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Quo vadis, Sportrechte: „Die Frage ist, was der Lizenzgeber benötigt: Reichweite oder Geld?“

(c) Markus Wache / Horizont

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(c) HORIZONT / Markus Wache

Bei den österreichischen Medientagen des HORIZONT diskutierten David Morgenbesser (Servus TV), Michael Radelsberger (Sky) und Hans Peter Trost (ORF) über die Entwicklung von Sportrechten, den Einfluss von Corona und welche Strategie zum Erfolg führt.

David Morgenbesser, Head of Sports Rights and Content Distribution ServusTV …

… über den Prozess der Rechtevergabe: „Es ist immer eine Frage, wie man so ein Recht anfliegt. Man muss dem Lizenzgeber das beste Produkt bieten. Die Frage ist, was der Lizenzgeber benötigt: Reichweite oder Geld. Manchmal hat man Glück, manchmal hat man Pech. In den großen fünf Ligen sind die Lizenzerlöse wieder leicht abgeflacht. Es nivelliert sich wieder ein.“

… auf die Frage, ob Geisterspiele einen Einfluss auf die Wertigkeit von Sportrechten haben: „Wir müssen überhaupt derzeit froh sein, dass wir Sport im TV sehen können, daher ist die Frage, ob mit oder ohne Zuschauer zweitrangig. Es gibt auch Sportarten wie Moto GP, die ohne Zuschauer sehr gut funktionieren. Bei Fußball ist das natürlich anders.“

Wir müssen überhaupt derzeit froh sein, dass wir Sport im TV sehen können, daher ist die Frage, ob mit oder ohne Zuschauer zweitrangig.

David Morgenbesser, ServusTV


… über die Fragmentierung der Sportrechte in den vergangenen Jahren und die ob man den Erfolg von gekauften Rechten planen kann: „Es ist ein schwieriger Markt, es gibt neue Player wie Amazon, das sich in Deutschland ein Recht gekauft hat. Nationalmannschaft, Fußball sind ein Hebel, um die Identifikation zu fördern. Die neuen Formate wie Nations League muss man abwarten. Rechte wie die Champions League funktionieren immer, andere Rechte können Glückssache sein.“

… über die Entwicklung von Sportarten im eigenen Sender: „MotoGP haben wir groß gemacht, hatten digital zuletzt über 600.000 Abrufe bei den letzten beiden Rennen.“

Michael Radelsberger, Director Go-to-Market Sky, …

… über die zuletzt stagnierenden Erlöse bei der Vergabe von Sportrechten: „Wir haben in dieser Krisenzeit alle gemerkt, dass wir ziemlich an der Spitze der Entwicklung sind und dass es nicht viel braucht, um in Unwegbarkeiten zu kommen. Bei den nationalen Rechten sieht man, dass die Erlöse stagnieren. Das wird auch so weiter gehen, egal an welches Erlösmodell man denkt – es hat jeder Player seine Schwierigkeiten, langfristig profitabel zu arbeiten. Wir wollen nicht Geld verdienen, wir müssen Geld verdienen.“

… über die Auswirkungen von Corona: „Wir haben in den vergangenen Monaten bewiesen, dass uns der Sport ein Anliegen ist, so wie wir dem Lizenzgeber entgegengekommen sind. Wir haben alles dafür getan, auch in Zeiten von Geisterspielen gute Übertragungen zu machen, siehe auch das Beispiel Stadionsound, den wir eingespielt haben. Wenn die Corona-Situation länger andauern wird, werden wohl einige Marktbegleiter in eine Schieflage kommen.“

Wenn die Corona-Situation länger andauern wird, werden wohl einige Marktbegleiter in eine Schieflage kommen.

