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Philip Newald: „Wir konnten unsere erste Corona-Prognose positiv korrigieren“

(c) Red Ring Shots / Daniel-Widner

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Philip Newald, CEO von tipp3 und seit November 2019 auch im Präsidium des SK Rapid, spricht im sportsbusiness.de-Interview über die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Wettgeschäft, die ersten zehn Monate im Rapid-Präsidium und sein Herzensprojekt motion4kids.

sportsbusiness.de: Im Mai, mitten in der Corona-Krise, meinten Sie im Gespräch mit sportsbusiness.de, dass man übers Jahr gesehen mit einem Umsatzeinbruch von 30 Prozent rechnen muss. Jetzt, vier Monate später: Hält diese Prognose?

Philip Newald: Erfreulicherweise können wir diese Prognose aufgrund der Umsätze der vergangenen Wochen positiv korrigieren. Der Rückgang wird sich somit mit  Ende des Geschäftsjahres auf 20 Prozent einpendeln.

Wie hat sich das Geschäft in den vergangenen Monaten verändert?

Es gibt eine substanzielle Verlagerung ins digitale Geschäft. Hier ist es uns quasi gelungen durch konsequente Arbeit unseres Teams , gleich drei Schritte weiterzugehen. Wir können den Kunden auf tipp3.at hier ein deutlich breiteres und attraktiveres Angebot legen als bisher.

Wie viel Prozent des Umsatzes macht tipp3 nun digital und wie viel war es vorher?

Wir hatten vorher einen Anteil von 25 Prozent, jetzt sind wir schon bei 32 Prozent, weiterhin deutlich wachsend. Wir konnten hier vor allem viele Neukunden gewinnen. Es scheint ein Trend zu sein, dass, wenn man schon nicht vor Ort live dabei sein kann, dass man wenigstens über die Abgabe einer Sportwette den Sport besser spüren kann. Nichts desto trotz waren diese 3, 4 Monate ohne Sport deutlich zu spüren und werden sich wie anfangs erwähnt auf das Jahresergebnis deutlich auswirken. Wir sind aber zuversichtlich, weil jetzt zumindest eine gewisse Planbarkeit gegeben ist.

Wir hatten vorher einen Anteil von 25 Prozent, jetzt sind wir schon bei 32 Prozent, weiterhin deutlich wachsend.

Philip Newald über den Anteil der Digitalumsätze vor Corona und die Entwicklung der letzten Monate

Wie hat sich das Wettverhalten nach Aufnahme der Fußball-Ligen dargestellt?

Wir haben gespürt, dass die vielen österreichischen Legionäre mit ihren Klubs bei uns gut nachgefragt werden. Das ist sicherlich auch unserer Partnerschaft mit dem ÖFB geschuldet. Wir merken auch, dass sich die Kunden jetzt viel mehr mit unserem Wettangebot auseinandersetzen und interessierter  in die Tiefe gehen.

Tipp3 ist ja auch Sponsor des ÖFB. Haben die ersten Länderspiele die erhofften Umsätze gebracht?

Wir haben die Umsätze gemacht, die auch zu erwarten waren – das Interesse war hoch. Man hat irgendwie gespürt, dass viele Sportfans ausgehungert waren. Der Herbst hat bisher und wird  auch noch in den kommenden Wochen ein dichtes Programm bieten. Das hat einen guten Rhythmus für unsere Kunden gebracht, wobei man auch aufpassen muss, dass es nicht inflationär wird. Insgesamt ist aber ein positiver Flow zu spüren, weil es auch viele verschiedene Sportarten wie Tennis mit den US und French Open, Formel 1 und Moto GP und natürlich Fußball betrifft. Sport scheint eine der letzten Inseln zu sein, wo man in Zeiten wie diesen Emotionen und Freude vermitteln kann.

Die Länderspiele bleiben vorerst Geisterspiele. Wie muss man als Sponsor darauf reagieren, wenn diese Säule der Aktivierung temporär wegfällt?

