Die besten Aussagen von Jan-Pieter Martens, Sturm-Legende und Scout beim FC Schalke 04, beim KaffeehausTALK, zu Gast bei Lorenz Kirchschlager und Simon-Peter Charamza.
Die aktuelle Episode:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Weitere InformationenJan-Pieter Martens über…
…den erfolgreichen Umbruch einer Mannschaft:
„Von Ivica Osim habe ich mitgenommen, wie man einen erfolgreichen Umbruch einer Mannschaft gestalten kann. Immer wieder habe ich das Gefühl, dass eine Mannschaft versucht, einen Umbruch zu schnell durchzuführen und dann kläglich scheitert. Ivica Osim hat die Erfahrung, die Empathie und die Menschenkenntnis gehabt, neue Spieler Schritt für Schritt und langsam zu bringen. Das hat er sehr, sehr gut gemacht.“
…die Zusammenstellung der erfolgreichen Sturm-Mannschaft Ende der 1990er:
„Jeder hat innerhalb der Mannschaft eine gewisse Rolle gehabt. Der Trainer hat das auch mitgespielt. Ivica Osim hat jedem einen nickname gegeben. Ich war der Musikant, Gilbert Prilasnig war der Student und Schopp war Metzger. Weil er in jedem zweiten Spiel eine gelbe Karte bekommen hat. Der hat ihn immer nur Metzger genannt, der hat nie Markus gesagt. Wir hatten, wie in einer Boy Group, jeder eine Rolle. Es hat fast so ausgesehen, als seien wir so zusammengestellt worden, damit wir ganz Österreich mitnehmen.“
…die ersten 100 verkauften CDs seines Debüt-Albums:
„In der Woche vor dem Derby gegen den GAK hatte ich die Aufnahmen im Tonstudio in Graz. Am Abend, direkt nach dem 2:1-Derby-Sieg, sind wir alle in ein Restaurant gegangen. Und da hat mir Gilbert Prilasnig gesagt: ‚Danke, danke für dein Tor. Sobald deine CD herauskommt, sind die ersten 100 Stück für mich, die nehme ich dir sofort ab.‘ Er hat also unmittelbar nach dem Derby gegen den GAK die ersten 100 CDs von mir gekauft.“
…eine Katze im Eck, die komische Sprünge macht:
„Ivica Osim hat immer so viele Sprüche gehabt. Einige sind mir bis heute in Erinnerung. Wir hatten einmal zu Hause Austria Lustenau. Die haben davor einige Male hintereinander verloren. Ivica Osim wollte zeigen, dass wir es nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen. Er hat gesagt: ‚Eine Katze im Eck macht komische Sprünge.‘ Die halbe Mannschaft hat sich angesehen und gefragt, wo das jetzt herkommt? Ich habe dadurch ein ganz konkretes Bild gehabt und sofort verstanden, was er damit meint.“
…seine Zeit als Sportdirektor bei St. Truiden:
„Ich bin als Sportdirektor geholt worden, um nach dem Abstieg wieder direkt von der zweiten in die erste Liga aufzusteigen. Wie ich begonnen habe, war die Aussage, dass wir mit einem Budget von 5 Millionen Euro arbeiten. Ich habe dem Präsidenten gesagt, dass wir mit diesem Budget vorne mitspielen. Im Endeffekt hatten wir dann nur 1,9 Millionen Euro zur Verfügung. Für mich war klar, dass der Aufstieg so nicht klappen kann.“
…seine Sprachenvielfalt, die auf Schalke nützlich aber nicht immer gern gesehen war:
