Als erste große Profifußball-Ligen nehmen die deutsche Bundesliga und 2. Bundesliga Nachhaltigkeitskriterien verpflichtend in ihre Lizenzierungsordnung auf.
Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss haben die Clubs im Rahmen der DFL-Mitgliederversammlung am heutigen Dienstag gefasst.
Die Umsetzung des Prozesses ist in mehreren Stufen vorgesehen:
- Die Clubs haben im Rahmen der heutigen Mitgliederversammlung beschlossen, ein eindeutiges Bekenntnis zu Nachhaltigkeit in der Präambel der Satzung des DFL e.V. zu verankern. Der DFL e.V. ist der Zusammenschluss der 36 Proficlubs. In der Präambel heißt es künftig unter anderem: „Wesentliche Leitlinie für das Handeln des DFL e.V. ist Nachhaltigkeit in allen ihren Dimensionen – ökologisch, ökonomisch und sozial. Mit konkreten Maßnahmen wird diese Leitlinie aktiv, nachweisbar und transparent umgesetzt. Der DFL e.V. und seine Vereine und Kapitalgesellschaften tragen dazu bei, das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln innerhalb breiter Bevölkerungsschichten zu verankern.“
- Zudem haben die Clubs beschlossen, dass Nachhaltigkeitskriterien in der Lizenzierungsordnung verankert werden. Geplant sind unter anderem Mindestkriterien sowie erweiterte Kriterien, die anteilig zu erfüllen sind. In der Lizenzierungsordnung heißt es dazu: „In dem Bestreben, Nachhaltigkeit fortschrittlich innerhalb des DFL e.V. zu verankern und zeitgleich einen umsetzbaren Handlungs- und Entwicklungsrahmen für die Mitglieder darzulegen, sind die Nachhaltigkeitskriterien kategorisiert, werden jährlich evaluiert und in Phasen weiterentwickelt.“
- Die konkreten Kriterien werden derzeit basierend auf den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit entwickelt und in der kommenden Zeit gemeinsam mit den Clubs konkretisiert und finalisiert. Grundlage sind unter anderem die Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen sowie Einschätzungen externer Expertinnen und Experten. Hinzu kommen Erkenntnisse aus intensiven Abstimmungen innerhalb der vom DFL-Präsidium eingesetzten Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit sowie mit zahlreichen Clubs und im Club-Arbeitskreis Verantwortung. Vorgesehen ist, dass die Kriterien in den kommenden Monaten durch die DFL-Mitgliederversammlung verabschiedet werden. Bei der Ausarbeitung der Kriterien wird berücksichtigt, dass Clubs, die individuell teilweise bereits umfassende Aktivitäten umsetzen, auch künftig mit Fokus auf ihre jeweiligen strategischen Schwerpunkte wirken können.
- Zunächst ist eine Pilotphase in der kommenden Saison 2022/23 vorgesehen, in der die Clubs eine erste Einordnung in Bezug auf die verpflichtenden Kriterien erhalten. Dieser Schritt ermöglicht einen Überblick über den jeweiligen Status quo sowie Potenziale und räumt einen Übergangszeitraum ein, in dem notwendige Weiterentwicklungen umgesetzt werden können. Ein solch weitreichender Prozess mit Einfluss auf viele Aspekte des Kerngeschäfts kann nicht von heute auf morgen abgeschlossen werden und muss die unterschiedlichen wirtschaftlichen und strukturellen Voraussetzungen in der Spannweite vom Champions-League-Teilnehmer bis zum Aufsteiger aus der 3. Liga berücksichtigen. Die DFL wird sich daher im Rahmen der Pilotphase und darüber hinaus eng mit den Clubs abstimmen.
- Anvisiert ist die erste lizenzierungsrelevante Auditierung der Clubs in Bezug auf die Nachhaltigkeitskriterien im Lizenzierungsverfahren zur Saison 2023/24. Dann werden auch entsprechende Auflagen und Sanktionen bei Nicht-Erfüllung von Mindestkriterien oder einem entsprechenden Anteil der erweiterten Kriterien möglich sein.
Ein „grundsätzliches Bekenntnis zu Nachhaltigkeit im deutschen Profifußball“ war auch eine der Handlungsempfehlungen im Zusammenfassenden Ergebnisbericht der Taskforce Zukunft Profifußball, der im Februar veröffentlicht wurde. In der Taskforce hatten sich 37 Expertinnen und Experten aus Sport, Gesellschaft, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft in interdisziplinären Diskussionen mit bedeutenden Themen und Fragestellungen zur Zukunft des Profifußballs beschäftigt.