Mario Leo, Founder und CEO von Result Sports, erläutert im Exklusiv-Interview mit sportsbusiness.de die „Women Football Leagues Benchmark“ von Result Sports und gibt einen Einblick auf die Entwicklung und Trends im Frauenfußball auf Social Media.
++ sportsbusiness.de exklusiv von Nils Daiker ++
Die digitale Sportmedienplattform Result Sports hat mit der „Women Football Leagues Benchmark“ die Daten von den auf Social Media größten Frauen-Fußballligen gegenübergestellt und die Unterschiede vor allem im Teil „Community Evolution – Juli bis Dezember 2021“ aufgezeigt.
Diese Grafik führte zu spannenden Ergebnissen, unter anderem, dass einige Frauenligen ein großes Wachstum auf Social Media in der erwähnten Zeitperiode erzielen konnten, jedoch auch, dass einige Ligen noch nicht gewagt haben, auf diesen Trend aufzuspringen. Gerade die deutsche Flyeralarm Frauen-Bundesliga konnte zwischen Juli und Dezember 2021 insgesamt nur knapp über 5.000 Follower generieren und verfügt weder über einen eigenen Twitter-, noch einen Youtube-Account.
Ganz anders sieht das bei den Frauenligen in Brasilien und Japan aus: Beide Ligen konnten sich über ein beachtliches Wachstum auf Social Media freuen. Vor allem auf TikTok erreichte die „Brasileiro Feminino Neoenergia“ einen Zuwachs von fast 90.000 Fans.
Die mexikanische Frauenliga führt die Liste der insgesamt größten Social-Media-Community knapp vor der amerikanischen National Womens Soccer League an. Mit jeweils mehr als einer Million Follower gelten die beiden Ligen als Vorreiter und zeigen auf, was möglich ist.
Zum exklusiven sportsbusiness.de-Interview erklärt nun Result Sports Geschäftsführer, Mario Leo, wie die „Women Football Leagues Benchmark“ entstand, welche Erkenntnisse ihn am meisten überrascht haben und welche Rolle das soziale Medium TikTok im Wachstum des Frauenfußballs einnehmen kann.
sportsbusiness.de: Was hat Sie beim Anblick der Grafik „Women Football Leagues Benchmark“ am meisten überrascht und wie ging Result Sports an diese Studie heran?
Mario Leo: „Eine solche Studie gab es bisher noch nicht! Wir wollen 2022 die Berichterstattung, Auswertungen und Studien im Frauensport deutlich erweitern, daher gingen wir grundsätzlich sehr neutral, aber ungemein neugierig an die Aufgabe heran! Die Kennzahlen, die wir herangezogen haben, waren nicht nur die Likes, Follower und insgesamt die Communities, sondern auch die verschiedenen Arten der Beiträge (Text, Foto, Video, etc.), die Interaktionen und Video-Aufrufe aller Ligen. Mit diesen Datensätzen machten wir uns an die Arbeit – spannend und überrascht waren wir schon, wie groß der Abstand zu den gestandenen und historisch gewachsenen Ligen in Europa und hier besonders Frankreich und Deutschland war.
Dass der Frauenfußball in Großbritannien überproportional wächst, ist ja seit der Gründung der Women Super League und dem folgenden lukrativen TV-Vertrag öffentlich sichtbar. Auch in Spanien und Italien sind die Anstrengungen groß, daher ist viel Bewegung auf globaler Ebene sichtbar!
Für uns war wichtig, alle relevanten Frauenligen der Welt abzudecken. Daher war wohl die größte Überraschung, dass alle Regionen ausgewertet wurden und bis auf Afrika auch in unserer ersten Studie schon aufgeführt werden konnten!“
Wieso denken Sie führen die mexikanische und amerikanische Frauenliga diese Liste an und damit keine Top-Ligen des Männerfußballs?
„Es gibt in Brasilien und Mexiko auch Vereine bei den Männern, die sehr große Social-Media-Communities zählen. Der Stellenwert des Fußballs ist unglaublich hoch! Es gibt aber nur wenig Vergleichswerte, besonders innerhalb von Social Media und da besonders bei den Frauen – hier setzen wir mit Result Sports sicher einige Meilensteine!