Grundsätzlich haben wir unsere Budgets deutlich reduziert, es bleibt nichts anderes über, wenn drei Umsatzmonate wegbrechen. Wir werden jedoch rund um die kommenden Länderspieler kommunikativ wieder deutlich auftreten, um auch für 2021 eine gute Basis in Sachen Bekanntheit unserer starken Marke tipp3 zu legen. 2021 wird generell ein sehr wichtiges Jahr für uns, Stichwort Europameisterschaft. Es wird aber auch für uns intern spannend, weil die die Vertriebskanäle Annahmestelle und Online zusammenführen wollen. Da gibt es für uns einige spannende Themen.

Grundsätzlich haben wir unsere Budgets deutlich reduziert, es bleibt nichts anderes über, wenn drei Umsatzmonate wegbrechen. Wir werden jedoch rund um die kommenden Länderspieler kommunikativ wieder deutlich auftreten, um auch für 2021 eine gute Basis in Sachen Bekanntheit unserer starken Marke tipp3 zu legen.

Philip Newald über die Aktivierung der Sponsorings rund um die Corona-Pandemie

Man kann davon ausgehen, dass die Annahmestellen, die vom persönlichen Kontakt leben, in Corona-Zeiten nicht so gut performen, oder?

Ja, das war für uns deutlich zu spüren. Dort, wo es aber möglich war, haben wir sehr viel Umsatz gemacht. Man hat gemerkt, dass die Personen froh waren, wenn der persönliche Kontakt doch möglich war. In 500 von unseren insgesamt 3.000 Annahmestellen haben wir dann 65 Prozent des Umsatzes gemacht.

Gab es eigentlich Nachverhandlungen mit dem ÖFB wegen der Corona-Krise für den aktuellen Vertrag?

Wir haben bekanntlich mit dem ÖFB und Rapid zwei große Engagements. Da haben wir natürlich in intensiven Gesprächen Lösungen gefunden. Das war keine „gmahte Wiesn“ wie man so schön sagt. Es war auch interessant zu sehen, wie es für alle Seiten komplettes Neuland war.

Werden in neue Verträge Corona-Klauseln verhandelt und wie können diese aussehen?

Ja, wir werden künftig die  Verträge bzgl. der einzelnen Positionen noch detaillierter aufdröseln. Es muss ganz klar nachvollziehbar sein, dass Bereiche die nicht konsumiert wurden, auch nicht pauschal abgerechnet werden können. Am Ende muss man ganz klar ausrechnen können, was geleistet wurde und was nicht.

Sie sind seit vergangenen November auch im Präsidium des SK Rapid. Wie fällt ihr Fazit nach knapp einem Jahr aus?

Das war wohl das spannendste Jahr in meiner beruflichen Karriere. Ich habe unglaublich viel erlebt, viele positive aber auch herausfordernde Situationen. Die Zusammenarbeit mit dem neuen Präsidium ist eine echte Freude. Jeder hat seine Rolle gefunden, jeder sein Segment, das er bearbeitet. Wir haben im Hintergrund viele positive Themen bewegen können in einem für Rapid sehr schwierigen Jahr.

Wurden Sie von Themen überrascht?

Ich wurde vor allem von der Dichte der Themen überrascht. Alle 14 Tage ist ein neues Thema auf dem Tisch gelegen. Wir können oft nur reagieren statt zu agieren. Das war schon gigantisch. Unser größtes Thema ist natürlich die aktuelle Situation rund um Covid-19 in Verbindung mit der Beschränkung der Zuschauer, was Rapid natürlich besonders hart trifft.

In diesem Fall war aber dann irgendwann der Zeitpunkt für eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich. Man hat nicht mehr zueinander gefunden, die Sichtweisen zwischen Rapid und Roland Schmid waren zu weit auseinander.

Philip Newald über das Ende von Roland Schmid bei Rapid

Vor der Wahl meinten Sie, dass Sie beim SK Rapid „Brücken bauen“ möchten. Zuletzt gab es mit Roland Schmid einen schmerzhaften Abgang. War es hier nicht möglich, die Brücke zu sanieren? Es scheint, als wäre diese Brücke ganz abgerissen worden…

Wir haben hier in vielen Gesprächen auch versucht eine Lösung zu finden. In diesem Fall war aber dann irgendwann der Zeitpunkt für eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich. Man hat nicht mehr zueinander gefunden, die Sichtweisen zwischen Rapid und Roland Schmid waren zu weit auseinander.

