Seit einigen Wochen ist die Marke win2day neuer Sponsor der Ice Hockey League. Das Sponsoring sorgt auch für ein Novum: Erstmals aktiviert ein Unternehmen das Engagement auch für den Kampf gegen Spielmanipulation. Im exklusiven Interview mit sportsbusiness.de sprechen Georg Wawer, Managing Director win2day, Play Fair Code-Präsident Günter Kaltenbrunner und Geschäftsführer Severin Moritzer über diese außergewöhnliche Zusammenarbeit.
++ sportsbusiness.de exklusiv – das Gespräch führte Michael Fiala ++
sportsbusiness.de: win2day ist ein eine bekannte Marke aber ein neuer großer Player im österreichischen Sportsbusiness. Warum dieser Schritt ins Sportsponsoring?
Georg Wawer: Wir haben uns Mitte des vergangenen Jahres überlegt, wie wir den Österreicherinnen und Österreichern die Marke win2day näher und in die Herzen bringen können und da war Sport die ganz klare Antwort. Ich habe es erst beim Heimspiel der Vienna Capitals gesehen: So ein Sponsoring macht etwas mit einem, in dem Fall mit mir. Gleichzeitig macht es auch etwas mit den Kundinnen und Kunden. Und unser Ziel ist es, win2day bekannter zu machen, um das Glücksspiel hin zum legalen Angebot zu kanalisieren.
sportsbusiness.de: Warum hat man sich für Eishockey entschieden?
Georg Wawer: Nach dem „Ja“ zum Sport haben wir uns dann die Philosophie-Frage gestellt, wie wir das Ganze machen wollen. Es war für uns klar, dass wir in den Sportarten, in denen wir aktiv sind, uns für behinderte Sportler, Damen und Herren gleichermaßen einsetzen. Deshalb haben wir uns Sportarten gesucht, die breitenwirksam sind und uns auch diese Möglichkeiten bieten. Das hat es bisher Im Sportsponsoring so noch nicht gegeben.
sportsbusiness.de: win2day ist parallel dazu auch Mitglied beim Play Fair Code geworden. Warum hat man sich zu diesem Schritt entschlossen?
Georg Wawer: Dass wir beim Play Fair Code Mitglied werden, wenn wir in den Sport gehen, war für uns von Anfang an klar. Unsere Schwestermarke tipp3 ist ja bereits seit der Gründung des Play Fair Code Mitglied. Wie schnell es dann gegangen ist, war beeindruckend: In nur zwei Terminen waren wir uns einig, dass wir Werbeflächen aktuell mit dem Slogan „#NoManipulation“ des Play Fair Code zur Verfügung stellen.
Severin Moritzer: Den Hashtag #NoManipulation haben wir vor etwa vier Jahren auf die Welt gebracht, weil wir unsere Hauptbotschaft einfach und verständlich in den sozialen Medien und damit vor allem in unseren jungen und jüngeren Zielgruppen positionieren wollten. Als wir dann mit win2day zusammengesessen sind, war sehr schnell klar, dass das perfekt mit den Ambitionen von win2day zusammenpasst.
sportsbusiness.de: Was zeichnet diese Partnerschaft aus?
Georg Wawer: Im Kern ist es folgende Geschichte: Dort wo win2day draufsteht, ist Play Fair Code drinnen. Bei allen Sportengagements, die wir eingehen und noch haben werden, wollen wir, dass der Play Fair Code aktiv ist und Schulungen macht, um die Wettmanipulation so gut es geht zu verhindern.
Günter Kaltenbrunner: Grundsätzlich sind wir über jeden neuen Partner sehr erfreut, aber diese Partnerschaft ist schon sehr speziell, weil sie sehr nachhaltig ist. win2day ist eine tolle Marke und je stärker wir mit „#NoManipulation“ in die Öffentlichkeit gehen können, desto besser. Wir wollen uns nicht selbst damit wichtig machen, sondern die Aussage ist wichtig.