„Als Teammanager war ich als ehemaliger Spieler und durch meine Sprachenvielfalt auch ein bisschen großer Bruder. Ich habe oft in ihren Muttersprachen Lösungen gefunden. Das ist natürlich auch immer davon abhängig, was ein Manager oder Chefcoach will. Horst Heldt wollte das. Unter Christian Heidel war das teilweise auch noch sehr gewollt. Mein letzter Trainer als Teammanager, Domenico Tedesco, wollte nicht mehr, dass ich mit den französisch sprechenden Spielern Französisch spreche. Ich nehme an, weil er es dann nicht mehr verstanden hat. So habe ich es interpretiert. Er wollte, dass alle die deutsche Sprache sprechen. Das verstehe ich auch alles. Aber wenn ein Spieler ein dringendes Problem hat, dann musst du eine Lösung finden. Und das ist in der Muttersprache oft leichter.“
…einen Autounfall eines Schalke-Profis um 3 Uhr in der Nacht:
„Zu meiner Zeit als Schalke-Teammanager hat einmal ein Spieler um 3 Uhr in der Nacht einen Autounfall auf der Autobahn gehabt. Er hat mich angerufen und gefragt, was er machen soll? Ich habe ihn gefragt: ‚Was glaubst du, was ich machen würde?‘ Sechs Monate davor war ich Sportdirektor in St. Truiden, da hat mich kein Spieler um 3 Uhr in der Früh angerufen. Und jetzt ruft einer an und will eine Lösung haben. Ich bin immer lösungsorientiert. Meine Lösung war, er soll die Polizei rufen. Sagt er: ‚Das geht nicht, weil meine Freundin nicht weiß, dass ich unterwegs bin.‘ Auch mit solchen Sachen bist du als Teammanager konfrontiert.“
…den Zirkus Profi-Fußball, Clowns und Entertainment:
„Horst Heldt (Anm.: damals Sportdirektor auf Schalke) hat sich vor die Mannschaft gestellt und folgendes Bild gemalt: ‚Schau, jeder hat gewisse Leute, die einen zahlen. Das ist wie in einem Zirkus. Ich bin der Zirkusdirektor. Ich bin tatsächlich nicht Sportdirektor, sondern Zirkusdirektor. Wenn die Leute, die Zahlen, fragen, ob ich eine rote Nase aufsetze, dann setze ich eine rote Nase auf. Das sind die Regeln. Ich kann mich auch entscheiden, die rote Nase nicht aufzusetzen, das ist auch okay, aber dann bin ich aus dem Zirkus raus.‘ So funktioniert eine Fußballwelt. Es ist schon auch Entertainment, und es gibt gewisse Regeln.“
…die unterschiedlichen Möglichkeiten, Scouting zu betreiben:
„Auf Schalke machen wir es über Märkte und Altersklassen. Bei Red Bull ist das Scouting ziemlich horizontal, wenig hierarchisch, alle nebeneinander. Bei PSV Eindhoven sieht zum Beispiel jeder alles. Da ist ein Scout, der an einem Tag in Frankreich sitzt, zwei Tage später in Griechenland und dann wieder in Skandinavien. Die fliegen halt nur herum. Man kann es auf ganz viele verschiedene Arten organisieren. Ich glaube, dass es bei uns jetzt ganz gut läuft. Es ist wichtig, dass es eine Struktur gibt, und dass man sich dranhält.“
…die Wechselwirkung von Musik und Fußball in seinem Leben:
„Musik ist bei mir immer und überall da. Das hat man vielleicht einige Zeit nicht so gesehen. Weil ich einen anderen Fokus gehabt habe. Aber ich habe jeden Tag Musik gemacht. Ich komme da immer wieder auf das Zitat aus Goethes Faust: ‚Zwei Seelen wohnen, ach! in meine Brust.‘“
…den Tod eines Freundes als Anstoß für sein neues Album:
„Ich hatte lange Zeit keine musikalischen Auftritte mehr. Das hat sich 2019 geändert. Ein Freund von mir ist innerhalb von zwei Monaten gestorben – das ist ganz schnell gegangen. Am Abend von der Beerdigung liege ich neben meiner Frau und sie fragt mich: ‚Was würdest du machen, wenn du nur noch zwei Monate leben würdest?‘ Ich habe gesagt, dass einzige, das mir wirklich leid tut ist, dass ich seit 2003 so viele Festplatten mit Musik draufhabe. Fertige Alben, nur nicht gemischt. Und jetzt sind wir 16 Jahre später, und ich habe nie etwas damit gemacht. Das ist eigentlich eine Frechheit. Sie hat zu mir gesagt: ‚Du musst nicht warten, bis du nur noch zwei Monate hast. Mache das dann jetzt.“ Und da bin ich wieder bei Erich Kästner: ‚Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.‘ Und da habe ich mir gedacht: Weißt du was? Scheiß der Hund‘ drauf! Und ich mache das jetzt. Teilweise sind auf meinem neuen Album Lieder drauf, die waren schon fertig. Die habe ich nur neu mischen lassen. Im Endeffekt habe ich dann ein Projekt auf YouTube gemacht. Auf dieses Projekt ist die Plattenfirma Pumpkin Records aus der Südsteiermark aufmerksam geworden. Die haben gesagt, sie wollen aus den Songs ein Album machen.“
…sein einziges Gedicht „Wien du wunderschöne Welt“:
„Ich habe in meinem Leben ein einziges Gedicht geschrieben. Das war im Museumsquartier in Wien. Anfang Juli, es war gefühlte 50 Grad heiß. Ich weiß nicht, ob es ein Sonnenstich war, aber auf einmal hatte ich das Gefühl, ich muss ein Gedicht schreiben. Das Gedicht heißt ‚Wien, du wunderbare Welt‘: Wo Wissen und Wirten und Walzer die Wahrheit wahren. Wo Wolfgang Wolfi wurde. Warum, weshalb und wieso wohne ich eigentlich nicht hier? Oh Wien, du wunderbare Welt! …und jetzt schnell nach Graz.“
…seine Zukunftspläne:
„Die Fußballwelt ist ja mittlerweile auch mundial. Es gibt so viele Kontakte. Ob das MLS oder Australien ist. Es hat auch schon Angebote aus dieser Richtung gegeben. Ich sehe mich aber jetzt als Familienvater. Die nächsten paar Jahre brauchen mich die Kinder auch noch. Das, was sie brauchen, möchte ich unbedingt ausfüllen.“
Gäste aus nationalem und internationalem Sportbusiness
Der KaffeehausTALK ist eine abwechslungsreiche, informative Mischung aus Sport- und Business-Podcast. „In den einzelnen Episoden werden unterschiedliche Karrierewege im Sportbusiness aufgezeigt, Wissen vermittelt und vor allem durch persönliche, unterhaltsame Geschichten untermalt“, so die beiden KaffeehausTALK-Gründer Simon-Peter Charamza und Lorenz Kirchschlager. Gesprächspartner sind unterschiedliche Persönlichkeiten aus dem nationalen und internationalen Sportbusiness.
Die inhaltlichen Themen haben zwar mit dem Namen KaffeehausTALK nicht direkt etwas zu tun, aber als Wiener schätzen Kirchschlager und Charamza, dass die Wiener Kaffeehauskultur zum Plaudern, Fachsimpeln und Genießen einlädt – eine Atmosphäre, die sie auch in ihrem Podcast schaffen. In gemeinsam über 25 Jahren bei Vereinen, Verbänden, Agenturen und führenden Medien Österreichs durften die beiden eine Vielzahl an Experten und interessanten Persönlichkeiten kennenlernen, die sie nun an den Kaffeehaustisch bitten, um mit den Hörern ihre Geschichten und Erfahrungen zu teilen.
Zu hören auf allen gängigen Podcast-Plattformen
Zu hören ist der KaffeehausTALK auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie z.B. Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts und auch auf der Webseite KafeehausTALK.com. Hier haben die Hörer zusätzlich die Möglichkeit, einzelne Kapiteln und Themen nachzuhören, sowie den KaffeehausTALK-Newsletter zu abonnieren.