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Offener Konflikt im ÖSV – Patrick Ortlieb lobt FIS-Präsident Eliasch: „Hat die besten Leute geholt“ [Exklusiv]

(c) Gepa Pictures

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Im ÖSV droht ein offener Konflikt auszubrechen: Während der ÖSV mit dem DSV und Swiss-Ski eine vertiefende Kooperation als Gegenpol zu FIS-Präsident Johan Eliasch eingegangen ist, hört man von ÖSV-Finanzreferent Patrick Ortlieb im Gespräch mit sportsbusiness.de wohlwollende Worte.

++ sportsbusiness.de exklusiv von Michael Fiala ++

Es war angerichtet: Im Rahmen der Hahnenkammrennen gaben Swiss-Ski, DSV und ÖSV eine gemeinsam Kooperation bekannt. Unter anderem sollen zukünftig die Planung, Vermarktung und Durchführung von Wettkämpfen in allen FIS-Disziplinen koordiniert und optimiert werden. Erklärtes Ziel der drei Verbände ist es, den nationalen und internationalen Skisport gemeinsam mit den jeweiligen Veranstaltern sowie Landes- und Regionalverbänden verantwortungsbewusst weiterzuentwickeln.

Der Zusammenschluss ist als klare Antwort auf die Aktivitäten von FIS-Präsident Johan Eliasch zu sehen, der nach seiner Wahl mit einer Zentralvermarktung sämtliche Vermarktungsrechte zur FIS holen wollte. ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober mit Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann (2.v.r.), DSV-Präsident Franz Steinle (Mitte) zeigten mit den jeweiligen Geschäftsführern demonstrative Einigkeit (siehe Foto unterhalb). „Dem Gedanken, einen „Konkurrenzverband“ zur FIS zu gründen, wenn man sich mit dieser in der Frage der zentralen Vermarktung nicht einigen könne, folgen Taten“, wie auch die Kleine Zeitung in einem >> aktuellen Artikel dazu berichtet.

ÖSV, DSV und Swiss Ski ziehen gemeinsam an einem Strang – ein Gegenpol zu FIS-Präsident Johan Eliasch – Foto (c) ÖSV

Welche Taten? In Kitzbühel fand die konstituierende Sitzung des erweiterten Präsidiums der „Organisation der Alpenländer-Skiverbände“, kurz O.P.A., statt. ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober wurde dort zur neuen Präsidentin gewählt. Und man hat auch bereits weitere Taten im Fokus, wie die Kleine Zeitung berichtet: Die OPA will bereits ab 2024 „europaweite Final-Wettkämpfe für die nordischen Disziplinen“ ausrichten. Ein klarer Wink mit dem Zaunpfahl, denn Eliasch träumt von „FIS Games“ zum Ende jedes Jahres.

„Es ist noch nicht ganz ausdiskutiert“

Patrick Ortlieb war ebenfalls in Kitzbühel zu Gast. Bei dem Fototermin hielt sich der Lecher jedoch nobel zurück. Fast schon symbolisch wurde der ÖSV-Finanzreferent zur gleichen Zeit mit FIS-Präsident Johan Eliasch gesichtet, so die Kleine Zeitung. Dies ist insofern bemerkenswert da man aktuell noch gespannt auf das Urteil des Sportgerichtshofes CAS wartet. Der ÖSV und andere Verbände sind gegen die Vorgehensweise bei der Wahl von  Eliasch zum FIS-Präsidenten vorgegangen.

Da passt es gut ins Bild, dass Ortlieb wenige Tage vor dem Mega-Ski-Event in Kitz bei einem Ski-Business-Abend des Wiener Skiverbandes in Wien (>> Artikel siehe hier) keine besondere Distanz zu Eliasch suchte, sehr wohl aber eine Spitze gegen Ex-Präsident Peter Schröcksnadel parat hatte: „Der ÖSV ist ein inzwischen demokratisch geführter Verband“.

FIS-Präsident Eliasch hat die besten Leute von der FIFA oder der IMG engagiert. Die wissen, was sie tun.

