Noch nie war eine Frau Präsidentin des österreichischen Fußballverbandes. Warum eigentlich? sportsbusiness.de hat sich umgehört, welche Ideen es gibt und ob sich auch eine Frau für das höchste Amt im Fußball zur Verfügung stellen würde.
++ sportsbusiness.de exklusiv von Michael Fiala ++
Frauen in Spitzenfunktionen im Sport: Lange Zeit hat man weibliche Spitzenfunktionäre mit der Lupe suchen müssen. Doch sogar im so dominierten Männersport Fußball hat es in den vergangenen Jahren Bewegung gegeben. So ist etwa Brigitte Annerl Präsidentin des TSV Hartberg oder Diana Langes-Swarovski an der Spitze von WSG Tirol. Rapid zeigte vor ein paar Monaten auf, indem die Hütteldorfer mit Edeltraud Hanappi-Egger erstmals eine Vizepräsidentin in ihren Reihen führen.
Und wie sieht es an der Spitze der österreichischen Verbände aus? Christina Toth war 2019 bis 2020 Präsidentin des ÖTV (Tennis), Roswitha Stadlober führt mit dem ÖSV einen der mächtigsten Verbände Österreichs. Weitere Beispiele: Elisabeth Max-Theurer steht an der Spitze des Pferdesportverbandes, Christiane Mörth ist Präsidentin des österreichischen Eiskunstlauf-Verbands Skate Austria. Und mit Susanne Riess-Hahn steht eine Frau an der Spitze der österreichischen Sporthilfe.
ÖFB-Präsidenten: Reine Männersache
Und im Fußball? Noch nie war eine Frau an der Spitze eines Landesverbandes, geschweige denn an der Spitze des gesamten Verbandes. Reine Männersache also.
Es ist reiner Zufall, dass die Diskussionen um die Nachfolge von Gerhard Milletich just rund um den internationalen Frauentag wieder Fahrt aufgenommen haben. Und der selbstkritische Blick auf die sportsbusiness.de-Recherche von >> vergangenen Dienstag zeigt auf: Es wurden (aus der Gewohnheit heraus?) nur Männer kontaktiert.
Grund genug für sportsbusiness.de, diesen Fehler zu korrigieren. Genauso wie bei den Männern haben wir potenzielle ÖFB-Präsidentinnen gesucht – und mit Brigitte Annerl, Diana Langes-Swarovski, Edeltraud Hanappi-Egger sowie Susanne Riess-Hahn auch gefunden, und ihnen auch die gleichen zwei Fragen gestellt wie den männlichen Kollegen:
Frage 1: Braucht der ÖFB „einfach“ nur einen neuen Präsidenten/ eine neue Präsidentin oder muss sich auch in der Struktur bzw. dem gesamten Prozess etwas ändern?
Frage 2: Stünden Sie prinzipiell für das Amt der ÖFB-Präsidentin zur Verfügung?
Vorweg: Drei der potenziellen ÖFB-Kandidatinnen haben die Fragen beantwortet, Susanne Riess-Hahn wollte sich dazu nicht äußern.
Und so haben die drei geantwortet:
Diana Langes-Swarovski, Präsidentin WSG Tirol
Frage 1: Braucht der ÖFB „einfach“ nur einen neuen Präsidenten/eine neue Präsidentin oder muss sich auch in der Struktur bzw. dem gesamten Prozess etwas ändern?
Im Fußball kann man nur als Team erfolgreich sein. Auch in der gestellten Frage geht es nicht um einzelne Personen, sondern um den gesamten ÖFB. Die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen muss wieder hergestellt werden und das Geschehen am Platz im Fokus stehen. Daher bedarf es aus meiner Sicht jedenfalls einer Evaluierung der Strukturen.
Frage 2: Stünden Sie prinzipiell für das Amt der ÖFB-Präsidentin zur Verfügung?
Mein Augenmerk gilt derzeit der WSG. Es liegt eine sehr spannende Zeit vor uns.
Brigitte Annerl, Präsidentin TSV Hartberg
Frage 1: Braucht der ÖFB „einfach“ nur einen neuen Präsidenten/eine neue Präsidentin oder muss sich auch in der Struktur bzw. dem gesamten Prozess etwas ändern?
Letztlich hängen jegliche Veränderungen im ÖFB von der spezifischen Situation und den strategischen Zielen ab. Aus meiner Sicht ist eine Weiterentwicklung für jede Organisation unerlässlich um langfristig erfolgreich zu sein. Dazu kann es notwendig sein, den einen oder anderen Prozess im ÖFB anzupassen und damit die Herausforderungen der Zukunft zielgerecht meistern zu können. Das Ausmaß des Veränderungsprozesses und welche Entwicklungsschritte umgesetzt werden, sollte intern mit den handelnden Personen besprochen werden.
Frage 2: Stünden Sie prinzipiell für das Amt der ÖFB-Präsidentin zur Verfügung?
Es gibt durchaus interessante Kandidaten im Auswahlprozess um den neuen ÖFB Präsidenten. Ich bin mit vollem Herzen und Engagement Präsidentin des TSV Hartberg und daher ist dies für mich kein Thema.
Edeltraud Hanappi-Egger, Vizepräsidentin SK Rapid
Frage 1: Braucht der ÖFB „einfach“ nur einen neuen Präsidenten/eine neue Präsidentin oder muss sich auch in der Struktur bzw. dem gesamten Prozess etwas ändern?
In jeder Organisation sollte bei Vakanz einer Schlüsselposition die Gelegenheit genutzt werden, zu evaluieren, ob es strukturelle Adaptionen braucht. Gerade bei Institutionen mit einer derart starken Außenwirkung wie der ÖFB muss die Krise genutzt werden, um eingefahrene Strukturen und Prozesse zu hinterfragen.
In der Regel bedeutet Professionalisierung den Fokus auf Qualifikation zu legen. Damit einhergehend stellt sich natürlich auch die Frage nach dem Aufwand für das Amt eines ÖFB-Präsidenten/einer ÖFB-Präsidentin und inwieweit das tatsächlich noch „nebenbei“ und ehrenamtlich erfüllt werden kann.
Frage 2: Stünden Sie prinzipiell für das Amt der ÖFB-Präsidentin zur Verfügung?
Ich fühle mich bei Rapid sehr wohl.