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Wie geht es mit den großen Sportevents weiter? Das diskutierte ESB Marketing Netzwerk-Geschäftsführer Hans-Willy Brockes mit Hannes Jagerhofer, Geschäftsführer der ACTS Group, die das A1 Beach Volleyball Major in Wien ausrichtet, Herwig Straka, Geschäftsführer e|motion management und der Erste Bank Open, und Gerhard Wehr, Geschäftsführer und COO des Vienna City Marathon. Davor gab Thomas Wieser, Geschäftsführer von United Synergies einen Einblick auf die Top-Events in Österreich.
Vor der Corona-Krise fanden in Österreich zahlreiche Großevents statt. Thomas Wieser illustrierte die jählrich stattfindenden Klassiker, wie etwa die Ski-Events im alpinen Bereich, Skispringen, vor allem die Vierschanzentournee, die ÖFB-Herrenländerspiele, aber auch Formel 1 in Spielberg, das Beachvolleyball-Major in Wien, Tennisturniere, der Vienna City Marathon, der Ironman oder die Österreich-Rundfahrt.
Ersichtlich: Wenn Österreicher gut sind, steigen die Medienwerte. Das zeigte sich etwa im Tennis bei Dominic Thiems Sieg 2019 bei den Erste Bank Open. Beim Beachvolleyball gab es mit dem Wechsel von Klagenfurt nach Wien einen starken Anstieg. Als die WM 2017 in Wien stattfand, stieg der Medienwert um ein Vielfaches, aber auch 2018 und 2019 gab es höhere Werte als in Kärnten. Der Vienna City Marathon verbuchte sehr viele Anmeldungen – und dann kam Corona.
Millionenschaden
Dem Vienna City Marathon entstand ein Schaden in siebenstelliger Höhe. „Das ist in 37 Jahren das erste Mal, dass es uns nicht gibt“, illustrierte Gerhard Wehr. Niemand habe Erfahrung damit, eine Veranstaltung rück abzuwickeln: „Es gibt keinen Reset-Knopf. Der Schaden fußt ja auch darauf, dass wir ein ganzes Jahr vorbereiten. Wir sind kein Verein, sondern ein privates Unternehmen.“ Seit der ersten Veranstaltung 1984 gibt es allgemeine Geschäftsbedingungen, diese würden vorsehen, dass im Falle einer höheren Gewalt eine Rückzahlung der Nenngebühren nicht vorgesehen wäre. „Kein Veranstalter will das nutzen, wir wollen unsere Kunden behalten“, sagte Wehr über die Rechtsunsicherheit. 85 Prozent der Teilnehmer, denen man ein Angebot auf 2021 oder 2022 übermittelt hat, nahmen das an.
A1 Major sagte früh ab
Das Beachvolleyballturnier wurde früh abgesagt. Hannes Jagerhofer erklärte, warum: „Wir spielen auf der grünen Wiese, unsere Sponsoren richten Kampagnen auf uns aus“, erklärte er, „Medienleistungen werden auch vorher erbracht. Unsere Partner haben es positiv aufgenommen, weil es schwierig ist, eine Werbekampagne einzustampfen. Wir haben 25 Jahre Jubiläum, das wollen wir uns nicht so schnell kaputt machen.“
Wie beim VCM arbeite man das ganze Jahr, insgesamt sei die Situation ein „Supergau“. Er verwies aber darauf, dass es immer wieder solche Vorkommnisse geben könne, man müsse es durchstehen, nun müsse eine Struktur her, schließlich müssten sich die Sponsoren bereits im kommenden September für 2021 comitten.
Abhängig von der ATP
Herwig Straka, der unter anderem die Erste Bank Open im Herbst in Wien ausrichtet, sieht eine schwierige Gesamtsituation: „Die Veranstalter waren die ersten, die abgesagt wurden, werden die letzten sein, die zurückkommen. Wir können nicht wie die Gastronomie nur 30, 35 Prozent Umsatz machen, es gibt nur ganz oder gar nicht. Wir haben einen zweistelligen Millionenumsatz, wenn etwas wegbricht, kann das Pendel schnell in die andere Richtung ausschlagen.“
Dass das Turnier in Wien stattfindet, ist auch noch nicht klar. Das Schlimmste derzeit wäre für Straka, dass vieles eben unsicher sei. Im Unterschied zum VCM oder dem Beachvolleyball wäre man Passagier – so lange die ATP nicht absagt, könne man es nicht; sonst müsse das Preisgeld, über zwei Millionen Euro, gezahlt werden. Straka hoffe auf einen Schnelltest, so wie am Flughafen, damit gesunde Besucher in die Halle dürfen. Ein Event ohne Zuschauer oder mit halb so vielen sei keine Option. In Wien würde sich das nicht rentieren.
Wie geht es weiter?
Die Politik spielt eine wichtige Rolle für Events. Gerhard Wehr meinte, man habe einen guten Austausch mit der Stadt Wien und dass es eben andere Prioritäten gebe, logischerweise das Gesundheitsssystem. „Für einen selbst ist der eigene Job der Wichtigste, aber es ging nur ums Laufen, nicht die Gesundheit in Österreich“, erklärte Wehr. Das Comittment zur Veranstaltung spüre er aber dennoch. Dem Beachvolleyball wurde bestätigt, dass man hinter dem Event stehe. Jagerhofer meinte, man müsse schauen, dass Vorinvestments abgegolten würden, generell wäre es aber noch zu früh: „In der Sekunde, in der es eine Impfung gibt, verändert sich alles.“ In Zukunft werde man das aber bei allen Vertragsgesprächen im Hinterkopf haben. Es bräuchte für die Zukunft wohl auch einen staatlichen Rettungsschirm. Herwig Straka stellte den Vergleich mit Deutschland an: „In Österreich wird schon die Botschaft vermittelt, dass geholfen wird, auch wenn es lange dauert. Wir fühlen uns in Österreich sehr gut aufgehoben, manche Dinge wurde aus Deutschland übernommen, wie etwa im Bereich einer sinnvollen Ticketrefundierung.“
Genau diese Umstände sind die Dinge, die man lernen könnte: kreativ sein, Vertragsverhandlungen neu bedenken, anerkennen, dass es in einer solidarischen Zusammenarbeit nicht nur nichts oder alles gibt. Einen Push sehen die Redner im Bereich Digitalisierung. Eine starke Marktbereinigung attestierten die Teilnehmer hingegen nicht. Dass es das eine oder andere würde Probleme haben, aber die Herausforderungen sind einfach andere. Die Veranstaltungen würden anders stattfinden, die Abläufe würden anders werden. Eines scheint klar: Es wird eine Lösung geben.