Wenn ein 18 Jahre alter Nachwuchskeeper bei einem österreichischen Klub anheuert, dann interessiert das höchstens einschlägige Fußball-Medien. Handelt es sich aber mit Liu Shaoziyang um einen chinesischen Jungkeeper vom FC Bayern, dann ist die Reichweite enorm und erschließt möglicherweise neues Sponsoring-Potenzial.
sportsbusiness.de Exklusiv – Von Georg Sander
China ist ein enorm wichtiger Markt für den europäischen Fußball. Der große FC Bayern hat das auch erkannt und kooperiert mit FC Wuhan Three Towns. Im Rahmen der Kooperation wurde jüngst Liu Shaoziyang, 18 Jahre alt und Keeper, verpflichtet, was für die Münchner viel Medienöffentlichkeit bedeutete. Der Keeper wurde in weiterer Folge nach Österreich verliehen und beschert dem Bundesligisten Austria Klagenfurt eine Medienöffentlichkeit, die anders kaum zu erreichen wäre.
Denn der FC Bayern ist eine bekannte Größe und diese Öffentlichkeit ist für Neo-Bundesliga-Klub Austria Klagenfurt noch ungewohnt. Der Transfer des Keepers, der bis 2025 an die Bayern gebunden und bis 2023 nach Kärnten verliehen ist, schlug sich in allen wichtigen Medien Deutschlands und Österreichs nieder. Angefangen bei Branchenmedien wie 90minuten.at, Sky Sport Austria, transfermarkt.at über große österreichische Medien wie Krone und Kurier über die großen deutschen Verlagshäuser wie Stern, RTL, Bild und Co. wurde berichtet. Des Weiteren auch in allerhand kleineren und größeren Zeitungen oder Online-Medien.
Auch chinesische Medien registrierten den Transfer klarerweise. Das dazugehörige Vorstellungsvideo wurde vor allem auf QQ, vergleichbar mit YouTube, massiv geklickt. Anfang dieser Woche verbuchte das Video knapp 6,4 Millionen Views, weitere über 40.000 auf bilibili und rund 20.000 auf Weibo. Um diese Zahlen in Kontext zu setzen: Der YouTube-Kanal der Klagenfurter hat etwas mehr als 1.000 Abonnenten, das meistgeklickte Video der letzten Monate ist jenes über das Kärntner Derby in Runde 1, 2.303 Aufrufe zählt YouTube.
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In diese Nähe kommt nicht einmal der YouTube-Kanal von Red Bull. Das Video „Red Bull Racing Honda Vs Scuderia AlphaTauri“ kommt derzeit nach sieben Monaten auf 4,1 Millionen Abrufe. Sieht man sich weiters die Liste an Medien an, die über den Transfer berichteten, kann man davon ausgehen, dass den Klagenfurtern hier vielleicht ein sportlicher Stunt gelungen ist, aber auf jeden Fall einer hinsichtlich Marketing.
Positiver Nebeneffekt bei Sponsorensuche
Das weiß auch Daniela Mayr, Head of Marketing & Sponsoring bei Austria Klagenfurt. Der Wert des Transfers für die Marke „lässt sich nicht abschätzen“, erklärt sie gegenüber sportsbusiness.de. Liu Shaoziyang sei ein hoffnungsvolles Talent, sein „Wechsel aus China zum FC Bayern München, einem der erfolgreichsten Klubs der Welt, hat in seiner Heimat für großes Aufsehen gesorgt.“ Wie die Abrufzahlen belegen, verfolgt man seine Entwicklung bei den Kärntnern ebenfalls genau: „Das hat für uns den positiven Nebeneffekt, bei der Sponsorensuche einen neuen Markt zu erschließen“.
Es ist übrigens nicht der erste Transfer, der ein bisschen Richtung Marketing geht. Vor gut einem Jahr verpflichteten die Klagenfurter Peter Pacult, ein Transfer, der im Land für Aufsehen sorgte. Der damalige Coach, Robert Micheu, hatte das Team zu einem Aufstiegskandidaten geformt, wies einen Punkteschnitt von 1,9 auf. Pacult hingegen war seit 2015 nicht mehr in Österreich als Trainer engagiert, tingelte im Osten Europas von Kurzengagement zu Kurzengagement. Sportchef Peter Imhof sagte jüngst über die Verpflichtung des Trainers: „Ich weiß gar nicht, wie viele Anrufe ich von irgendwelchen Leuten, sogar von Politikern gekriegt habe, die mich dafür beschimpft haben.“ Nicht nur der Erfolg – Aufstieg und derzeit Kurs auf die Meistergruppe – geben den Verantwortlichen recht: „Er hat dem Verein in der öffentlichen Wahrnehmung gutgetan. Für das Standing des Vereins war das ein Riesenschritt nach vorne.“
Sport bleibt im Fokus
Daniela Mayr wiederum schränkt ein: „Alle Entscheidungen, die bei der Austria Klagenfurt getroffen werden, zielen einzig und allein darauf ab, die Chance auf den größtmöglichen Erfolg im sportlichen Bereich zu erhöhen.“ Das war auch laut ihr auch bei der Pacult-Verpflichtung so und gelte für jeden Spieler-Transfer. Der chinesische Neuzugang, der nun bis 2023 in Kärnten ist, soll also auch den sportlichen Konkurrenzkampf anheizen und Stammkeeper Philipp Menzel fordern.
Auch wenn der Sport im Fokus steht und es offen ist, ob sich Liu Shaoziyang bei der Austria durchsetzen kann: Millionen Menschen auf der ganzen Welt kennen nun den Namen Austria Klagenfurt – die Zahlen und die Medienberichte über den Wechsel zeigen das.