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FIS-Zentralvermarktung: Verlorene Zeit, verbranntes Geld und ein „Nein“ [Exklusiv]

(c) Jakob Scharf

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Der Streit um den Zentralvermarktungs-Deal der FIS war in den vergangenen Monaten – abseits der Pisten – das bestimmende Thema im Ski-Sport. Im Rahmen des „sportsbusiness.at Breakfast Club“ am Eröffnungstag der Ski WM 2025 am Dienstag äußersten sich Roswitha Stadlober (Ski Austria), Diego Züger (Swiss Ski) und Jörg Flechtner (DSV) noch einmal ausführlich zu dem Thema und legten die Standpunkte der jeweiligen Verbände auf den Tisch.

++ sportsbusiness.at exklusiv von Max Patak aus Saalbach/Hinterglemm ++

Kurz vor Weihnachten verging kaum ein Tag, an dem man in den Medien nicht auf eine neue Schlagzeile zum Zentralvermarktungs-Deal der FIS mit Infront traf. Nachdem sich sogar einige Top-Athletinnen und Athleten des Ski-Sports (u.a. Mikaela Shiffrin, Marco Odermatt, Marco Schwarz oder Manuel Feller) in einem offenen Brief dagegen aussprachen, eskalierte die Situation. FIS-Präsident Johann Eliasch wies die Beteiligten in die Schranken, kritisierte sie als „instrumentalisiert“ und bezeichnete die Forderungen als „nicht ernst zu nehmend“.

Doch worum geht es eigentlich konkret? Im April 2024 hatte der FIS-Vorstand beschlossen, die Medien- und Marketingrechte für alle FIS-Weltcup-Veranstaltungen zentral zu vermarkten. Der Deal tritt ab der Saison 2026/27 für acht Jahre in Kraft, diese Aufgabe soll das internationale Sportmarketing-Unternehmen Infront mit Sitz in der Schweiz übernehmen. Nach langem Hin und Her stimmten alle Nationalverbände dem Deal zu – nach langen Verhandlungen gaben dann auch die Schweiz und Deutschland ihr ok. Übrig geblieben ist Ski Austria, das sogar rechtliche Schritte einleitete (sportsbusiness.at berichtete).

Starke Gegenwehr vom ÖSV

Bei Ski Austria wird man „der eigenen Linie treu blieben“, wie Roswitha Stadlober, Präsidentin des ÖSV beim „sportsbusiness.at Breakfast Club“ noch einmal betonte. Dabei gehe es vor allem, um die Sorge, bestehende Verträge mit Partnern und Sponsoren nicht einhalten zu können. Ein No-Go für den ÖSV. „Wir werden den Zentralvermarktungsdeal, so wie er Stand heute auf dem Tisch liegt, nicht unterschreiben. Wir halten unsere Verträge mit unseren Partnern ein“, so die klare Botschaft der Präsidentin.

ÖSV-Geschäftsführer Christian Scherer bezeichnete die Vorgehensweise der FIS in der Vergangenheit als „eine Art Erpressung“. Immer wieder hört man aus den Aussagen der Vertreter:innen der Nationalverbände heraus, dass man gerne mehr in den Entscheidungsprozess eingebunden werden möchte. „Es muss zuerst ein Produkt entwickelt werden und dann kann man gemeinsam schauen, wo die Reise hingeht“, sagt Stadlober.

„Wir werden den Zentralvermarktungsdeal, so wie er Stand heute auf dem Tisch liegt, nicht unterschreiben. Wir halten unsere Verträge mit unseren Partnern ein“

Roswitha Stadlober, Ski Austria

Züger glaubt grundsätzlich an Zentralvermarktung

Seiner Linie ebenfalls treu geblieben ist der Schweizer Skiverband, betonte zumindest Co-CEO Diego Züger am Eröffnungstag der WM im Rahmen des sportsbusiness.at-Events. Bei Swiss Ski habe man von Anfang an Chancen in einer zentralen Vermarktung aller Rennen gesehen, weil man „Vorteile darin sieht“, so Züger. Die FIS habe schlussendlich fast alle Forderungen des Schweizer Verbands akzeptiert und der Vertrag sei mittlerweile „so nahe dran an den eigenen Vorstellungen, dass wir am Schluss „Ja“ gesagt haben.“

Blauäugig sei man aber nicht, betont Züger: „Es ist ein erster Schritt aber jetzt müssen auf die Worte Taten folgen. Wir werden sehen, wie sich das in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt.“ Generell sei es aber wichtig, dass „wir alle in eine Richtung gehen und versuchen den Sport nach vorne zu bringen und gemeinsam zu vermarkten“, fügt Züger hinzu. Das Motto lautet: Schritt für Schritt.

„Es ist ein erster Schritt aber jetzt müssen auf die Worte Taten folgen. Wir werden sehen, wie sich das in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt.“

Diego Züger, Swiss Ski

DSV-Präsident ärgert sich über verlorene Zeit

Beim Deutschen Skiverband sieht man die Thematik ähnlich. Grundsätzlich sei man immer schon offen für eine Zentralvermarktung gewesen, auch wenn man im Juni des Vorjahres noch juristisch gegen die Vorhaben der FIS vorging und vor dem Landesgericht München erste Teilerfolge verzeichnete. „Es waren zwei harte Jahre, die wir gemeinsam durchgefochten haben, doch am Ende sind die Bedingungen, die für uns relevant waren, so erfüllt worden, dass wir zugestimmt haben“, sagt DSV-Präsident Jorg Flechtner.

Ich glaube, jeder hat in seinem Land gerade genügend Themen vor der Brust. Insofern ist es wichtig, dass wir nicht noch Nebenkriegsschauplätze eröffnen, die es momentan überhaupt nicht braucht.“

Jörg Flechtner, DSV


Flechtner ärgert sich jedoch über die lange Dauer der Verhandlungen: „Das hätte es nicht gebraucht. Diese zwei Jahre haben uns allen viel Geld und Aufwand gekostet. Geld, das dem Skisport und damit auch dem Nachwuchs entzogen wurde.“ Die grundsätzliche Einigung begrüßt Flechtner. Er würde sich wünschen, dass jetzt Frieden einkehrt. „Wir sollten uns wieder um die Entwicklung des Kernproduktes kümmern und um den Nachwuchs. Ich glaube, jeder hat in seinem Land gerade genügend Themen vor der Brust. Insofern ist es wichtig, dass wir nicht noch Nebenkriegsschauplätze eröffnen, die es momentan überhaupt nicht braucht.“

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