Die Wiener Austria ist finanziell weiter mehr als angeschlagen: Die aktuellen Finanzkennzahlen weisen für die Saison 2022/23 ein Minus von knapp sieben Millionen Euro aus. Das Stadion soll nun verkauft werden, um die Finanznot zu beheben.
Aufgrund der äußerst negativen Zinsentwicklung und hoher Abschreibungen für die Infrastruktur ergab sich trotz einer positiven Umsatzentwicklung ein negatives Jahresergebnis in der Höhe von 6,85 Millionen Euro, berichtet der FK Austria Wien am Montag in einer Aussendung. „Der Anteil an Abschreibungen, der sich nicht auf die Liquidität auswirkt, beläuft sich auf rund 4,8 Millionen Euro. Für den restlichen Fehlbetrag ist im Wesentlichen die massiv angestiegene Zinslandschaft verantwortlich“, heißt es weiter.
Vorstand Harald Zagiczek meint dazu: „Die finanzielle Lage der Austria ist nach wie vor sehr schwierig, da gibt es gar nichts schönzureden. Neben den hohen Zinsen und den Abschreibungen für unsere Infrastruktur haben letzte Saison auch die hohen Energiekosten und die wirtschaftliche Gesamtsituation das Erreichen eines besseren Ergebnisses erschwert. Es gibt einige konkrete Maßnahmen, an deren Umsetzung wir bereits mit Hochdruck arbeiten. Ich habe in meinen ersten zwei Monaten bei der Austria trotz allem eine positive Grundstimmung innerhalb des Vereins wahrgenommen, insbesondere auch bei unseren Partnern, Fans & Mitgliedern – gemeinsam werden wir gestärkt aus dieser schwierigen Phase herauskommen.“
Die wichtigsten Finanzkennzahlen der Saison 2022/23 mit Stichtag 30.06.2023 (in Klammer sind die Zahlen der Saison 2021/22):
(Angaben in TEUR)
- Anlagevermögen: 54.061 (56.609)
- Umlaufvermögen: 4.507 (5.732)
- Eigenkapital: -20.659 (-16.281)
- Fremdkapital*: 73.620 (71.911)
- Personalaufwand: 14.565 (12.621)
- Erträge/Umsatz: 30.663 (23.583)
- Jahresergebnis nach Steuern: -6.853 (-7.058)
*Das Fremdkapital setzt sich zusammen aus Verbindlichkeiten in der Höhe von 66,73 TEUR, Rückstellungen in der Höhe von 1,5 TEUR und Rechnungsabgrenzungen in der Höhe von 5,39 TEUR.
Stadionverkauf als Notlösung
Im Interview mit dem Standard sagte Vorstand Harald Zagiczek zu den erneut tiefroten Zahlen: „Wir müssen die Ursache beheben. Die Austria ist ein KMU-Betrieb und hat eine gewaltige Immobilie im Anlagevermögen, die gemessen am Umsatz zu hohe Abschreibungen und zu viel Zinsaufwand verursacht. Hier müssen wir den Stand der Verbindlichkeiten reduzieren. Natürlich muss man den Umsatz ausweiten und die Sponsorenleistung vergrößern. Aber das wird nicht reichen.“
An einer Lösung werde bereits gearbeitet. Und zwar soll das Stadion verkauft werden. Zagiczek: „Mit einer Sale-and-Lease-Back-Variante. Wir müssen einen Immobilieninvestor finden, dem wir das Stadion verkaufen, und in Teilbereichen wieder mieten oder leasen. Mit dem Erlös aus dem Verkauf könnte man massiv Schulden zurückzahlen. Das reduziert den Zinsaufwand, die Abschreibungen fallen aus den Büchern. Der Mietaufwand fällt dagegen weniger ins Gewicht“, so der Finanzvorstand der Austria, der bereits laut eigenen Angaben ein konkretes Szenario mit einem Interessenten vorliegen habe.
Auf die Frage, ob die Liquidität der Austria gefährdet sei, meinte Zagiczek: „Wir haben mehr Kosten als Erlöse. Wenn ein Unternehmen laufend Verluste schreibt, ist das Überleben unweigerlich mit dem Zuschuss von dritter Seite verbunden. Wir brauchen Eigenkapital von außen. Das ist bei uns gegeben, also ist die Liquidität gesichert. Langfristig ist das aber nicht von Vorteil.“