dem ersten Jahr war dann auch endgültig der Wunsch da, dass das meine Karriere wird. So hat es begonnen.
Haben sich daraus die nächsten Engagements ergeben? Auf der Capitals-Bühne wird man ja wahrscheinlich wahrgenommen.
„Ja, auch. Aber meine Freunde wussten dann auch, dass ich das gemacht habe. Es haben sich daraus ein paar spannende Sachen ergeben. 2009/2010 war meine erste Capitals-Saison und ich habe das neun Jahre lang gemacht. 2010 hat der ÖFB jemanden gesucht der Musik schneiden kann und Freunde haben mich empfohlen. Wir haben uns daraufhin damals für den ÖFB ein Konzept überlegt. Die Idee war es, Fixpunkte bei Länderspiele zu machen. Wenn die Mannschaft zum Warmup rauskommt, wenn die Mannschaft im Tunnel ist, Tormusik – es ist immer das Selbe, egal wo der ÖFB spielt. So etwas wir eine Corporate Identity.
Mein Job war es dann, die Musik dazu zu suchen und zusammenzuschneiden. Das erste Mal war das 2011 beim Heimspiel gegen Belgien. Kurz davor haben wir uns getroffen, ich habe die ganzen Files übergeben und gefragt, wer das denn beim Spiel macht und habe vorgeschlagen, dass man einen eigenen DJ darauf ansetzen könnte. Nach einer kurzen Bedenkzeit wurde ich dazu engagiert.
Dann habe ich bei allen Heimspielen im Ernst-Happel-Stadion die Musik gemacht und habe 2011 auch mein erstes Cup-Finale und später dann auch alle Länderspiele außerhalb des Ernst Happel Stadions moderiert. So wurde und war der ÖFB ein fixer Kunde.
Kurz darauf hast Du ja auch deine erste WM moderiert …
Zusätzlich wusste ich, dass die Football-WM 2011 nach Österreich kommt und habe beim Verband angerufen und angefragt, ob ich moderieren könnte. Erfahrung hatte ich damit noch keine, deswegen habe ich 2010 für die Schülermannschaft der Vienna Vikings jede Woche gratis moderiert – und so war ich dann 2011 bei der WM dabei.
2012 waren die Olympischen Jugendspiele in Innsbruck, wo ich mich auch aktiv beworben habe. Durch die Eishockey-Erfahrung aus Wien, habe ich dort dann den Eishockey-Bewerb moderiert. 2013 bei der Ski-WM in Schladming habe ich die Gösser-Fanarena moderiert. 2014 dann die Erste-Bank-Open in der Stadthalle. So hat also eines das andere ergeben. Der Vienna City Marathon kam dann noch dazu und 2017 auch das erste Box-Event.
Du hast also mit den ersten Referenzen, die Du Dir erarbeitet hast und viel Eigeninitiative Dein Auftragsnetzwerk Schritt für Schritt erweitert?
Ja. Ich habe auch am Anfang einmal Tischtennis moderiert. Im Finale waren zwei Chinesen und es war klar, dass der Gewinner die neue Nummer eins in der Weltrangliste ist – da waren 300 Millionen chinesische Zuschauer live im Fernsehen dabei. Sogar Turniertanz habe ich bereits moderiert. Ich habe einfach alles angenommen, unabhängig davon, was dabei mitgekommen ist.“
Ronny, auch wenn es die meisten nicht mitbekommen haben, aber Du warst mitverantwortlich dafür, dass beim großen Stromausfall im Ernst Happel Stadion vor dem Match Österreich gegen Dänemark die Fans bei Stimmung gehalten wurden? Erzähl bitte diesen Abend aus Deiner Sicht der Dinge …
Ha… da bereitest du dich stundenlang auf ein Spiel vor und dann passiert das Unerwartete. Dafür bereitest du dich deine ganze Karriere vor. Da ich seit 2011 als Teil des Entertainmentteams bei so gut wie jedem Österreich Länderspiel auf heimischem Boden als Stadionmoderator oder DJ mit dabei war konnte ich zum Glück schon auf einen breiten Erfahrungsschatz zurück blicken. An diesem Abend war ich für die Musik im Stadion verantwortlich. Plötzlich ist 30 Minuten vor Spielbeginn das Licht aus und du machst erst mal normal weiter. 20 Minuten später ist klar „das Spiel könnte sich um ein paar Minuten verzögern.“ Du hast aber keine Ahnung wie lange es dauert und ob heute noch etwas passiert. Zum Glück sind Andy Marek, der an diesem Tag Stadionmoderator war, und ich bereits seit Jahren ein eingespieltes Team. Uns war schnell klar, wir müssen das Publikum informieren und unterhalten. Das war natürlich kreative Höchstarbeit. Wir haben uns abgesprochen, was uns einfällt. Da kam mir auch meine Erfahrung vom Eishockey zu Gute, wo es auch darum geht mit dem Publikum zu interagieren. Und dann war da noch die Lichtwelle: als ich das dunkle Stadion gesehen habe, kam mir die Idee, da wir ja sonst nie so eine Möglichkeit haben. Den Donauwalzer mit deiner Lichterwelle, die via Handytaschenlampen durch das Stadion ging. Die Bilder gingen um die Welt.
Mit Spielverschiebungen hattest du allerdings schon Erfahrung, denn du warst beim Regenmatch Österreich vs Deutschland in Klagenfurt der Stadionmoderator. Hat dir diese Erfahrung beim Stromausfall im Happel Stadion geholfen?
