Die Nordische Ski-Weltmeisterschaft in Planica ist das größte Sportereignis des kleinen österreichischen Nachbars. Die Veranstalter erhoffen sich nicht gerade wenig. sportsbusiness.de hat einen exklusiven Blick auf die Ziele des Veranstalters geworfen.
++ sportsbusiness.de exklusiv von Georg Sander ++
24 Weltmeister:innen werden seit 21. Februar bis 5. März im slowenischen Planica gekürt. Es ist das größte Sportereignis, das das kleine Land im Süden Österreichs je ausgerichtet hat, und insgesamt werden 141 Medaillen-Gewinner:innen das sportliche Großereignis in besonderer Erinnerung behalten. An den zwölf Tagen werden, wie die Veranstalter gegenüber sportsbusiness.de erklären, rund 2.000 Athlet:innen inklusive ihrer Teams aus 65 Ländern betreut. Unterstützt werden die Veranstalter dabei von rund 1.500 Freiwilligen aus 22 Ländern. Die Mediencoverage kann sich ebenfalls sehen lassen. Um die Spiele in die Wohnzimmer zu übertragen, werden 130 TV-Kameras bzw. 2.000 Medienvertreter:innen vor Ort sein. Insgesamt erwartet man sich eine halbe Million Menschen vor den TV-Geräten, man rechnet mit 150.000 Fans vor Ort. Der Kostenpunkt: 16 Millionen Euro beträgt das veranschlagte Budget.
Unmittelbarer Impact der Veranstaltung
Der ökonomische Impact wird von den Veranstaltern mit 176 Euro pro einheimischem Gast angegeben. Ausländische Gäste dürften inklusive Transport 276 Euro in Slowenien lassen. Das geht aus einer Untersuchung der Fakultät für Tourismusstudien an der Universität Primorska auf Basis des Weltcupfinales von 2018 hervor. Fast 35 Prozent der Gäste haben jeweils eine Übernachtung gebucht, um an einer Veranstaltung in Planica teilzunehmen. Bei ihnen handelt es sich um Fans. Doch beim Geld alleine bleibt es nicht.
Denn Slowenien möchte sich über den Sport besonders präsentieren. Etwa als sicheres, innovatives und unternehmerisches Land. Wichtig ist den Veranstaltern auch, die nationale Identität in Bezug auf die Zugehörigkeit zu supranationalen Strukturen (EU) und grenzüberschreitende Zusammenarbeit (Österreich, Italien) zu stärken. Dafür arbeitet man unter anderem mit lokalen Communitys zusammen und möchte nebst der Freiwilligenarbeit auch benachteiligte bzw. marginalisierte Gruppen miteinbinden. Alles in allem will man ein „Fünf-Sterne-Event“ bieten.
Natürlich, wie bei vielen sportlichen Großereignissen, geht es auch um eine Verbesserung der Infrastruktur. Doch all das steht unter dem Aspekt „Green Games“. Planica will zeigen, dass ein Konzept der Nachhaltigkeit und ein schonender Umgang mit der Umwelt bei einem Event in dieser Größenordnung möglich ist. Dazu gibt es verschiedenste Naturschutzmaßnahmen oder ein Monitoring hinsichtlich der zum Teil gefährdeten Arten, die in der Gegend leben.
Die Benefits
Kurzfristig erwarten sich die Veranstalter natürlich, dass die Fans und Partner in Slowenien konsumieren, also auch die Privatwirtschaft und in weiterer Folge der Staat selbst durch vermehrte Steuereinnahmen profitiert. Auch der getätigten Investitionen in die Modernisierung bzw. Erneuerung der Sportinfrastruktur sowie technologischer Ausrüstung werden bleiben. Dass der slowenische Skisport Benefits generiert, scheint logisch. Doch wie steht es um die mittel- und langfristigen Effekte, die die Spiele bringen sollen?
So erwartet man sich über die WM hinaus eine direkte Zunahme von Übernachtungen, Tagesgästen und Dienstleistungen in der Touristendestination. Indirekt erhofft man sich wiederum durch mehr Bekanntheit, dass die ausländischen Gäste auch zu anderen Jahreszeiten wieder kommen und langfristig die Einnahmen in der Tourismusregion erhöhen. Sprich: Die Schaffung einer Grundlage für ein erweitertes (sport-)touristisches Angebot von Kranjska Gora, dem Zgornjesavska-Tal und Slowenien insgesamt als Reiseziel. Natürlich soll auch die Tradition der Veranstaltungen in Planica mit der WM ein weiteres großes Kapitel bekommen. Auf lange Sicht soll durch das Event einfach auch die Beschäftigung und Investitionsentwicklung in der Region befeuert werden sowie Sport und Erholung als Lebensstil weiter etabliert werden.
Abschließend sehen die Veranstalter noch weitere Möglichkeiten. So hofft man auf eine Werbung für ausländische Direktinvestitionen und Handelspartnerschaften; die Weiterentwicklung hin zu einer technologisch fortgeschrittenen und innovativen Gesellschaft, mit einer Vorbildfunktion durch die Schaffung guter Teilhabebedingungen. Slowenien solle durch das Großereignis ein stärkeres nationales Selbstverständnis erlangen und von außerhalb besser wahrgenommen werden. Klingt nach sehr viel, was eine doch relativ kleine Weltmeisterschaft schaffen soll.