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In der Corona-Krise diskutieren Vertreter ganz unterschiedlicher Gruppen in einer Taskforce über die Zukunft des Fußballs. „Einen so breitgefächerten Dialog über Grundsatzthemen des deutschen Profifußballs hat es noch nie gegeben“, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.
Die deutsche Fußball-Bundesliga ist in Corona-Zeiten zum Handeln gezwungen, da die wirtschaftlichen Folgen massiv sind und der Sport mit seinen Millionen-Gehältern und wahnwitzigen Ablösesummen an gesellschaftlichem Ansehen verliert. Auf Druck von Politik und Fan-Bündnissen sieht die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nun die Notwendigkeit und hat die „Taskforce Zukunft Profifußball“ gegründet. 35 Experten aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und dem Fußball selbst wurden vom DFL-Präsidium nach wochenlangen Beratungen in die Arbeitsgruppe berufen. Gestern haben die Beratungen begonnen, die nächsten Treffen sind am kommenden Samstag und am 27. Oktober vorgesehen.
In drei Arbeitsgruppen sollen sich die Teilnehmenden in den kommenden Monaten ergebnisoffen mit folgenden Themen und Fragestellungen auseinandersetzen:
- Berücksichtigung von Fan-Interessen: Wie kann der klubübergreifende Dialog mit Fans sinnvoll intensiviert werden? Welche Voraussetzungen gibt es dabei zu beachten?
- Ethik-Richtlinie/Wertekatalog/“Code of Conduct“: Wäre es sinnvoll und praktikabel, über die in den Statuten festgehaltenen Grundsätze hinaus gewisse Leitplanken für Verantwortliche, Spieler und Fans (z.B. Verhaltenskodex) einzuführen? Was spricht dafür/dagegen?
- Förderung von Frauenfußball: Sollte es für die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga verpflichtend werden, sich noch stärker im Frauenfußball zu engagieren? Wenn ja: Welche Schritte erscheinen sinnvoll?
- Gesellschaftliche Verankerung: Welche Maßnahmen könnten die Liga und die Clubs ergreifen mit Blick auf die gesellschaftliche Verankerung des Profifußballs in Deutschland (z.B. aus sozialen oder ökologischen Gesichtspunkten)? Was spricht für/gegen entsprechende Maßnahmen?
- Wettbewerbsbalance im Profifußball: Welche Argumente sprechen für/gegen eine gezielte Förderung von Wettbewerbsbalance in der Bundesliga und 2. Bundesliga? Welche Ziele und Maßnahmen zur Optimierung der Wettbewerbsbalance erscheinen sinnvoll?
- Wirtschaftliche Stabilität im Profifußball: Sind weitere Maßnahmen zum Aufbau finanzieller Rücklagen – bei den Clubs oder der DFL – wünschenswert? Wenn ja, welche könnten dabei sinnvoll sein? Welche Vor- und Nachteile hätten diese konkreten Maßnahmen?
- Zahlungsströme im Profifußball: Was spricht dafür/dagegen, bestimmte Zahlungsströme innerhalb des Profifußballs zu begrenzen (z.B. Salary Cap oder Beraterhonorare)? Welche Möglichkeiten der Umsetzung gibt es?
„Der Auftakt war konstruktiv, und die Gesprächsatmosphäre war angenehm“, sagte Fanvertreterin Helen Breit von der Interessensvertretung „Unsere Kurve“ der Deutschen Presse-Agentur (dpa) nach dem ersten Treffen. Die Taskforce will sich in unterschiedlich zusammengesetzten Arbeitsgruppen mit sieben Themenfeldern rund um die Zukunft des Fußballs beschäftigen. Breit wies zudem darauf hin, dass man bei der Beurteilung der Treffen zwei Ebenen unterscheiden müsse. „Derzeit kann ich natürlich nur die Arbeit in der Arbeitsgruppe bewerten“, sagte sie. „Die Umsetzung der Ergebnisse kann man dann erst im kommenden Jahr nach den Treffen aller drei Arbeitsgruppen bewerten. Dann obliegt es den Vereinen, daraus etwas zu machen.“