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„Demokratisierung der Spiel- und Videoanalyse im Fußball“: Das Ziel von zone14 [Exklusiv]

(c) zone14

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Simon Schmiderer, Head of Business & Sports und Mitgründer von zone14, spricht im Exklusiv-Interview mit sportsbusiness.de über die frühe Partnerschaft mit Austria Wien, wie zone14 mit dem Thema Sportsponsoring plant und wie das Ziel der „Demokratisierung der Spiel- und Videoanalyse im Fußball“ erreicht werden kann.

++ sportsbusiness.de exklusiv von Nils Daiker ++

Das österreichische StartUp zone14, rund um die drei oberösterreichischen Gründer Lukas Grömer, Simon Schmiderer und Tobias Gahleitner, stellte sich Ende 2019 die Frage, warum es Videos und Statistiken wie aus der Bundesliga nicht für alle Fußballvereine gibt. In ihrer Recherche stellten sie fest, dass die Erhebung von Videos und Sportdaten im Fußball immer noch manuell, zeitaufwändig und dadurch extrem teuer ist.

Daraufhin entwickelten die drei gemeinsam mit sechs Partnervereinen, quer durch die österreichische Ligenlandschaft, ein voll-automatisiertes Videoanalyse-System. Mittels künstlicher Intelligenz werden beim ersten Produkt des StartUps „zone14 Replay“ die Abläufe automatisiert und somit wertvolle Zeit gespart.

“Am Anfang hatten wir die Idee unser Know-how in Computer Vision, künstlicher Intelligenz und Videoanalyse zu nutzen, um direkt aus Fußballvideos Daten wie die Laufleistung, Passquote und Statistiken zu erheben. Dabei mussten wir feststellen, dass die meisten Amateurvereine sind und oft nicht über die notwendige Hardware verfügen”, erläutert Lukas Grömer zuständig für AI und Produkt bei zone14.

Im exklusiven Gespräch mit sportsbusiness.de gewährt der Absolvent des FH Technikum Simon Schmiderer einen Einblick auf den Beginn von zone14 und wie sich aus einer Idee ein standfestes StartUp entwickelt. Weiters spricht er über die frühe und individuelle Kooperation mit Austria Wien und wie wichtig im Gegenzug das nahe Verhältnis zu den Trainern und Mannschaften der unteren Ligen für zone14 ist: “Wir sehen uns jetzt nicht als Robin Hoods, aber die Schere zwischen den Big Playern im Fußball und der Basis – den Amateurvereinen – zu verringern ist eine Vision, die uns massiv antreibt.”

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sportsbusiness.de: Wie kam es zur Idee von zone14?

Simon Schmiderer: „Unser Original-Founder Lukas Grömer war damals bei der Smatrics angestellt und hat dort viel mit Computervision gearbeitet. Ende 2019 war er mit einem Kollegen eines großen Datenanbieters auf einem After-Work-Bier, wo dieser vom Spieldatenzukauf eines anderen Datenanbieters erzählte und von seinem Schock, dass hier ein Großteil der Spieldaten noch immer per Hand erhoben wird.    

Die direkte Reaktion von Lukas Grömer war, dass man diesen Prozess mit Computervision automatisieren kann und so hat die Idee gestartet. Es war natürlich nicht ganz so einfach wie gedacht, aber wir haben schnell festgestellt, dass es kaum Konkurrenz auf diesem Markt gibt.

Wir müssen uns nicht mit den Riesen des Elitesports duellieren, sondern können auf den viel größeren Teil der Fußballer, den semiprofessionellen Amateursport schauen. Die Idee war, dass wir von unten nach oben schauen und von der breiten Masse lernen, damit unser Algorithmus noch stabiler gegenüber Außeneinflüssen wird.

Wie wurde die Idee in weiterer Folge zum StartUp?

„Zunächst haben wir mit Amateurvereinen, aber auch mit dem Wiener Sportklub und der Wiener Austria, recht schnell unsere ersten Partnervereine gefunden. Ihnen haben wir unser Produkt vorgestellt und uns ihr Feedback eingeholt.  

Daraufhin sind uns wie die Schuppen von den Augen gefallen, da eigentlich noch ein großes Problem vor uns lag: Die meisten Vereine der unteren Ligen machen gar keine Videoanalyse, weil weder die Zeit noch die Ressourcen dafür zur Verfügung stehen.

Wir waren damals auch im Austausch mit dem AWS (Austria Wirtschaftsservice) und wussten, dass wir das Video brauchen um unsere gewollten Daten zu generieren. Die Entscheidung fiel letztlich darauf, unser eigenes Kamerasystem zu entwickeln und rundherum eine Videoanalyseplattform aufzubauen. Somit wurde zone14 Replay zu unserem ersten Produkt.“

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Wie schnell waren Sie ursprünglich von zone14 überzeugt?

