Am Dienstag steht das Gipfeltreffen zwischen Sport Austria-Präsident Hans Niessl und ORF-Generaldirektor Roland Weißmann zur angekündigten Einstellung von ORF Sport + an.
„Die konzeptlose Ankündigung der Einstellung von ORF Sport + hat in der Sportbranche für große Unsicherheit gesorgt“, betont Sport Austria-Präsident Hans Niessl: „Neben dem gesellschaftspolitischen Schaden, den eine Streichung ohne zumindest gleichwertigen Ersatz verursachen würde, geht es uns natürlich auch um den wirtschaftlichen Aspekt. Es gibt Berechnungen, dass dem organisierten Sport, von dessen Highlights auch der ORF gut lebt, ohne Sendefläche wie ORF Sport + rund 80 Millionen Euro an Medienwert entgingen. Jährlich!“
Der Medienwert sei „ein wesentliches Argument von Vereinen und Verbänden, wenn es darum geht, Sponsoren zu gewinnen oder zu binden“, führt Österreichs Sportoberhaupt weiter aus und setzt fort: „Der Schaden wäre unermesslich! Die Vielfalt des Sports als wesentlichen Bestandteil der österreichischen Kultur zu gefährden, ist fahrlässig. Das werden wir am Dienstag der ORF-Führung vor Augen führen und sie an ihren öffentlich-rechtlichen Auftrag erinnern. Wir erwarten dabei ein zukunftsorientiertes ORF-Konzept, das Österreichs Sport in seiner Gesamtheit abbildet und den Status quo sogar verbessert.“
ÖTV-Präsident Martin Ohneberg ergänzt: „Wie wichtig ORF Sport + auch für den ÖTV ist, zeigt ein einfaches Beispiel: Der für unsere Sponsoren so wichtige Medienwert wird zu zwei Drittel über TV-Übertragungen erzielt. Davon sind 75 bis 90 Prozent auf ORF Sport + zurückzuführen! Was die ORF-Führung auch bedenken sollte: Viele Verbände haben gegenüber ihren Sponsoren laufende Verträge zu erfüllen. Stellt man ORF Sport + ein, weil man ein 300 Millionen Euro-Loch stopfen muss, erspart man sich maximal 10 Millionen Euro, entzieht aber gleichzeitig weiten Teilen des österreichischen Sports eine wichtige Lebensgrundlage. Das kann es nicht sein! Das gefährdet auch Arbeitsplätze! Und würde mit Sicherheit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag widersprechen.“
ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer: „Was viele vergessen: ORF Sport + ist auch für Tennis enorm wichtig! Nur die größten Tennis-Events, wie die Erste Bank Open, werden auf ORF 1 übertragen – und das nur in relativ kurzer Sendezeit. Alle vier ATP Challenger, die Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf und auch das WTA-Damenturnier in Linz würden sich voraussichtlich in ORF 1 nicht wiederfinden. Dadurch gäbe es fast kein Tennis mehr im heimischen FreeTV. Das wäre eine Katastrophe! Insbesondere für die Tennisjugend, aber auch für den Frauensport, wenn man an das WTA-Turnier in Linz denkt…“
ÖBSV-Präsidentin Brigitte Jank: „Menschen mit Behinderung gesellschaftlich zu inkludieren, ist ein unabdingbares Ziel einer modernen Gesellschaft. Unsere Aufgabe muss die verbesserte Sichtbarkeit von Sportlerinnen und Sportlern mit Behinderung sein. Das ORF-Behindertensportmagazin OHNE GRENZEN ist ein anerkanntes und vielbeachtetes Format, das den Behindertensport durch hochwertige Reportagen und Informationen greifbar macht. Für den ÖBSV ist ein Abgehen von dieser vielfältigen und inklusiven Berichterstattung unvorstellbar. Eine Sendefläche wie ORF Sport + und im Speziellen ein Format wie OHNE GRENZEN erfüllen in hohem Maße die Anforderungen eines öffentlich-rechtlichen Programminhaltes.“
ÖBSV-Spitzenschwimmer Andreas Ernhofer: „Für uns Athletinnen und Athleten ist ORF Sport + eine enorm wichtige Plattform, die den Behindertensport einem breiten Publikum näherbringt. Die Zuseherinnen und Zuseher sehen unsere Leistungen und Erfolge, fiebern mit und können sich mit uns identifizieren. Der Wegfall einer Sendefläche wie ORF Sport + würde einen unverzeihlichen Rückschritt in der öffentlichen Berichterstattung über Behindertensport bedeuten.“