Die Austria tut sich mit dem Gazprom-Boykott schwer: Die Nachwuchs-Teams spielen weiterhin mit dem Logo des russischen Energieanbieters auf der violetten Brust.
++ sportsbusiness.de exklusiv von Michael Fiala ++
Seit dem die Russland-Aggression gegen die Ukraine ausgebrochen ist, stehen auch russische Sponsoren im Fokus der Öffentlichkeit. Schalke04 hat bekanntlich das Engagement mit Gazprom beendet und auch schnell Ersatz gefunden.
Deutlich komplizierter scheint die Lage bei der Austria zu sein. War zunächst in einem Kurier-Artikel auch von einem Ausstieg aus dem Gazprom-Vertrag die Rede, sieht die Situation in Wien doch anders aus: Zumindest auf den Trikots der Young Violets und den LED-Banden bei den Spielen ist der Schriftzug des russischen Energieunternehmens nicht mehr zu sehen.
Eine Kündigung des Vertrages erfolgte im Gegensatz zu Schalke allerdings (noch) nicht. „Wenn man einen Vertrag einseitig auflöst, riskiert man Rückforderungen des Geschäftspartners. Wir prüfen alle Optionen. Finden wir eine Lösung, muss ich als AG-Vorstand die Gremienbeschlüsse einholen“, meinte Austria-Vorstand Gerhard Krisch Anfang März. „Wenn Sie heute versuchen, mit der Gazprom Kontakt aufzunehmen, werden Sie sehen, wie schwierig das ist. Ich habe Tage gebraucht, um überhaupt schriftlich eine Antwort zu bekommen“, schildert Krisch damals Anfang März die Situation. Mittlerweile gebe es aber einen Kontakt, mit dem er telefonieren könne. Krisch: „Eine Auflösung des Vertrages wäre eine Herausforderung, alles andere wäre gelogen. Aber wir müssen dieses Szenario ins Auge fassen. Und vor allem müssen wir sparen, sparen, sparen.“
„Vertrag noch aufrecht“
Wie die Austria heute, Mittwoch, gegenüber sportsbusiness.de bestätigte, ist der Vertrag rund sechs Wochen danach noch immer Aufrecht. „Der Status ist gleich wie vor ein paar Wochen.“ Es sei schwierig, den Vertrag einfach so aufzulösen, heißt es von der Austria-Pressestelle.
Ebenfalls pikant: Zwar verzichten die Young Violets mittlerweile auf den Gazprom-Schriftzug auf den Trikots. Die anderen Nachwuchsteams spielen aber weiterhin mit dem Logo des russischen Energieanbieters auf der violetten Brust – so auch vergangenes Wochenende (siehe Bild).
Gazprom-Geld schwer zu ersetzen
Möglicherweise steckt die Austria aber auch im finanziellen Dilemma: Während Schalke04 innerhalb weniger Tage einen Ersatz für Gazprom gefunden hat, dürfte es in Österreich in der aktuellen Situation so gut wie unmöglich sein, einen millionenschweren Sponsor für den Nachwuchs zu bekommen. Dass die Austria in einer finanziell sehr schwierigen Situation ist, ist auch kein Geheimnis. Zudem werden heute, Mittwoch, die Lizenzen (>> siehe Lizenz-Ticker von 90minuten.at) für die kommende Saison vergeben. Ob Gazprom auch im Budget der kommenden Saison aufscheint, ist aktuell nicht bekannt.
Hinweis: Eine entsprechende Anfrage an die Austria, warum der Nachwuchs noch immer mit den Gazprom-Trikots spielt und ob das Sponsoring auch im Budget der kommenden Saison abgebildet ist, wurde übersendet. Sobald es Antworten dazu gibt, wird der Artikel aktualisiert.