Die Women’s Euro ist gestartet, die Scheinwerfer sind auf die kickenden Frauen gerichtet. Seit 2018 ist das Vorarlberger Unternehmen Planet Pure ein Teil dieser Welt, als Namenssponsor der höchsten österreichischen Spielklasse. Eine gute Zusammenarbeit, mit Tiefgang.
++ sportsbusiness.de exklusiv von Georg Sander ++
Warum macht Planet Pure Sponsoring im Bereich Frauenfußball? „Es geht darum, dass wir als kleine Wasch- und Reinigungsmittelfirma gegen multinationale Konzerne um Respekt und Anerkennung kämpfen müssen – das Gleiche spielt sich im Frauenfußball ab“, erklärt Alain Bauwens, Geschäftsführer der in Hörbranz/Vorarlberg ansässigen Firma, im Interview mit sportsbusiness.de.
Die Energie im Frauenfußball, die Laufbereitschaft, der kämpferische Aspekt, das sei alles unglaublich. Man sehe die Qualität, „wenn man da nicht unterstützt, wird auch niemand investieren. Wenn niemand investiert, dann passiert nichts. Eine Pflanze muss gedüngt werden, aber Spezialisten an allen Ecken und Enden kosten auch Geld und sie müssen sich dazu bekennen, dass sie da investieren.“ Und das tut die 1999 gegründete Firma seit Sommer 2018 als Namenssponsor.
Milestones
Doch bis dahin und darüber hinaus war es ein denkbar weiter Weg für das Unternehmen, das das Ziel hat, die umweltfreundlichsten Produkte auf den Markt bringen. Rund um die Jahrtausendwende, so Bauwens, wäre Nachhaltigkeit noch nicht so ein Thema wie heute gewesen: „Man hat ein Waschmittel entwickelt, das war auf Basis von Waschnuss, hatte keine Emulgatoren. Es war funktionell.“ Und wenn jemand das Wort „funktionell“ benutzt, ist das nicht immer die beste Beschreibung, vor allem dann nicht, wenn man an die heutige Zeit und Marketing denkt. Es benötigte viele Schritte und mehrere Jahre, bis das Produkt im Markt war.
2013/14, rund um die Zeit, als Bauwens selbst zum Unternehmen stieß, erweiterte Planet Pure schließlich das Produktportfolio: „Wir sind top, was Umweltverträglichkeit betrifft. Leider können wir nicht alle Rohstoffe verwenden, aber so weit wie möglich, arbeiten wir es in unsere Waschmittel, Bad, Glasreiniger, WC-Reiniger ein. Alles, was geputzt und gereinigt werden musste, wird abgedeckt.“ Schon zuvor war man bei Spar gelistet, der Deal mit der Drogeriemarktkette dm im Jahr 2018 war aber der ganz große Wurf. Zuerst übernahm man ein großes Sponsoringpaket bei Austria Lustenau und im Sommer 2018 schließlich das Sponsoring der Frauen Bundesliga.