Einerseits sind Sie Sponsor des SK Rapid, andererseits im Präsidium. Wie gehen Sie damit in dieser herausfordernden Zeit um?

Das ist ganz klar getrennt: Wir haben als tipp3 unser Engagement bei Rapid reduziert. Das Thema Rapid-Sponsoring betrifft mich aber nur als Vertreter von tipp3. Bei Rapid liegt dieser Bereich nicht auf operativ meinen Schreibtisch, das verhandeln unsere zuständigen Mitarbeiter.

Was dürfen sich die Rapid-Mitglieder vom Geschäftsjahr 2019/20 erwarten? Man muss wohl von einem großen Aderlass ausgehen, oder?

Alles andere wäre ein Wunder. Es ist natürlich auch davon abhängig, wie weit Zuschauer zugelassen werden und wenn nicht, wie diese refundiert werden. Wir werden aber Rapid durch diese Situation hindurchbekommen. Um einen Vergleich zu einem Spiel zu ziehen: Wir sind in der Rapid-Viertelstunde, das ist ein echter Kampf, weil man immer auf ein Thema vergisst.

Auf welches?

Wir haben auf der Kostenseite wirklich an allen Schrauben gedreht, die möglich waren. Aber wir können nicht in laufende Spielerverträge eingreifen und hier Kosten reduzieren. Andere Unternehmen kündigen zudem gerade viele Arbeitnehmer. Das ist sehr bitter und schade. Aber Rapid kann das nicht machen.

Immer wieder hört man: Diese Krise ist existenzbedrohend für Fußballklubs. Wie bedroht ist Rapid?

Es geht ins Eingemachte, aber wir schaffen das. Wir sind jeden Tag in intensiven Gesprächen an alle Ecken und Enden, damit der Verein diese Krise überlebt.

Wie steht es um den Fonds der Regierung?

Ohne diesen Fonds wäre ein Überleben schwer vorstellbar. Die Gesundheit steht natürlich über allem. Aber der Fonds ist notwendig und die erste Phase wird zeitnah ausgezahlt. Wir haben natürlich die große Erwartung, dass es mit einer zweiten Phase dann weitergeht.

Der Fonds ist notwendig und die erste Phase wird zeitnah ausgezahlt. Wir haben natürlich die große Erwartung, dass es mit einer zweiten Phase dann weitergeht.

PHilip Newald über den Sporthilfefonds der Regierung

Wie viel wird Rapid von diesem Fonds bekommen?

Ich bitte um Verständnis, dass wir hier in der Öffentlichkeit dazu keine Zahlen nennen.

Vor drei Jahren haben Sie die Initiative Motion4Kids ins Leben gerufen. Wie geht es damit in Zeiten von Corona?

Das ist und bleibt mein Herzensthema und hat an Relevanz zugenommen. Jeder, der Kinder in der Schule hat, weiß, dass es in Zeiten wie diesen herausfordernd ist, diese zur Bewegung zu animieren. Was mich sehr freut ist, dass immer mehr Organisationen und Vereine unseren Ansatz der Kombination von Bewegung und Digitalisierung aufgreifen.

Wie sieht es mit der Akquirierung von Mitteln in Corona-Zeiten aus?

Das ist natürlich ein schwieriges Thema, derzeit ist Geld ein scheues Reh. Es ist aber sehr positiv, dass wir unsere Zusagen halten können. Klar, ohne Corona wären wir schon zwei Schritte weiter und wir haben viel positive Resonanz, dass wir mit weiteren Mitteln rechnen können, wenn die Krise ein Ende finden sollte.

Was kann Motion4Kids sonst noch bewegen, abseits der Förderung von Projekten?

Wir sind immer öfters in den Prozessen des organisierten Sports verankert. Zuletzt waren wir bei einem Arbeitstreffen mit Unterrichtsminister Faßmann dabei und konnten unsere Expertise einbringen. Ich habe den Eindruck, dass unseren Themen immer öfters Bedeutung zugemessen wird.


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