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Dream Teams-Förderungen: Neos-Vorwurf der Überförderung von Damenhandball geht ins Leere [Exklusiv]

GEPA pictures/ Oliver Lerch

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Große Aufregung gab es im Zuge einer Anfragebeantwortung von NEOS-Nationalratsabgeordneten Yannick Shetty an das Sportministerium: Er vermutete eine Überförderung einer Sportart, in der die Grüne Ingrid Felipe Vizepräsidentin ist.

++ sportsbusiness.de exklusiv von Georg Sander ++

„Unsere Anfragebeantwortung an Sportminister Kogler birgt Brisanz: Wir wollten wissen, an wen er über seinen Sonderfördertopf nach § 14 BSFG Steuergelder ausgeschüttet hat. Über den Förderpool „Frauensport“ bekommt ein Verband überproportional viel Geld ausbezahlt. Zufall?“, twitterte NEOS-Nationalratsabgeordneter Yannick Shetty diese Woche. Nicht nur der Oppositionspolitiker vermutete einen „Zufall?“, auch Kommentatoren Gefälligkeiten. Denn die angeblich so hoch geförderte Sportart – Handball – hat mit der Tiroler Landeshauptmann Stellvertreterin Ingrid Felipe eine Grüne als Vizepräsidentin. sportsbusiness.de ist im Sportministerium auf Spurensuche gegangen, um den Vorwürfen auf den Grund zu gehen. Dabei geht es vor allem einmal darum zu verstehen, aus welchem Fördertopf überhaupt was gefördert werden könnte.

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Um diese Förderung geht es

Generell betrifft die vermutete Überbezahlung den Pool Dream Teams, eine von Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) 2021 ins Leben gerufene Initiative, die Frauenligen stärken soll. Bei der Präsentation war von 500.000 Euro Sockelbetrag plus 1 Mio Euro variable Förderung die Rede, die Evaluierung sollte nach drei Jahren erfolgen. Ausgezahlt wurden jetzt übrigens schon 1,577 Mio Euro. Nach Zuteilung der Mittel auf die verschiedenen Ligen galt es, die Mittel dann auch noch innerhalb der Liga gerecht zu verteilen. Ein Drittel des Gesamtkuchens wurde als Sockelbetrag ausbezahlt (gleiche Summe für jeden Verein), zwei Drittel als leistungsabhängige Förderung. Hier wurden z.B. die Meisterschafts-Platzierung in den letzten drei Jahren, die Anzahl der Jugendmannschaften, die Zahl von National- und Jugend-Nationalteamspielerinnen, die Zahl von hauptamtlichen Trainer:innen (mit einer bestimmten Mindestqualifikation) und vieles mehr als Beurteilungs-Parameter herangezogen.

Aufgrund des Wordings – „Das Kraftpaket für die Frauenligen“ – ein Leuchtturmprojekt des kleineren Regierungspartners. Gefördert werden in der aktuellen Periode Baseball-Softball, Basketball, Eishockey, Fußball, Handball, Hockey, Tischtennis und Volleyball; konkret: die Ligen. Eingeführt wurde der Förderpool aufgrund der Erkenntnis, dass die Frauenvereine während der Pandemie im Sportligenfonds mangels Professionalisierungsgrad nicht anspruchsberechtigt waren.

„Daraus leitete sich das Ziel ab, den Gap zwischen Männer- und Frauenligen zu verringern, den Professionalisierungsgrad zu heben, den Talentepool zu vergrößern und so auch die Konkurrenzfähigkeit auf internationaler Ebene zu verbessern“, heißt es auf Anfrage von sportsbusiness.de aus dem Sportministerium. Durch die Vergrößerung des Talentepools bzw. die professionellere Betreuung sollen mittel- und langfristig auch die Nationalteams profitieren.

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Überproportionale Förderung?

Nationalratsabgeordneter Yannick Shetty (siehe Tweet oberhalb) ortete nun also in der Aufstellung eine Überförderung von Handball, wo Koglers Parteifreundin Felipe Vizepräsidentin ist. Das Sportministerium meint dazu: „Fußball und Handball lagen in den Bewertungen gleich auf und mit großem Abstand voran. Der Unterschied zwischen diesen beiden Sportarten ergibt sich lediglich daraus, dass die Handball-Damenliga aus 12, die Fußball-Damen-Bundesliga aus zehn Vereinen besteht.“

Fußball und Handball lagen in den Bewertungen gleich auf und mit großem Abstand voran. Der Unterschied zwischen diesen beiden Sportarten ergibt sich lediglich daraus, dass die Handball-Damenliga aus 12, die Fußball-Damen-Bundesliga aus zehn Vereinen besteht.

