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Bounce Fight Night: Wie Marcos Nader eine Marke mit ORF Sport + aufgebaut hat [Exklusiv]

(c) FRB Media / Christopher Blank

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Zumindest mittelfristig wird ORF Sport+ als lineares Fernsehen erhalten bleiben. Wie wichtig die Präsenz im Sparten-TV für eine Nischensportart sein kann, erzählt Profiboxer Marcos Nader anhand der Bounce Fight Night und dem Wechsel ins öffentlich-rechtliche Fernsehen.

++ sportsbusiness.de exklusiv von Georg Sander ++

Boxen ist in Österreich durchaus beliebt und Marcos Nader ist einer der Besten. Von Anfang an wurden Naders Auftritte im Ring im Fernsehen übertragen. „Vom ersten bis zum 18. Profikampf liefen alle meine Kämpfe live auf ATV“, erzählt er im Exklusiv-Interview mit sportsbusiness.de, „2008 wurde sogar meine Vertragsunterschrift bei Sauerland live übertragen.“ Aber zunächst ein paar Schritte zurück, in eine Zeit, in der von Bounce Fight Nights im ORF und einer ebenso wichtigen Medienkooperation mit der ‚Kronen Zeitung‘ noch keine Rede war.

Der 1990 in Ibiza geborene Österreicher fing nicht nur früh mit dem Boxen an, sondern auch mit der Vermarktung, wie er lachend erzählt: „Neulich habe ich eine alte Sponsoringanfrage auf meinem Hotmail-Konto gefunden und habe mich dumm und dämlich gelacht. So viele Rechtschreibfehler und niemand hat mir zurückgeschrieben. Mittlerweile kenne ich mich besser aus.“

Die Karriere

Noch als Volksschulkind streifte er die Boxhandschuhe erstmals über und sollte in weiterer Folge insgesamt 83 von 98 Amateurkämpfen gewinnen –  40 davon vorzeitig. 2004 holte er eine Bronzemedaille bei der U15-Europameisterschaft, 2006 wiederholte er dies bei der U17. Im selben Jahr verlor er bei der U17-Weltmeisterschaft gegen den späteren Sieger. Bereits 2005 wurde zudem „Bounce – The Fitness Zone“ von seinem Bruder Daniel und einem damaligen Geschäftspartner gegründet: „Nach und nach wurde der Verein größer und wir konnten gemeinsam viele Leute, Kinder, Jugendliche, Frauen (Anm.: ein Drittel Frauenanteil), Wirtschaftstreibende für den Boxsport im 16. Wiener Gemeindebezirk und darüber hinaus begeistern und vor allem inspirieren.“

Ich weiß nicht, wie erfolgreich wir wären, wenn uns nicht ORF Sport + übertragen würde.

Marcos Nader

Ab 2009 war er dann eben Profiboxer. Die größten Erfolge als Profi waren der EU-Meister der EBU (European Boxing Union) im Mittelgewicht 2013 sowie IBF International Champion im Mittelgewicht. 2013 war er als erster Österreicher unter den Top 15 der WBA-Weltrangliste, 2021 gelang ihm die Platzierung in den Top 5 der IBF-Weltrangliste. Für den erwähnten weltberühmten deutschen Boxstall Sauerland boxte er sechs Jahre. Dort waren unter anderem der russische Riese Nikolai Walujew oder die Boxlegenden Axel Schulz, René Weller und Henry Maske sowie Arthur Abraham, Marco Huck oder Mikkel Kessler unter Vertrag. Der Vertrag lief im Jahr 2014 aus – Sauerland wollte diesen, um weit schlechtere Konditionen verlängern. „Hier dachte ich mir dann, wieso ich um diese geringe Summe weiter machen sollte. Abschließend verlor ich dann auch noch den Kampf um die EBU-EU-Meisterschaft und mir wurde ein noch schlechterer Vertrag angeboten“, so Nader. Danach unterschrieb er einen Vertrag bei dem Verband „AIBA pro Boxen“, für den er zwei Kämpfe absolvierte. Anschließend war er bis 2018 aufgrund einer Ellbogen-Verletzung inaktiv. Während der Pause fand am 7. Oktober 2017 schließlich die erste Bounce Fight Night in der Ottakringer Brauerei statt.

Das Leben als Boxer…

Nicht nur als Kind, sondern auch als aktiver Profiboxer setzte Nader sich immer schon mit der Vermarktung dieses Sports auseinander. Sponsorenverträge konnten damals bei Sauerland, wenn diese an der Kleidung des Sportlers angebracht sind – selbst gesucht und abgeschlossen werden. Diese mussten aber vom Promoter genehmigt werden. Das Exklusivrecht der anderen Sponsoren durfte nicht verletzt werden, es herrschte Branchenexklusivität. „Das ist bei ziemlich jeder Boxveranstaltung so“, erklärt er. Falls ein Sponsor an der Ringdecke oder andernorts vertreten sein will, muss dieser sich mit dem Promoter in Verbindung setzen und über die Kooperationen verhandeln. Nader erklärt das so: „Der Promoter arbeitet für den Boxer. Es gab ein Fixum pro Boxkampf als auch eine fixe Anzahl der Kämpfe, welche pro Jahr vom Promoter garantiert wurden.“ Bei internationalen Fernsehverträgen konnte man als Sauerland-Boxer etwa nicht mitsprechen, sich aber um die Präsenz im eigenen Land kümmern.