Severin Moritzer: Jeder Kontakt in der Öffentlichkeit, um das Thema „Fairness im Sport“ voranzutreiben, ist wichtig. Ganz neu ist unser Engagement in der breiten Sportöffentlichkeit jedoch nicht, weil wir bereits vor dem win2day-Engagement aktueller Sponsor bei den Eishockey-Schiedsrichtern waren bzw. sind und auch früher schon einmal bei den Schiedsrichtern der Fußball-Bundesliga. Die Zusammenarbeit mit win2day ist eine Art der Kommunikation, die man nicht besser hätte erfinden können: Die Geschichte ist genauso kurz wie prägnant. #NoManipulation. Punkt und alles ist gesagt. Damit erreichen wir die sportinteressierte Öffentlichkeit, Medien, die Sportler und Funktionäre.
sportsbusiness.de: Eine besondere Aktion: Sämtliche Werbeflächen der internationalen ICE-Teilnehmer sowie der österreichischen Klubs, wenn diese im Ausland spielen, werden vorübergehend mit dessen Claim „#NoManipulation“ gebrandet werden. Warum diese Aktion?
Georg Wawer: Nachdem wir uns für eine Zusammenarbeit mit der Ice Hockey League entschieden haben, war die Frage: Was machen wir mit den Vereinen aus dem Ausland und den österreichischen Klubs, wenn sie im Ausland spielen. Der Grund dafür ist, dass wir mit unserer Marke nicht im Ausland werben wollen. Eine Möglichkeit wäre gewesen, den Preis des Gesamtpaketes zu drücken. Oder wir hätten diese Flächen weiterverkaufen können. Beides wollten wir aber nicht. Wir haben uns dann entschieden, eben diese Flächen kostenlos für die „#NoManipulation“-Kampagne zur Verfügung zu stellen und haben zudem auch die Kosten für die doppelte Bedruckung der Trikots übernommen. Werblich werden wir diesen Slogan nicht verwenden, sondern mit den erzeugten Bildern in Kombination mit dem Claim soll eine Geschichte in den Medien erzählt werden.
Severin Moritzer: Wir sind ja in unserem Grundverständnis als Verein nicht-kommerziell orientiert, trotzdem denken und handeln wir wirtschaftlich und mit dieser Aktion bekommen wir öffentliche Bewusstseinsbildung, also – wenn man so will – sozialen Werbewert, den wir uns als Play Fair Code nie hätten leisten können.
sportsbusiness.de: Für jeden Wettanbieter ist Wettmanipulation ein unangenehmes Thema. Wie geht man das Thema bei win2day an?
Georg Wawer: Wir wollen Missbrauch vermeiden. Das bedeutet auch, dass man sich in Echtzeit die Quoten ansehen muss. Da arbeiten wir sehr intensiv mit Sportradar zusammen. Das ist das Handwerkszeug des Buchmachers. Abgesehen davon braucht es eine Basis mit dem Bundeskriminalamt, um mit diesen Daten umgehen zu können. Wir sehen uns alle Ausreißer an, einige dieser enden dann in einem Straftatbestand.
Günter Kaltenbrunner: Das Image der Wettanbieter ist noch immer nicht so, wie es eigentlich sein sollte. Wettanbieter werden – und das bekommen wir in den Schulungen mit – noch immer teilweise negativ gesehen, obwohl diese im Falle einer Wettmanipulation ja die Geschädigten sind. Da hat unsere Arbeit aber schon stark gefruchtet, weil vor einigen Jahren war das noch viel stärker verankert als es jetzt noch ist.
Severin Moritzer: Die Wettanbieter gehen sehr defensiv mit diesem Thema um. Im Kontext der Manipulationen ist das zunehmende Monitoring jedenfalls extrem wichtig. Die aktuellen Ermittlungsergebnisse rund um Matchfixing der Regionalliga Ost sind zum Teil das Ergebnis dieses Monitorings. Wir haben es geschafft, mittlerweile neben Fußball noch Handball, Skifahren, Tennis und Eishockey zu überzeugen, im Monitoring mit dabei zu sein. Sportradar bietet das Monitoring kostenlos für die Sportarten an. Klar ist auch: Je näher man hinsieht, desto mehr deckt man auch auf. Das ist im ersten Moment vielleicht schmerzhaft und nicht immer positiv für den Sport, aber hilft auf lange Sicht natürlich. Insofern haben sich auch die Botschaften bei den Schulungen in diesen Sportarten verändert und sind noch klarer geworden- wir sind in unserer Ansprache viel direkter geworden.