(c) Gepa Pictures
Um die nächsten Schritte im Dameneishockey zu machen, verfasste der Österreichische Eishockeyverband ein Trainings- und Entwicklungskonzept für das entstehende Bundesleistungszentrum in Villach.
Die österreichische Nationalmannschaft der Damen nimmt derzeit den 14. Platz in der IIHF Weltrangliste ein und kämpft im August 2021 um die erstmalige Qualifikation für Olympische Winterspiele. Das U18-Nationalteam verpasste bei der letzten IIHF Weltmeisterschaft knapp den Aufstieg in die Division I Gruppe A, der Österreichische Eishockeyverband (ÖEHV) bewirbt sich daher mit dem Standort Radenthein in Kärnten derzeit um die Austragung der nächsten U18-WM im Jänner 2021. Die österreichische U16-Mannschaft ist in den Top 10 Europas vertreten.
Um aber den nächsten Sprung nach vorne zu machen, ist es notwendig, die Trainings- und Entwicklungsmöglichkeiten für talentierte Spielerinnen zu optimieren. Vergleichbar mit dem Nationalen Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten soll für das Dameneishockey ein Bundesleistungszentrum in Villach installiert werden. Erst kürzlich hat die Sportabteilung des ÖEHV sein Trainings- und Entwicklungskonzept für das entstehende BLZ in Villach beim Sportministerium eingereicht.
„Eishockeyakademie“
Ziel des neuen Leistungszentrums in Villach ist es, das gesamte Netz der Trainings- und Serviceeinrichtungen für die talentiertesten Spielerinnen Österreichs nutzbar zu machen. Einerseits sollen an diesem Standort alle österreichischen Talente die Möglichkeit bekommen, eine duale Ausbildung ab der Oberstufe (14 Jahre) in Form einer „Eishockeyakademie“ zu absolvieren.
Andererseits sollen möglichst viele nationale Aktivitäten sämtlicher National- und Auswahlmannschaften der Damen an diesem neuen Standort organisiert und durchgeführt werden. Das Expertenteam für Dameneishockey in Villach wird weiters, in Abstimmung mit der Sportdirektion des ÖEHV, Richtlinien für Recruiting und Integration der Mädchen in den Ligabetrieb erarbeiten und die Umsetzung der Maßnahmen evaluieren.
Kooperation
Das BLZ für Dameneishockey soll eine Einrichtung des ÖEHV in Kooperation mit dem Bund, dem Land Kärnten, der Stadt Villach und dem Kärntner Landesverband (KEHV) zur Förderung der qualitativen Ausbildung von talentierten Spielerinnen nach dem Konzept der Sportdirektion des ÖEHV werden. Aus dem BLZ Villach soll das Kompetenzzentrum für Mädchen- und Dameneishockey in Österreich werden.
Durch die Installierung dieses Ausbildungszentrums mit hohem Standard in den Bereichen Eishockey, Schule, Beruf, Persönlichkeitsbildung, Karriereplanung und der wissenschaftlichen Betreuung soll die österreichische Talentförderung für Mädchen und Frauen verbessert werden. Bei der Auswahl von Trainer- und BetreuerInnen sollen Synergien mit dem örtlichen Verein (EC VSV) genutzt werden, um ein weiteres Ziel des ÖEHV mit der Etablierung des Berufsbilds „TrainerIn“ zu erreichen.
„Beste Voraussetzungen“
OEHV-Präsident Gernot Mittendorfer: „Villach bietet die besten Voraussetzungen für einen langfristigen und nachhaltigen Aufbau eines Damenleistungszentrums. Wesentliche Vorteile dieses Standortes sind der hohe Stellenwert des Eishockeysports in Kärnten, die zentrale Lage und die guten Möglichkeiten für eine duale Ausbildung der Mädchen. Die Tatsache, dass sowohl die Betreiber der Villacher Stadthalle als auch die Villacher Stadtregierung hundertprozentig hinter dem Projekt stehen, sehen wir für eine erfolgreiche und langfristige Zusammenarbeit als entscheidend. Das neue Bundesleistungszentrum wird nicht nur unseren Mädchen ein professionelles Umfeld für einen erfolgreichen Karriereaufbau bieten, sondern auch dem gesamten Eishockeysport positive Impulse geben.“
Auch das Land Kärnten in Person von Landeshauptmann und Sportreferent Peter Kaiser blickt der Umsetzung dieses Projekts für das Dameneishockey sehr positiv entgegen: „Es freut mich als Sportreferent und als Eishockeyfan ganz besonders, dass wir nach vielen Gesprächen und langen Verhandlungen die für Villach und das Sportland Kärnten wichtige Erweiterung der Eishallen- Infrastruktur unter Dach und Fach bringen können. Mit dem Beschluss zum Bau einer zweiten und der Sanierung der bestehenden Eishalle setzen wir seitens des Landes einmal mehr ein sportliches Ausrufezeichen. 8,1 Millionen Euro stellt allein das Land Kärnten für dieses ehrgeizige Projekt zur Verfügung. Viel und gut investiertes Geld, das letztlich nicht nur den Sportlerinnen und Sportlern sowie der Jugend, sondern auch heimischen Unternehmen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugutekommt. Besonders erfreulich ist, dass nach langen Verhandlungen mit der Realisierung im Zuge der Errichtung eines Bundesleistungszentrums für Dameneishockey neben dem KAC nun auch der VSV für seine jahrzehntelangen herausragenden Bemühungen eine verdiente Würdigung erhält.“
Endphase
Mit dem Einreichen des Nutzungskonzeptes beim Bund geht die Planungszeit für diese richtungsweisende Einrichtung für das Dameneishockey in die Endphase. In Zusammenarbeit von Stadt Villach, Stadthalle Villach, Land Kärnten, Bund und ÖEHV wurde ein schlüssiges, funktionelles und modernes Leistungszentrum entwickelt.
„Die Stadt Villach hat eine lange Tradition im Sport. Eishockey hat sich dabei im Längsschnitt als publikumsträchtigste und emotionalste Sportart herauskristallisiert. Sechs österreichische Meistertitel der EC VSV-Herren sprechen eine klare Sprache. Dass wir nun im Zuge der Sanierung der Bestandshalle und des Neubaus der zweiten Halle auch Dameneishockey auf hohem Niveau anbieten werden können, passt perfekt zu einer modernen Stadt, in der Chancengleichheit der Geschlechter nicht nur propagiert, sondern auch gelebt wird“, sagt Villachs Bürgermeister Günther Albel. „Ich sehe der Zukunft des Standortes mit Freude entgegen, denn wir werden hier neben Damensport, Herrensport und Nachwuchssport auch Konzerte und Veranstaltungen erleben, für die wir bisher in Villach keinen adäquaten Platz anbieten konnten. Die ganze Region wird von diesem Leuchtturmprojekt profitieren.“
Hinsichtlich des zukünftigen Betriebes hat man bestehende Eishockeyakademien für Burschen analysiert, aber auch den Blick über den Tellerrand gewagt. Vom Nationalen Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten wurden jene Informationen eingeholt, welche Bedürfnisse spezifisch der Mädchen im langfristigen Betrieb berücksichtigt werden müssen. „Wir haben jetzt rund zwei Jahre mit dem ÖEHV sehr konstruktiv und professionell die Sache vorangetrieben – jetzt sind wir bereit für die nächsten Schritte“, sagt Martin Kroissenbacher, Direktor der Villacher Stadthalle. Wenn alles planmäßig abläuft, werden im Spätsommer 2023 die ersten Mädchen in das Bundesleistungszentrum in Villach einziehen können.