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Jürgen Irsigler: „Sonst wird der Sport kollabieren“

(c) Admiral Sportwetten

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Jürgen Irsigler, Geschäftsführer von Admiral Sportwetten, spricht im sportsbusiness.de-Interview über den dramatischen Umsatzeinbruch von über 90 Prozent, den mühsamen Weg zurück und warum für den Sport im Allgemeinen die Alarmglocken läuten.

sportsbusiness.de: Wie hat sich der Umsatz rund um den Corona-Lockdown bei Admiral entwickelt?

Jürgen Irsigler: Wir haben nach dem Lockdown ein Minus von 92 Prozent  zur Kenntnis nehmen müssen. Einerseits mussten wir alle Filialen schließen und das Online-Angebot war auf ein Minimum geschrumpft. Aufgrund der mangelnden Sportveranstaltungen haben wir daher kaum Umsätze generiert, da die verbliebenen Fußball-Ligen wie zum Beispiel in Weißrussland, Burundi oder Nicaragua  die Menschen nicht wirklich interessieren. Andere Sportarten wie Tennis, Formel 1 sind vollkommen zum Stillstand gekommen und Eishockey,  Handball oder Basketball haben die Saisonen vorzeitig beendet.

sportsbusiness.de: Welche Entwicklung kann man nach dem Start der deutschen Bundesliga wahrnehmen: Ist das Umsatzniveau wie davor, höher oder geringer?

Irsigler: Wir sind leider aktuell weit von den Zahlen, die wir vor dem Lockdown gehabt haben, entfernt. Das liegt natürlich einerseits an den geschlossenen Filialen, die wir erst am 29. Mai wieder öffnen können. Daher konnten wir nur Online-Wetten entgegen nehmen. Aber selbst dort waren die Umsätze deutlich geringer als persönlich erhofft. Zum Teil lagen wir hier 50 Prozent unter den Werten, die wir von der deutschen Bundesliga früher kannten. Das zweite Bundesliga-Wochenende hat dann in weiterer Folge ziemlich genau das gleiche Niveau gehabt wie das erste. Hier gibt es leider derzeit  noch eine massive Zurückhaltung. Im Mai werden wir insgesamt noch immer einen Umsatzrückgang von 86 Prozent ausweisen.

Von den Online-Kunden, die wir vor Corona hatten, haben wir derzeit 40 Prozent aktiviert. Die anderen 60 Prozent fehlen noch.

Jürgen Irsigler

sportsbusiness.de: Ist es nachvollziehbar, dass Sky so hohe Quoten wie noch nie hat, aber die Zurückhaltung bei den Wetten noch gegeben ist?

Irsigler: Unser Geschäft ist extrem Filial-lastig, selbst bei Kunden, die bei uns Online-Wetten. 80 Prozent unserer Online-Kunden haben eine Affinität zu unseren Filialen, die nützen beide Vertriebskanäle. Diese Kunden sind oft bei uns in den Filialen und geben dann parallel auch online ihre Wetten ab. Wir haben natürlich werbetechnisch versucht, diese Kunden zu aktivieren, aber es ist leider unter unseren Erwartungen geblieben. Von den Online-Kunden, die wir vor Corona hatten, haben wir derzeit 40 Prozent aktiviert. Die anderen 60 Prozent fehlen noch.

sportsbusiness.de: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in den Juni?

Irsigler: Für den Juni gehen wir von einem Rückgang von 65 Prozent aus, also wir erwarten 35 Prozent der normalen Einsätze. Es gibt immerhin mit dem Start der deutschen Bundesliga eine Signalwirkung, die uns positiv stimmt. Österreich startet auch und es gibt die Chance auf Spiele in England oder Spanien.

sportsbusiness.de: Welche Umsatz-Perspektive auf das Gesamtjahr gibt es derzeit?

Irsigler: Insgesamt gehen wir aktuell von einem Minus von 40 Prozent aus.

sportsbusiness.de: Werde Sie alle Filialen wieder aufsperre mit 29. Mai?

Irsigler: Wir werden alle Filialen wieder öffnen, außer in Wien. In Wien werden wir im ersten Schritt nur 50 Prozent öffnen. Mehr ist derzeit wohl nicht notwendig, weil das Wettangebot derzeit noch eingeschränkt ist. Wir werden das dann natürlich evaluieren und gegebenenfalls weitere Schritte setzen.

sportsbusiness.de: Welche Auswirkungen wird die Corona-Krise auf das Sponsoring-Engagement Ihres Unternehmens haben?

Irsigler: Das ist derzeit sehr schwer zu beurteilen, weil man die zukünftigen Rahmenbedingungen bei den meisten Sportarten heute noch gar nicht kennt. Wesentlich wird sein, ob es wieder möglich sein wird, Zuschauer zu den Events begrüßen zu können. Davon hängen auch unsere Sponsoring-Entscheidungen ab. Wir müssen uns hier also noch Zeit lassen, bis diese Rahmenbedingungen geklärt sind. Man muss es aber ganz offen sagen: Wenn die Zuschauer nicht zugelassen werden, werden sich viele Vereine zurückziehen, so wie wir es mit Znojmo in der Eishockey-Liga bereits gesehen haben. Da werden leider wohl noch weitere Vereine folgen.

Wesentlich wird sein, ob es wieder möglich sein wird, Zuschauer zu den Events begrüßen zu können. Davon hängen auch unsere Sponsoring-Entscheidungen ab.

Jürgen Irsigler

sportsbusiness.de: Und bestehende Verträge?

Irsigler: Dort, wo wir Verträge haben, werden wir diese natürlich auch erfüllen. Fraglich sind allerdings neue Verträge, weil es wie ich vorher erwähnt habe, noch zu viele Fragezeichen gibt. Es könnte daher das eine oder andere Engagement dann nicht mehr geben. Das ist nur logisch, wenn man  bedenkt, dass auch unsere Situation eine äußerst herausfordernde ist. Eines kann ich sagen: Wachsen werden wir im Sponsoring-Bereich nicht.

sportsbusiness.de: Sie haben dramatische Worte für den Sport gefunden. Was braucht es?

Irsigler: Wir müssen Möglichkeiten und Konzepte finden, dass im Herbst der Sport wieder vor Zusehern stattfinden kann. Ansonst wird der Sport kollabieren. Wenn es nicht gelingt, im Herbst halbwegs zur Normalität zurückzukehren, dann wird der Sport auf Jahre hin massiv Schaden erleiden. Ohne Zuschauer gibt es keine Einnahmen aus Ticketing oder Gastronomie, zudem werden die Sponsoren abspringen. Das ist eine Kettenreaktion, Vereine würden sich aus den Meisterschaftsbetrieben, wie es Znojmo schon getan hat, zurückziehen.

sportsbusiness.de: Hat die Politik hier ein Problembewusstsein entwickelt?

Irsigler: Der Politik ist das noch zu wenig bewusst Es findet zwar eine Sensibilisierung statt, dass aber in Wahrheit bereits alle Alarmglocken läuten, ist so noch nicht angekommen.

sportsbusiness.de: Wird es eine Marktbereinigung geben?

Irsigler: Die wird es definitiv geben. Ich denke, es wird manche Wettanbieter nach der Corona-Krise im Herbst oder gegen Ende des Jahres nicht mehr geben. Es wird hier vor allem kleinere Anbieter treffen, ob größere auch dabei sein werden, kann ich nicht beurteilen. Es wird aber auf jeden Fall Auswirkungen auf die Wettlandschaft haben. 

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