Breit aufstellen
Mitte des Jahres 2018 war Planet Pure dann angekommen. Spar, dm, Sponsor eines Zweitligisten bei den Herren und gleich Namenssponsor der Frauenliga: „Unser Gedanke war aber, dass wir nicht nur im Bioladen bekannt sind, sondern breit aufgestellt sind. Damit haben wir zu allen Zugang.“ Allerdings öffnete nicht die Listung im Drogeriemarkt das Sponsoringfüllhorn. Planet Pure ging in eine Vorleistung, die nicht risikolos war. Allgemein meint er: „Es geht im Sponsoring immer um Leistungen und Gegenleistung. Es ist keine Liebhaberei, wir rechnen das genau durch.“
Bauwens will das Sponsoring qualitativ bewerten: „Wir merken, dass die Bekanntheit höher ist als bei anderen Ökomaarken. In Vorarlberg hatten wir mit Lustenau mehr als eine Verdoppelung erreicht. Da haben wir Levels anderer bekannter Ökomarken erreicht, die damals schon TV-Werbung gemacht haben. Die beste Überprüfung ist, wenn man auf einer Messe wen fragt, ob man uns kennt. 2016/17 kannte man uns noch nicht. Wenn ich jetzt in Wien auf eine Messe gehe – klar, das sind grüne Messen – dann kennen uns die Menschen.“
Für ihn ist aber klar, dass es nicht einfacher wird. Der Mitbewerb, egal ob öko oder konventionell, hat viele Messages, die transportiert werden, ein Durchkommen mit der eigenen ist gar nicht so einfach: „Ob die Menschen alles verstanden haben, da arbeiten wir dran. Unsere Message geht vielleicht durch die Masse an Messages im Wasch- und Reinigungsbereich unter. Ich bin seit acht Jahren da und dieser Weg ist noch weiter.“
Er hält aber unmissverständlich fest, dass Planet Pure einen großen Move gemacht habe und „nur ein Waschmittel in ein Regal zu stellen, das reicht nicht. Dadurch, dass wir dieses Risiko der Investition genommen haben, entstand auch eine Nachfrage.“
Zufriedenheit?
Nun steigt also die Women’s Euro. Zurück blickt Bauwens mit gemischten Gefühlen. Einerseits habe es eine große Euphorie gegeben, andererseits sei auch viel weggefallen, da aus seiner Sicht Strukturen gefehlt hätten, die es mittlerweile gebe. Das solle sich also nicht wiederholen. Es hat sich ingesamt viel rund um den Frauenfußball in Österreich getan. „Als wir angefangen haben, war im ORF kaum etwas, jetzt gibt es die Spiele, die Highlights, man präsentiert auch das Tor des Monats“, sagt er. Er hofft freilich auf Erfolg, aber: „Der Punkt ist, wir werden gerne Sponsor, aber man muss immer überlegen, was ich dafür bekomme und es sich entwickelt. Wenn sich drei Jahre punkto Bekanntheit und Reichweite wenig tut, ist es am Ende auch nicht mehr lohnend, weil man immer in die gleiche Zielgruppe investiert.“ Den Vertrag werde man erfüllen, weil man sehr zufrieden ist. Wie es mit einer Verlängerung aussieht, werde sich weisen.
Und abschließend äußert Alain Bauwens auch noch Wünsche, denn wenn Barcelona ein volles Haus schaffe, müsse das, in Relation, auch andernorts gehen: „Sie geben den Frauen die Bühne, alle gehen nachhause und sagen Wow! Das erwarte ich mir in Österreich auch. Aber da müssen noch ein paar Erstligisten – und das verstehe ich überhaupt nicht – in die Richtung etwas tun.“
Damit ist vor allem der Serienmeister Rapid gemeint, der nun endlich bei diesem Thema in die Gänge kommt. Wenn sich etwas tut, kämen mehr Leute. Alles bestehe aus Organisation und Initiative: „Als wir 2018 anfingen, gab es wenig Resonanz. Nun haben alle daraus gelernt. Jetzt gibt es Pressekonferenzen, dies und das. Man muss es ernst nehmen, nicht nur wenn die Frauen zur EM oder WM fahren, nicht nur alle zwei oder vier Jahre. Das muss ständig auf der Agenda stehen, von UEFA, ÖFB oder Bundesliga. Man muss es genau gleich behandeln wie die Männer und nicht das ausgeben, was bei den Herren überbleibt.“
Das könne ein einzelner Sponsor nicht alleine stemmen, am Ende überwiegen Realismus und noch etwas: „Der Großteil des Damennationalteams spielt im Ausland – aber wie viel wissen die Menschen überhaupt, wie sehr stehen sie im Spotlight? Es ist ein langer Weg und ich bin stolz, einen kleinen Beitrag zu liefern.“