Patrick Ortlieb, Finanzreferenz ÖSV

Angesprochen auf die Differenzen mit der FIS meinte Ortlieb hingegen im Gespräch mit sportsbusiness.de: „Es ist kein Konflikt. Der ÖSV ist ein Teil der FIS. Hr. Eliasch hat sehr viele Personen, gewisse Agenturen ins Abseits gedrängt, die sehr gut an diesem Kuchen mitgenascht haben. Wir als ÖSV sind – wenn man so will – auch wie eine Agentur, wir verdienen mit den Skirennen sehr viel Geld, das wir für den Spitzensport brauchen. Es ist noch nicht ganz ausdiskutiert worden, wie die Abgeltung künftig aussehen soll.“

Ortlieb stellt dabei im Gespräch klar, dass „die Rechte nicht abgegeben werden, aber ob diese jetzt von Infront, IMG oder der FIS vermarktet werden, ist egal, wenn es im Sinne des österreichischen Skisports ist“, so der ÖSV-Finanzreferent, der ergänzt: „Eliasch hat halt damals so agiert wie in einem Unternehmen, das ihm selber gehört, aber das ist halt die FIS nicht.“

„Jene, die stur bleiben, werden keine Verlängerung bekommen“

Ist also die geplante FIS-Vermarktung im Sinne des österreichischen Skisports? Wenn man den Aktivitäten von ÖSV, DSV und Swiss-Ski in Kitzbühel folgt, dann muss diese Frage derzeit mit einem klaren „nein“ beantwortet werden. Und es scheint auch nicht so, als ob sich diese Situation entspannen würde. Im Gegenteil.

Vielleicht wäre es geschickt von manchen Veranstaltern, die Rechte abzugeben und somit im Geschäft zu bleiben. Jene, die stur bleiben werden keine Verlängerung bekommen.

Patrick Ortlieb, Finanzreferenz ÖSV

Ortlieb selbst sieht das weniger problematisch: „FIS-Präsident Eliasch hat die besten Leute von der FIFA oder der IMG engagiert. Die wissen, was sie tun.“ Während also die drei Verbände an einem Strang ziehen, schert der Vorarlberger aus. Nachsatz von Ortlieb: „Das geht nicht von heute auf morgen. Man kann nicht bestehende Verträge kippen, die noch einige Jahre bis 2025, 2026 oder länger gültig sind.“

FIS-Präsident Johan Eliasch (rechts) in Kitzbühel mit Lindsey Vonn und Arnold Schwarzenegger – (c) Gepa Pictures

Ortlieb lässt zudem mit einer weiteren Aussage aufhorchen, die man auch als Drohung interpretieren könnte: „Vielleicht wäre es geschickt von manchen Veranstaltern, die Rechte abzugeben und somit im Geschäft zu bleiben. Jene, die stur bleiben werden keine Verlängerung bekommen.“

„FIS M&M“ im Zentrum der Kritik

Die von der FIS neu gegründete Gesellschaft FIS M&M, die als zentrale Anlaufstelle für alle zukünftigen Geschäfte mit Medien-, Rundfunk-, Marketing- und Sponsoringrechten dienen soll, sorgte bereits im Oktober 2022 für Aufregung. In dem neuen Unternehmen „arbeite seit Kurzem eine Tochter von ÖSV-Finanzreferent Patrick Ortlieb als „Marketing & Sales Coordinator“, wie auch dem Sozialen Netzwerk LinkedIn zu entnehmen ist“, berichtete die APA Ende Oktober. In dem Artikel heißt es weiter: „Ortlieb sei bereit, seine Aufgaben im österreichischen Verband niederzulegen, falls dies gewünscht werde.“

Viel Zeit zur internen Diskussion darüber bleibt derzeit nicht. In Schladming stehen am Dienstag und Mittwoch nach Kitzbühel die wichtigsten ÖSV-Events im Rahmen des Ski-Weltcups an. Man darf gespannt sein, wie dieser Konflikt in den nächsten Wochen weitergehen wird.

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