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Beach Soccer: „Es braucht einen „G’störten“ und einen, der es zahlt“ [Exklusiv]

(c) Beach Soccer Austria

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Aleksandar Ristovski ist Österreichs „Mr. Futsal“. Nun schickt er sich an, den Eventableger Beach Soccer hierzulande zu etablieren. Ein Bohren harter Bretter, auch beim ÖFB, denn eine Integration in den Verband und eine offizielle Nationalmannschaft gibt es im Gegensatz zu anderen Ländern nicht.

++ sportsbusiness.de exklusiv von Georg Sander ++

Seit Ende der 90er-Jahre gibt es den Sport Beach Soccer. Der Kick auf Sand ist aber hierzulande wenig präsent, vielleicht bekommt ihn der eine oder andere beim Scrollen auf TikTok in die Timeline gespült. Aleksandar Ristovski will das ändern. Er war selber Unterhauskicker und ist im Betreuerteam des Futsal-Nationalteams, da und dort nennt man ihn Mr, Futsal, weil er dafür gesorgt hat, dass Österreich nicht als letztes FIFA-Land eine offizielle Nationalmannschaft im modernen Hallenkick hat. Pech für Liechtenstein und die Färöer, die keines haben.

Ganz anders ist das bei den Nachbarn aus der Schweiz, die wie Österreich bekanntlich auch keinen Meereszugang, keinen Beach im engeren Sinne, haben. Dort gab es einen „Verrückten wie mich“, wie es Ristovski ausdrückt. Das Ergebnis: Das Nachbarland schaffte bei den Herren 2019 den Viertelfinaleinzug bei der offiziellen FIFA-WM und holte 2021 gar Bronze. Die Frauen wurden zwei Mal Vizeeuropameisterinnen und gehören zur Spitze des Kontinents. Was es braucht, sagt Ristovski ganz klar: „Es braucht einen „G’störten“ und einen, der es zahlt.“

Rückblende: Klaus Lindenberger nahm sich der Sache an

Vor mehr als zwei Jahrzehnten war Beach Soccer schon eine große Sache in Österreich. Der „G’Störte“ damals: Klaus Lindenberger, legendärer Keeper, WM-Goalie 1990. Der, der es zahlt: Telekom Austria. Das Ergebnis waren neun Landesligen und in Finalturnier in Velden am Wörthersee, Herbert Prohaska war Nationaltrainer, gekickt haben Ex-Profis, Österreich nahm an der Golden League, einer Nationenliga für Herrennationalteams, teil. „Die Telekom ist ausgestiegen und das war das Ende“ erinnert sich Ristovski, der damals noch selbst die Fußballschuhe im Unterhaus schnürte.

„Mr Futsal“ Aleksandar Ristovski und Ex-Profi Mario Konrad – Foto Patrick Vranovsky

Seit Lindenberger und Co. aus dem Sport draußen waren, organisiert er die inoffizielle Nationalmannschaft, hierzu später mehr. Doch bevor er selbst nun daran arbeitet, dass Beach Soccer populärer wird, galt es, den neuen Hallenkick zu etablieren. „Ich werde Mr. Futsal genannt“, sagt er. 2000 organisierte er das erste Turnier. Gespielt wird auf Handballtore, der Ball ist kleiner, Banden gibt es im Gegensatz zum legendären Stadthallenturnier keine. Der Verband hat die von Futsal Austria gegründete Liga akzeptiert und 2010 schließlich übernommen. Mittlerweile, auch auf Initiative von dem neuen Sportchef Peter Schöttel hin, gibt es eine Nationalmannschaft mit Adler auf der Brust, vielerorts wird mit den Kids nur noch Futsal in der Halle gekickt. Dass Österreich eine offizielle Nationalmannschaft hat, liegt aber nicht nur an Ristovskis Visionen und Durchhaltevermögen, auch nicht an Schöttels Weitblick: Die UEFA hat schlichtweg Druck gemacht. Ein ähnlicher Weg wäre bei Beach Soccer möglich.