„Zu Beginn war natürlich noch ein bisschen die Skepsis da, ob Vereine dieser Spielhöhe für so etwas überhaupt bezahlen wollen.  

Für mich war der große Knackpunkt, als wir zum ersten Mal mit unseren Entwicklungspartnern gesprochen haben und ihnen ansehen konnten, wie involviert und begeistert sie von dieser Idee sind.“

Wie kam die Zusammenarbeit mit dem FH Technikum zustande?

„Mitgründer Tobias Gahleitner und ich sind jeweils Absolventen des FH Technikum. Seit ein paar Jahren gibt es nun auch eine Entrepreneurship-Initiative vom FH Technikum, in der StartUps unterstützt werden, die von Absolventen gegründet wurden.

Als Teil der Entrepreneurship-Initiative profitieren wir vom Know-How und den Kontakten der FH und bringen ihr im Gegenzug Publicity. Es ist für beide Parteien eine Win-Win-Situation.“

zone 14 verfügte bereits früh über sechs Partnervereine, wie viele sind es aktuell?

„Mittlerweile sind es insgesamt 30 Partnervereine bzw. Kunden und dazu kommen noch unsere sechs Entwicklungspartner.“

Wie kam die Partnerschaft mit Austria Wien zustande und inwiefern profitiert ein Bundesligist von zone14?

„Da die Bundesliga bereits eigene Kamerasysteme einsetzt, lag unser Forschungsschwerpunkt bei der Wiener Austria zunächst darauf, aus den Daten noch mehr herauszuholen und das haben wir mit einigen Tools auch geschafft.

Unser Ziel in dieser Zusammenarbeit war immer, dass wir die Abläufe im Profisport kennenlernen und schauen, was sich davon in den semiprofessionellen Bereich transferieren lässt.“

Sind die Partnerschaften von zone14 meist individuell angelegt?

„Da die Wiener Austria über eigene Kamerasysteme in der Generali Arena verfügt, haben wir diesen Part kaum mit ihnen besprochen. Wir haben zwar getestet, wie es auch mit externen Kameras funktionieren kann und können daher mit unserem System auch mit einer anderen Hardware arbeiten. Wir sind nicht auf unsere eigene Hardware angewiesen und können überall Daten aufgreifen, wo Kameras hängen.

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Ansonsten merkt man von der Regionalliga abwärts, dass Mannschaften hier unterschiedliche Vorstellungen und Anforderungen haben. Für uns war wichtig, dass man den gemeinsamen Nenner findet und den Kern ausmacht, den alle nutzen. Wir wollten uns erstmal um die Basis kümmern und diese gut für alle umsetzen.“

Wie plant zone14 weiter – Sind noch Partner in Aussicht?

„Wir sind auf jeden Fall weiterhin auf der Suche nach innovativen Vereinen, die mit uns zusammenarbeiten wollen. Bis jetzt haben wir es gut geschafft, innovative Vereine an Land zu ziehen, die auch ihr Feedback miteinbringen wollen.

Das nächste Ziel ist, dass wir in Richtung 100 Kunden kommen. Aktuell sind wir auch mit Vereinen aus dem umliegenden Ausland in Gesprächen. Es geht vorerst in Richtung Deutschland und Schweiz aber auch in Richtung Slowakei, Ungarn, Rumänien, wo die Sportbegeisterung vielleicht sogar noch eine Spur größer ist.“

Welche Schwierigkeiten kommen auf zone14 zu, wenn man expandiert?

„Zuerst ist natürlich die Sprachbarriere ein großes Thema. Wir haben jedoch aktuell zum Beispiel einen Trainer aus der Slowakei, der aktiv angeboten hat, dass er uns bei der Übersetzung mit den slowakischen Vereinen und Verbänden unterstützt. Er kam direkt auf uns zu, weil er der Überzeugung ist, dass unser Produkt in seiner Heimat sehr wichtig sein kann.

Das macht es dann etwas einfacher für uns aber ein neuer Markt bringt auch neue Herausforderungen mit sich. In Deutschland ist auch das Thema Internetgeschwindigkeit ein Faktor. Für uns ist Hardware-technisch der einzige Unterschied, dass wir in Österreich einen Partnervertrag mit einem Mobilfunkanbieter haben, wo wir das mobile Internet mitliefern können. Aktuell ist es im europäischen Umland meist so, dass sich der Verein selbst um das Internet kümmert.“

Welches ist Ihrer Meinung nach das wichtigste Feature von zone14?

„Wir arbeiten extrem gut als Team zusammen und sind auch relativ heterogen, was die Skillsets anbelangt. Bei zone14 sind nur Menschen, die an die Mission glauben, die selbstständig die Extrameile gehen und, die auch immer darauf achten, dass der Kunde im Mittelpunkt steht.