Sportministerium gegenüber sportsbusiness.de

Der gravierende Unterschied zwischen zwei vermeintlich auf Augenhöhe befindlichen Sportarten wie Hand- und Basketball ergebe sich daraus, dass es im Beobachtungszeitraum (und auch in den Jahren davor) kein Damen-Basketball-Nationalteam gab, kein Verein der Damen-Bundesliga an Europacupbewerben teilnahm, nur acht Teams in der Bundesliga spielen, die Kadergröße im Basketball geringer ist und das durchschnittliche Budget von Damen-Handball-Bundesligisten 2,3 Mal höher liegt als das durchschnittliche Budget von Damen-Basketball-Bundesligisten.

In Zahlen bevorzugt das System laut Ministerium sogar kleinere Ligen: „Der durchschnittliche Budgetzuwachs pro Verein in der Damen-Basketball-Liga mit 27,7 Prozent deutlich über jenem in der Damen-Handball-Liga (20,5 %)“, heißt es vom Sportministerium gegenüber sportsbusiness.de.

Der Kriterienkatalog

Wie gestaltet sich der Kriterienkatalog nun im Detail, damit die Mittel möglichst fair auf die einzelnen Ligen verteilt werden können? Die Parameter waren laut Ministerium: die Kadergröße in der jeweiligen Sportart, die internationale Leistungsfähigkeit (Teilnahme und Erfolge in Europacupbewerben), die internationale Leistungsfähigkeit des Nationalteams, die Anzahl der in der höchsten Spielklasse vertretenen Vereine und das bisherige Durchschnittsbudget der Vereine in der jeweiligen Liga. Das soll eine Überförderung verhinden, die Budgetsteigerung pro Verein wurde deshalb mit 50 Prozent gedeckelt: „Mehrmittel ja und das substanziell – aber in einem gesunden Verhältnis zur bereits vorhandenen Struktur.“ Insgesamt handelt es sich bei „Dream Teams“ um eine Spitzensportförderung, so die Stellungnahme, weswegen spitzensportrelevante Parameter zur Anwendung kamen.

Wie bei allen anderen Förderungen muss jede getroffene Maßnahme klar und detailliert beschrieben. Bei Nicht-Verwendung oder nicht widmungsgemäßer Verwendung müssen die entsprechenden Fördermittel zurückgezahlt werden.

Sportministerium

Grundsätzlich hält man im Ministerium von Werner Kogler fest: „Wie bei allen anderen Förderungen muss jede getroffene Maßnahme klar und detailliert beschrieben werden und jeder damit in Verbindung stehende Fördereuro mit entsprechenden Belegen dokumentiert und abgerechnet werden. Bei Nicht-Verwendung oder nicht widmungsgemäßer Verwendung müssen die entsprechenden Fördermittel zurückgezahlt werden.“ Allerdings muss erwähnt werden, dass die insgesamt 1,5 Millionen Euro breit zur Verfügung gestellt wurden. Förderbar waren bzw. sind etwa Kosten für Trainingslager, Kosten für zusätzliche Trainingsumfeldbetreuung (Sportmedizin, Sportwissenschaft, Sportpsychologie, Physiotherapie etc.), Kosten für zusätzliche Trainer (mit bestimmten Mindestqualifikationen), für innovative Trainingsmethoden, für Talentefindung und –betreuung, Kosten für zusätzliche Maßnahmen in der Außendarstellung (PR, Pressearbeit, Streamings etc.). Das sei bewusst so gewählt worden, ausgenommen sind explizit Spielerinnengehälter und Transferzahlungen.

Evaluierung nach drei Jahren

Die Evaluierung erfolgt nun letztlich nach drei Jahren. Das Zwischenresümee: „Nachdem die bisherige Förderung zu einer Gesamtsteigerung der Vereinsbudgets (quer über alle 8 Ligen) von knapp 30 Prozent geführt hat, gilt es nun die Evaluierung abzuwarten, welche Qualitätssteigerung mit diesen Mitteln erzielt werden konnte. Erst dann lässt sich abschätzen, ob eine weitere Aufstockung sinnstiftend ist.“

Aus den Erklärungen des Ministeriums lässt sich keine Überförderung einer Liga ableiten, wie von Shetty behauptet.

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