Harte Bretter

Der österreichische Fußballbund befindet sich im Wandel und wird wohl irgendwann – in dem Fall die FIFA – eine offizielle Mannschaft haben wollen, wie es die UEFA bei Futsal wollte. „Der ÖFB sieht den Mehrwert nicht“, erinnert er sich an Gespräche zur Zeit des ehemaligen Sportchefs Willi Ruttensteiner, „ich meinte, wenn man das gut verkauft, kann man damit Geld verdienen.“

Es gibt irrsinniges Potenzial. Wenn beim Beachvolleyball Österreich gegen Deutschland spielt, ist die Stimmung wohl dieselbe. Das Rundherum ist ähnlich wie bei Beach Volleyball.

Aleksandar Ristovski

Ein paar kleine Schritte sind schon unternommen. Die Beach Soccer-Mannschaft, die hauptsächlich aus Ex-Profis und dem Futsal-Nationalteam besteht, darf bei Einladungsturnieren mitspielen, als österreichische Auswahl, halt nicht als offizielles Team. Verbände funktionieren eben anders.

Ein Event, wie Beachvolleyball

Ansehen kann man sich Beach Soccer am 4. September im Wiener Kongressbad. Unterstützt von Fairplay und gesponsort von Sport Rado, RS digital, tipp3, Immo United und Jobtime trifft Österreich ab 12 Uhr auf Deutschland sowie türkische, bosnische, serbische und albanische Wiener Kicker. Ein völkerverbindendes Event, aber vor allem ein Event.

Genau hier will Ristovski ansetzen und zieht Parallelen zu Beachvolleyball, das mit dem Hallenvolleyball auch ungefähr so viel zu tun hat wie „echter“ Fußball mit Beachsoccer: „Es gibt irrsinniges Potenzial. Wenn beim Beachvolleyball Österreich gegen Deutschland spielt, ist die Stimmung wohl dieselbe. Das Rundherum ist ähnlich wie bei Beach Volleyball.“ Diesen Mehrwert müsse man sehen, es habe bei Volleyball auch geklappt.

Ich denke zwar nicht, dass man eine neue Zielgruppe bei den Spielern erreicht, aber mit so einem Event kann man insgesamt neue Fans dazu gewinnen, etwa mehr Frauen und Kinder, als es gegenwärtig der Fall ist. Wir können mit der Show zusätzlich Eventfans aktivieren

Aleksandar Ristovski

Die Erwartungen

Was würde sich Aleksandar Ristovski erwarten? „Ich denke zwar nicht, dass man eine neue Zielgruppe bei den Spielern erreicht, aber mit so einem Event kann man insgesamt neue Fans dazu gewinnen, etwa mehr Frauen und Kinder, als es gegenwärtig der Fall ist. Wir können mit der Show zusätzlich Eventfans aktivieren, die es beim Fußball nicht in der Form gibt.“ Sprich: Die Zielgruppe erweitern. Zu jubeln gibt es ja auch mehr: „Man sieht 9,5 Tore pro Spiel!“

Teilerfolge hat er schon erreichen können. Das Turnier im Kongressbad, gemeinsam mit dem bekannten Gesicht Mario Konrad organisiert, hat einige Sponsoren, am 31. August sind die beiden bei Kurier-TV, am 1. September ist ein Termin bei Puls 4, der am Tag darauf im Frühstücksfernsehen ausgestrahlt wird: „Wir wollen den Sport hier herzeigen. Nach 15 Jahren Golden League haben wir die Italiener in Italien geschlagen.“ Ja, Deutschland ist dabei. Ein gutes Ergebnis gegen den Lieblingsnachbarn wird dann wohl so viel medialen Niederschlag haben, wie jener gegen Italien. Da berichteten Krone, Österreich, Laola1.at und Co.

Wie gesagt, den Verrückten gebe es schon. 35 europäische Verbände haben Beach Soccer laut Ristovski bereits im Programm. Beim ÖFB sei derzeit hingegen nicht geplant, Beach Soccer zu integrieren. Eine Begründung dazu liefert der größte Verband Österreichs auf Nachfrage von sportsbusiness.de nicht.

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