Michael Radelsberger, Sky


… über die Fragmentierung der Sportrechte: „Wir haben über die letzten Jahre festgestellt, dass die zunehmende Fragmentierung für die Konsumenten nicht so zufriedenstellend ist und daher überlegt, nicht so sehr in die Breite, dafür in die Tiefe zu gehen, wie man beim Deal mit der UEFA Champions-, Europa- und Conference-League gesehen hat. Das wird der Weg in die Zukunft sein, es wird aber nicht mehr so sein, dass es einen Anbieter für Sportangebote geben wird.“

… über die Planbarkeit von Erfolg beim Erwerb von Sportrechten: „Es gibt ein paar Sportarten, die immer funktionieren – Fußball in der Breite zum Beispiel. Die Verwertung des Sports muss aber innovativ weitergetrieben werden. Da gibt es Themen, die uns die nächsten Jahre beschäftigen werden.“

David Morgenbessern (ServusTV), Hans Peter Trost (ORF), Jürgen Hofer (HORIZONT), Michael Radelsberger (Sky) (v.l.nr., (c) HORIZONT / Markus Wache)

Hans Peter Trost, Sportchef ORF, …

… über die Rechte-Strategie des ORF: „Für mich ist es relativ klar, jeder hat andere Zugänge. Wir sind ein Rundfunk aller Gesellschaftsteilnehmer und allen Gebührenzahler verpflichtet. Wir können uns nicht auf 3,4 Sportarten fokussieren, die extrem gut funktionieren. Tennis mit Dominic Thiem funktioniert ausgezeichnet, vor ein paar Jahren hat Tennis gar nicht funktioniert.“

… über die finanzielle Entwicklung und die Wertigkeit von Sportrechten: „Wir brauchen als Anker den Spitzensport, die Möglichkeiten der Finanzierung sind aber enden wollend. Wir wollen aber auch regionalen Sport anbieten, berichten über 70 Sportarten. Für uns ist Frauen-Fußball genauso wertig wie andere Sportarten, hier unterscheiden wir uns von Privatsendern massiv. Wir haben nicht den Auftrag, Geld verdienen zu müssen. Wir brauchen die Breite, aber wir brauchen auch die Quotenhighlights. Wir brauchen die Anker der großen Sportarten, um Flow für die kleineren zu erzeugen. Das ist für uns die wesentliche Geschichte.“

Zuschauer sind ein wesentlicher Teil der Inszenierung und hat dadurch auch mehrere Ebenen der Berichterstattung. Sport wird in Zukunft das Überleben des linearen Fernsehens sichern.

Hans Peter Trost, ORF

… über Kooperationen wie zum Beispiel bei der Formel 1 mit Servus TV: „Ich habe keine Berührungsängste, wir haben auch schon vor einigen Jahren mit ATV im Bereich der olympischen Spiele zusammengearbeitet. Die übergelagerte Situation ist ein Kulturgut, das die Gesellschaft braucht und wesentliche Impulse gibt. Sport muss stattfinden und auch möglichst breit gezeigt werden.“

… über das Fehlen der Fans vor Ort und die Auswirkungen auf TV-Sender: „Zuschauer sind ein wesentlicher Teil der Inszenierung und hat dadurch auch mehrere Ebenen der Berichterstattung. Sport wird in Zukunft das Überleben des linearen Fernsehens sichern.“

… über den Deal mit Sky, als der ORF im Juni zehn Live-Spiele der Bundesliga gezeigt hat: „Das Corona-Paket der Bundesliga war interessant, weil wir dem Fußball eine Öffentlichkeit bieten wollten. Da geht es auch ums Überleben von Fußballvereinen. Das trifft aber nicht nur die Bundesliga-Vereine, das geht runter bis in den Amateursport. Da müssen wir als ORF einen Beitrag leisten. Ohne Öffentlichkeit gibt es keine Sponsoren, keine Wirtschaftlichkeit. Es geht aber mehr um als die 4 oder 5 Sportarten, die eine Öffentlichkeit haben.“

… über die Planbarkeit von Erfolg beim Erwerb von Sportrechten: „Die Rechte sind nicht planbar, es hängt davon ab, wie jemand performt. Bestes Beispiel ist die Frauen Nationalmannschaft, wo wir bei der EM eine Million Zuseher hatten, oder Handball-EM mit 400.000 Zusehern. Im Sport kann man auf vieles setzen, aber planen kann man es nicht.“


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