Anna Veith ist aus der Baby-Pause zurück. Die ehemalige Ski-Queen und Olympiasiegerin machte sich am Salzburgring mit der E-Mobilität noch ein Stück weit vertrauter und plauderte während ihrer Boxenstopps über veränderte Blickwinkel, ihre neue Rolle, die aktuell kompletteste Skifahrerin, ihr Mentoren-Programm und künftige Projekte.
Anna, du bist nach deiner Babypause zurück in der Öffentlichkeit, wie geht es dir als frisch gebackene Mutter, was genießt du ganz besonders und wie ist es um deinen Schlaf bestellt?
Natürlich ist die eine oder andere Nacht dabei, die etwas kürzer ausfällt, aber im Großen und Ganzen ist Henry sehr entspannt und nimmt viel Rücksicht auf uns (schmunzelt).
Es geht und dreht sich nicht mehr um mich, um meine Ziele oder Entscheidungen, sondern konzentriert sich völlig auf Henry und unser Familienglück.
Worauf achtest du heute noch viel mehr als noch vor ein paar Jahren?
Ich habe mich schon immer sehr intensiv mit der Natur auseinandergesetzt, versuche mein Umweltbewusstsein weiter zu schärfen.
Generell treffe ich immer mehr Entscheidungen zugunsten der Nachhaltigkeit und Regionalität, hinterfrage laufend meinen Konsum. Muss ich mir jedes Mal etwas Neues kaufen, oder lieber einmal etwas Gescheites, mit dem ich lange eine Freude habe? Mir ist natürlich bewusst, dass Nachhaltigkeit gewissermaßen ein „Luxusproblem“ ist, da Hochwertiges oftmals teurer ist. Vieles läuft in dieser Hinsicht noch nicht perfekt. Die Tatsache, dass ein Umdenken stattfindet, gibt mir aber Zuversicht, denn es geht längst nicht mehr um today for tomorrow, sondern um today for today!
Du warst unlängst am Salzburgring, um dich hinsichtlich E-Mobilität noch fitter für die Straße zu machen – wie waren deine Eindrücke, was fasziniert dich am geräuschlosen Beschleunigen besonders?
Stimmt, es war eine tolle und sehr willkommene Gelegenheit die Performance des Audi RS e-tron GT auszureizen und mit der Unterstützung eines Instrukteurs Erfahrungen für noch mehr Sicherheit auf der Straße zu sammeln. Faszinierend ist die Beschleunigung, auch der Fahrkomfort, die innovative Technik und das Design begeistern mich. Das wichtigste ist für mich aber die emissionsfreie und somit saubere Fahrt.
Apropos beschleunigen, du stehst dem 17-jährigen ÖSV-Nachwuchstalent Viktoria Bürgler mit Rat und Tat zur Seite – wie kam es dazu, wie sieht eure Zusammenarbeit konkret aus und was traust du deinem Schützling zu?
Da stecken eine lange Geschichte und sehr gute Freundschaft dahinter. Viki´s Vater Stefan war ÖSV-Trainer, sie war oft bei Rennen dabei, sozusagen als mein Glücksbringer. Umgekehrt war ich ihr Vorbild, wir haben uns immer schon sehr gut verstanden und austauschen können. Für mich war klar, dass ich ihren Weg nach meiner Karriere gerne begleiten möchte. Viki hat sehr gute Voraussetzungen, grundsätzlich kann sie alles erreichen, aber da sind wir schon beim Punkt: Für mich war es als junge Athletin sehr schwierig, mit großen Namen, allen voran Annemarie Moser-Pröll, verglichen zu werden. Diese Bürde will ich niemandem auferlegen. Am Ende des Tages geht es darum sie achtsam und stärkenorientiert an die Spitze zu begleiten ohne dabei „Anna Veith“ zu duplizieren.
Hast du künftig vor mehr in dieser Richtung zu machen?
Es ist mein absoluter Wunsch, meine Erfahrungen aus dem Profisport an die nächste Genration weiterzugeben.
Die entsprechenden Inhalte sind breit gefächert, wir beziehen beispielsweise auch die Eltern und deren Rolle mit ein. Derzeit tüfteln wir an den finalen Abläufen und den letzten organisatorischen Details.
Wer ist in deinen Augen die aktuell beste, weil kompletteste Skifahrerin und wer wird Österreichs Sportlerin des Jahres 2021?
Mikaela Shiffrin ist gegenwärtig sicherlich die kompletteste Skifahrerin, sie wird auch heuer diejenige sein, die es zu schlagen gilt. Was die Wahl zur Sportlerin des Jahres 2021 betrifft, gibt es einige Kandidatinnen, denn auch heuer gab es wieder jede Menge herausragende Leistungen. Müsste ich entscheiden, würde ich wohl Radrennfahrerin Anna Kiesenhofer wählen. Ihre Goldfahrt bei den Olympischen Spielen in Tokio war in jeder Hinsicht beeindruckend.