Ein Drittel der Bounce-Mitglieder sind Frauen. (c) FRB Media / Christopher Blank

Und wie kam die Bounce Fight Night zu den Menschen? Zunächst per Livestream, 3.000 Menschen schauten auf die Fäuste. „Der Stream stieß aber an seine Grenzen und mein Bruder und ich versuchten, einen TV-Sender an Land zu holen“, führt er aus, „im Multiversum in Schwechat hat schon einmal eine Co-Produktion von ATV und dem ORF stattgefunden. Also habe ich mich einfach bei dem damaligen ORF-Sportchef Hans-Peter Trost telefonisch gemeldet. Dieser hatte großes Interesse, einer Randsportart eine Bühne zu geben.“ Man wolle divers sein und alle Sportarten unterstützen, hieß es.

Das Konzept sah so aus: Olympisches- und Profiboxen, kein reiner Fokus auf Marcos Nader. Sein Bruder Daniel Nader war beim ÖBV (Österreichischer Boxverband) jahrelang Nationaltrainer: „Dass wir damit junge Menschen begeisterten, war für den ORF auch ein gutes Argument.“ Übrigens war noch ein anderer Anbieter interessiert, erzählt man sich. Dieser wollte aber nur ihn und Promiboxen. „Das ist toll für das Publikum, aber sportlich wertlos“, so der Boxer, „Wir wollten diesem Sport eine professionelle Bühne geben, den Zusehern auch das Olympische Boxen näher bringen.“

… führt zur Kooperation mit dem ORF

Somit ist man seitdem mit dem ORF bestens verbunden. Aber konnten die Ziele, die man sich gesteckt hat, erreicht werden? Immerhin wirkt auf es gerade bei Sponsoren nach wie vor wohl noch besser, wenn erzählt wird, dass es Präsenz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gibt. „Man muss wirtschaftlich denken. Es gibt enorme Kosten: Kämpfer, Miete einer Veranstaltungshalle, Hotel, etc. – das muss jeder Veranstalter tragen – da kommt man locker auf eine mittlere fünfstellige Summe“, skizziert er. Es sei das A und O, hierfür stabile Partner zu finden.

„Ich weiß nicht, wie erfolgreich wir wären, wenn uns nicht ORF Sport + übertragen würde“, sinniert Nader, „Aber wir haben 50-60.000 Zuseher:innen in der Spitze. Das ist viel und der ORF ist zufrieden.“ Mit diesen Zahlen könne man gut zu möglichen Sponsoren gehen. Für seine Partner sei es gut, dass wir verifizierbare Quoten haben, die man ihnen auch liefert. Finanziell war der Wechsel jedenfalls ein Gewinn: „Die Sponsorenverträge haben sich durch unsere TV-Auftritte um 100 Prozent erhöht – da es in der Vergangenheit ohne Fernsehen schwer war, Partner an Bord zu holen.“ Ein Boost war natürlich dann auch noch die Medienkooperation mit der ‚Kronen Zeitung‘, die die Sportler:innen in vielen Vorberichten, auf Krone TV, am Veranstaltungstag, aber auch in der Nachberichterstattung medial begleiten.

Kämpfer, Miete einer Veranstaltungshalle, Hotel, etc. – das muss jeder Veranstalter tragen – da kommt man locker auf eine mittlere fünfstellige Summe.

Marcos Nader

Mittlerweile weiß Nader auch, dass Sponsoring viel mit Sympathie zu tun hat. „Wir haben mittlerweile ein gutes Netzwerk und wir freuen uns über die guten Reichweiten“, erzählt Nader, der weiß: „Eine gute Vorbereitung sei nicht nur im Ring das halbe Spiel, sondern auch gegenüber den Sponsoren.“

Vorbild sein

Die TV-Präsenz hat aber auch andernorts einen Impact, sowohl für Bounce, als auch wohl darüber hinaus. Denn wenn eine Bounce Fight Night im Fernsehen läuft, dann kommen viele Interessierte auch vor Ort. „Am 1. April habe ich leider mit K.O. verloren, ein Desaster für mich, aber am nächsten Tag hatten wir 40 Anmeldungen für ein Probetraining bei uns im Club. Unsere Abschlussrate beträgt ungefähr 30 Prozent“, so Nader. Das Bounce achte auf Qualität und bestmöglich ausgebildete Trainer:innen. „Wir haben über 1.000 Mitglieder, sind damit der größte Club Österreichs und all diese Begeisterung für den Sport trage natürlich auch für den wirtschaftlichen Erfolg bei“, stellt Nader klar. „Das heißt: Selbst wenn die Fight Night per se eine schwarze Null schreibt, gibt es einen Peak an Interessenten, die sich danach im Club einschreiben. Er wird quasi Brand Awareness geschaffen.“

Ein „goldenes Naserl“ verdiene man sich mit den Events nicht, das stehe auch nicht an erster Stelle. „Unser Herzstück ist der Verein und seine Mitglieder. Dafür arbeiten wir und alles, was wir machen, zahlt, auf unsere Brand, das Bounce, ein“, so Nader. „Durch die TV-Auftritte haben wir enormes Interesse, vor allem bei den Jugendlichen“, erzählt er abschließend. Die Begeisterung, dass vor allem die Kids sehr gerne kommen, ist ihm anzumerken. Wie wichtig der organisierte Sport für sie ist, ist eine andre Story – aber die wäre nicht möglich, ohne die Auftritte im Fernsehen.

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