Dass allerdings die Frauenligen aus Mexiko und Brasilien ganz oben stehen würden, haben wir, aber auch selbst die Verantwortlichen der Ligen wohl nicht für möglich gehalten. Das haben die vielen Reaktionen nach unserer Veröffentlichung gezeigt, denn die Ligen haben daraus Website-Artikel geschrieben und medial in den Ländern für einiges an Aufmerksamkeit gesorgt.“
Welche Rolle könnte TikTok in Zukunft für den Social-Media-Zuwachs im Frauenfußball spielen?
„TikTok kann eine sehr spannende und zentrale Rolle einnehmen. Die Plattform ist im Vergleich zum Großteil der anderen Plattformen (Facebook, Instagram, Twitter und YouTube) noch sehr jung, erst seit 2019 im Sport ‚im Einsatz‘. Unterhaltung steht im Vordergrund und der Algorithmus ist auf jeden einzelnen Nutzer abgestimmt, sodass eine durchschnittliche Sitzung eines Nutzers ca. 30 Minuten anhält, somit sehr viele Inhalte konsumiert werden. Im Vergleich dazu ist die durchschnittliche Relevanz eines Tweets nur ca. 22 Minuten – dann ist die übermittelte Nachricht schon ‚veraltet‘. Wichtig zum Verstehen der Plattform ist aber, bei TikTok geht es nicht um Informationsverarbeitung, sondern vordergründig um Unterhaltung!“
Welche Auswirkungen könnte es zum Beispiel für die deutsche Frauen-Bundesliga haben, jetzt nicht auf diesen Social-Media-Trend aufzuspringen?
„Die deutsche Frauen-Fußball-Bundesliga muss einfach viel strategischer agieren. Bisher werden die Profile von einer, maximal zwei Arbeitskräften betreut – rein auf Informationen (aktuelle Nachrichten, Ergebnisse, Tabelle und Transfers) ausgerichtet. Twitter und YouTube sind mit dem Kanal der Nationalmannschaft verknüpft – hier muss man aus der Nische raus und mit Geschichten agieren. Hier sind andere (europäische) Ligen sehr viel schneller und dynamischer – der lange vorhandene Vorteil schwindet stetig!
Nicht nur kommunikativ, sondern auch bei den Mannschaften selbst – es ist jetzt sehr viel schwieriger eine Wunschspielerin zu verpflichten! Die Konkurrenz deutlich größer! Und der Bereich Marketing und Kommunikation ist ein zentraler Baustein der Social-Media oder insgesamt der digitalen Strategie. Im Sinne der Mannschaften wäre eine strategischere und aktivere Neuausrichtung wünschenswert!“
Was gab Result Sports den Impuls zur Erstellung dieser Grafik?
„Result Sports beobachtet und dokumentiert die Entwicklungen der Digitalen Daten bei Sozialen Netzwerken und Plattformen im Sport seit dem Jahr 2010. Jeden Monat erheben wir relevante Kennzahlen, die wir dann zur Optimierung der Präsenz, Inhalte und Entwicklung bei unseren Partnern nutzen, aber auch sehr regelmäßig für Veröffentlichungen und Studien nutzen. Unser In-House Lösung ist sehr flexibel und dynamisch einsetzbar – dies wollen wir dann auf relevanten und leicht verständlichen Grafiken dann auch veröffentlichen.“
Welches Fazit schließen Sie aus der Grafik und wie glauben Sie wird sich das Social-Media-Engagement des Frauenfußballs entwickeln?
„Die FIFA, aber auch alle Kontinentalverbände, wie CONMEBOL, UEFA, etc. intensivieren die Aktivitäten für stetiges Wachstum des Fußballsports. Nicht nur auf dem Feld, sondern auch im Bereich Marketing, Kommunikation und Aufmerksamkeit. Die Wirkung und Strahlkraft unserer Studie hat Vergleichbarkeiten ermöglicht und wird dies weiterhin tun, sodass man die Entwicklungen durchaus steuerbarer machen, sogar Meilensteine definieren kann. Wir glauben, dass der Frauenfußball seine Rolle im globalen Sportmarkt manifestieren wird und deutlich an Relevanz (auch bei Social Media) gewinnen wird. Die bevorstehende Europameisterschaft der Frauen in England wird ein weiterer Meilenstein sein!“