Produktweise ist es auch aktuell der Schlüssel zu unserem guten Feedback. Wir haben Anfang der letzten Halbsaison, wo wir zum ersten Mal mit 20 Vereinen gestartet sind und auf einmal 20-25 Aufnahmen pro Wochenende durchführen mussten, auch noch Probleme erkannt.

Da gibt es zum Beispiel die Geschichte, als ein Baum bei einem Match in das Kamerabild ragte. Im Endeffekt ist dieser Tannenbaum hin und wieder in die Aufnahmen hinein gewackelt, weil unsere Kameras diese Bewegung erkannt und aufgefangen haben.

Als Resultat haben wir unseren gesamten Algorithmus umprogrammiert, damit so etwas das nächste Wochenende nicht mehr passiert. Es ist sicher eine Stärke von uns, dass wir so schnell auf individuelle Probleme eingehen können.“

Gibt es noch andere Beispiele für kleinere Setbacks?

„Ja! Lukas Grömer hat noch mit dem ersten Gründungsteam gelernt, dass man als Team sehr kompatibel sein muss. Es ist nämlich teilweise wie in einer Ehe, denn man verbringt wahnsinnig viel Zeit miteinander, unterschreibt Verträge gemeinsam und muss immer darauf schauen, dass bei der anderen Seite alles gut passt.

Da haben wir auch durchaus die Learnings mit einer/einem ehemaligen Co-Founder/-in gehabt, dass man nichts unterschreiben sollte, ohne es mit einem Anwalt abzusprechen.“

„Demokratisierung der Spiel- und Videoanalyse im Fußball“ – Welche Ziele verfolgt zone14?

„Ich glaube ganz allgemein, dass die Spiel- und Videoanalyse im Profibereich die letzten ein bis zwei Prozent zwischen Sieg und Niederlage ausmacht. Im Gegensatz dazu gibt es genügend Studien im semiprofessionellen Bereich, die aufzeigen, dass hier eine Integration der Videoanalyse einen deutlich größeren Impact bei Mannschaften haben kann. Die Rede ist von zehn Prozent mehr Leistung. Das Wissen darüber, dass auch ein Need dafür da ist, treibt uns enorm an.

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Was die Demokratisierung der Spiel- und Videoanalyse angeht, ist in fünf bis zehn Jahren auf jeden Fall der Plan, dass zone14 auch außerhalb von Europa agiert. Wir sehen extrem viel Potenzial in Südamerika, Afrika und Südostasien, wo man dieses Tool vielleicht auch in Richtung Scouting für Profivereine nutzen kann.

Wir sehen uns nach wie vor als Deeptech- und Softwareunternehmen und unsere Hardware ist dabei nicht der Kern unseres Geschäfts, sondern wir sehen ganz klar, dass unser Algorithmus der Gamechanger ist.“

Ist das Thema Sportsponsoring in Zukunft auch interessant für zone14?

„Sicher, ja! Das ist natürlich immer eine Marketingbudget-Frage. Aktuell ist es so, dass wir im Bereich Sportsponsoring mit großen Unternehmen sprechen, ob sie nicht zusätzlich zu Bandenwerbungen auch das Tool sponsorn wollen, um gemeinsam die Vereine zu digitalisieren.“

Was motiviert zone14 mehr: Partnerschaft mit Austria Wien vs. positives Feedback der semiprofessionellen Mannschaften?

„Natürlich ist es ein Meilenstein mit der Wiener Austria zusammenzusitzen. Wir haben auch davor schon gemerkt, dass das Thema Trainingsanalyse im Profibereich recht präsent ist und hier auch viele große Vereine auf der Suche sind. Als plötzlich auch ein deutscher Bundesligist in unserem Email-Postfach aufschien, war das nochmal ein Punkt der Realisation, wie groß die Idee werden kann.

Auf der anderen Seite führen wir im zwei bis drei Monate Takt unsere Produktiterationen, wo wir knallhartes Feedback von unseren Partnern erhalten, wir aber auch neue Features vorstellen. Diese Meetings legen wir uns gezielt an Tage, an denen nicht viel los ist, weil wir immer mit neuen Ideen und neuem Feedback herausgehen. Wenn wir dabei sehen und hören, dass es den Trainern gefällt, pusht uns das massiv.“

Welche Entwicklungsschritte stehen in der nahen Zukunft an?

„Ein Ziel ist, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten unseren Stream live zur Verfügung stellen wollen. Das macht uns zukünftig die Möglichkeiten auf, in Richtung Halbzeit- und Live-Analyse zu entwickeln, wie man es auch aus der Bundesliga kennt.

Das ist der geplante nächste große Schritt und parallel geht es gerade in Richtung ersten Prototyps für unser Datenprodukt. Da ist der Plan, dass man ein kleines Produkt für die Spieler baut, bei dem sie ihre Leistungsparameter für sich individuell aufgeschlüsselt bekommen.“

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