Ja natürlich. In so einer Situation hilft dir jede Erfahrung. Der große Unterschied zu Österreich vs. Deutschland 2018 war, dass damals jeder sehen konnte, was da vom Himmel gerade runter kommt. Auch damals stand das Spiel auf der Kippe. So wie viele Fans habe auch ich mich monatelang auf das Spiel gefreut und das letzte, was du als Stadionmoderator willst, ist es einem vollen Stadion zu sagen, dass sie nach Hause gehen können. Auch damals ging es darum, das Publikum in einer positiven Stimmung weiter auf einen möglichen Spielbeginn vorzubereiten. Als es dann endlich so weit war waren die 30.000 Menschen mit vollen Emotionen dabei. Beim Sieg nach Spielende sowieso.
Wie gehst du etwas an, wenn Du etwas wie Tanzen moderierst – also keine sportlichen Fachkenntnisse haben?
Ich habe sechs Jahre lang Turniere getanzt. Da habe ich auch eine Turnierleiter-Ausbildung gemacht. Das war für mich also relativ einfach. Aber für Tischtennis habe ich mich zum Beispiel drei Stunden mit Ex-Weltmeister Werner Schlager zusammengesetzt und mir alles erklären lassen. Immer auch mit einer gewissen Demut. Nicht nur „erkläre mir den Sport“, sondern „erkläre mir das Publikum“ und was sind deren Bedürfnisse?“
Man muss ja alle unterschiedlich bedienen – beim Fußball kann man nicht so agieren, wie beim Beachvolleyball. Das muss man sicher individuell abstimmen, oder?
Absolut. Das beginnt schon bei der Musikauswahl. Als Moderator muss man grundsätzlich mit der Einstellung hinkommen, dass man die Brücke ist. Man ist nicht der, der den Leuten erklärt wie es funktioniert, sondern du bist der, der das Erlebnis größer machen kann und, der das Publikum zusammenbringen kann mit dem, was passiert.
Im Laufe der Zeit habe ich dann auch immer mehr Business-Moderationen gemacht. Das ist auch interessant, weil da oft spannende Unternehmen dabei sind. Vor der Pandemie 2019 waren zwei Drittel meines Umsatzes aus Business-Moderationen. Die sind auch oft besser bezahlt, als Sportmoderationen und es ist eine großartige Bühne, um sich zu präsentieren.“
Wie ist es Dir während der Pandemie ergangen? Das waren ja dann sicher herbe Umsatzverluste.
„Zu Beginn nützte ich die Pause, um mich neu aufzusetzen und war noch relativ entspannt. Für mich war wichtig, dass ich selber Kontrolle über mein Mindset behalten habe. Weil du zu jeder Zeit – egal was dir passiert im Leben – immer drei Fragen beantworten musst. Die erste Frage ist: Worauf fokussiere ich mich? – fokussiere ich mich nur darauf, wie schlimm das jetzt ist? Ich hatte im Jahr 2020 über 80 Prozent Umsatzeinbußen. Oder fokussiere ich mich auf die Möglichkeiten und Chancen?
Die zweite Frage war: Was bedeutet das für mich und welche Bedeutung gebe ich dem? Die dritte Frage ist: Was mache ich jetzt und welche Aktionen setze ich? Ich startete 2020 einen Blog und habe viel auf der Webseite gearbeitet. Als dann absehbar war, dass das alles doch länger dauern wird, ist das Thema Fernsehen aufgekommen.
Im Sommer 2020 hatte ich dann ein erstes Gespräch mit oe24.TV, um Nachrichten zu moderieren. Aus dem wurde damals nichts. Im März 2021 habe ich dann begonnen und ich bin sehr dankbar, weil ich in diesem einen Jahr sehr viel gelernt habe. Ich hatte mehr 1.500 Stunden live On Air und circa 600-700 Interviews. Es ist unglaublich, wie schnell man sich verbessert. Obwohl ich schon so viel Erfahrung hatte, ist es etwas ganz anderes, acht Stunden am Tag live zu moderieren.
Ich bin nicht nur Moderator – ich bin ein flexibler Moderator. Ich habe Gesprächsgäste zum Thema Fußball, danach kommen zwei Physiker und wir sprechen über Themen wie Raumfahrt, danach eine Newssendung, eine Tierschutzsendung und dann wieder ein Gespräch über Sport. Es ist sehr spannend, so eine Bandbreite an Persönlichkeiten zu interviewen. Politiker, Wirtschaftstreibende, Sportler, etc. – diese Erfahrung wird mir niemand mehr nehmen können.“
Wer sind die spannendsten Persönlichkeiten, die Du interviewt hast?
„Zum einen bin ich sehr dankbar, dass ich diesen Job machen darf, weil es eine Möglichkeit ist, sich mit unglaublich spannenden Menschen auszutauschen. Eines meiner großen Highlights war es, Tom Brady zu treffen. Aber natürlich auch national Persönlichkeiten wie Marcel Koller, Michi Dorfmeister, Fritz Strobl, Andi Goldberger und Hermann Maier. Ganz besonders war für mich auch Gerlinde Kaltenbrunner, die als erste Frau der Welt alle Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen hat.“
Blick in die Zukunft: Wohin wird es Dich treiben?
„Diese Frage kann ich vor allem an meinen Zielen abarbeiten. Ich möchte zum Beispiel einmal einen Heavyweight-Championship-Kampf im Boxen moderieren, oder auch, bei einer Fußball-WM oder EM zu moderieren. Auch in Amerika kann ich mir Einiges vorstellen.
Mein Anreiz sind einfach coole und große Geschichten, das kann vielleicht auch mehr in den Bereich Entertainment fallen. Ich kann mir schon auch vorstellen, etwas im Show-Bereich zu moderieren, was in Richtung Fernsehen oder sogar einer Late Night Show geht. Ich glaube, egal was man tut, ist es wichtig auch die Lerneffekte daraus mitzunehmen.