Um die Risiken möglicher durch Covid19-bedingte Absagen zu minimieren, verhandelt die Sport-Branche gemeinsam mit anderen Event-Veranstaltern mit der Regierung einen Rettungsfalschirm.
Donauinsel, August 2019: zehntausende Fans feiern bei brütender Hitze ihre Beachvolleyballstars, Sponsoren rücken sich ins Licht, TV-Stationen übertragen das Beach Major in dutzende Länder.
Donauinsel, August 2020: Hannes Jagerhofer, Herwig Straka (u.a. Veranstalter der Erste Bank Open) und Vienna-City-Marathon-Veranstalter Wolfgang Konrad versammeln sich vor rund einem Dutzend Journalisten, um über die Zukunft einer ganzen Branche zu sprechen.
Comeback 2021 im Fokus
„Wir wollen 2021 zurück sein, stärker denn je, doch dafür brauchen Voraussetzungen, eine Art Fallschirm“, skizziert Hannes Jagerhofer die Pläne. Konkret wurde in den letzten Wochen mit dem Finanzministerium unter der Führung von Herwig Straka für die gesamte Eventbranche verhandelt. Dieser Fallschirm soll dann zum Tragen kommen, wenn ein (Sport-)Event aufgrund von Covid19 abgesagt werden muss. Abdecken soll dieses Sicherheitsnetz die Kosten, die vor dem abgesagten Event angefallen sind. Jagerhofer nennt ein Beispiel: „Wenn wir unseren Lieferanten nicht spätestens Ende März die Akontos geben, dann kommen und liefern die nicht“, so der Kärntner. Alleine die Infrastrukturkosten für den Donauinsel-Event würden mehr als vier Millionen Euro ausmachen. „Das ist die Gefahr und die Angst, die ein Veranstalter nie stemmen kann.“
Die Sponsoren haben den Veranstaltern bisher die Treue gehalten und vertrauen darauf, dass es im nächsten Jahr wieder Beachvolleyball bzw. den Vienna City Marathon geben wird. „Wir wissen nicht, wie sich die Pandemie entwickeln wird, aber wir können nur für das kommende Jahr vorarbeiten, wenn wir eine Sicherheit haben, dass wir die bisher investierten Kosten zurückbekommen, wenn wir doch wieder absagen müssen“, betont auch VCM-Veranstalter Wolfgang Konrad, der betont, „dass Sponsoren und Stadt Wien uns unterstützen, wo es nur geht.“
„Alibi-Aktionen der Regierung“
Durchaus kritisch sieht auch Erste-Bank-Open-Veranstalter Herwig Straka die bisherigen Bemühungen der Regierung für die Branche: „Es gab ein paar Alibi-Aktionen der Bundesregierung, aber aktuell haben wir keine Perspektive, ausgenommen in Wien, wo wir derzeit mit maximal 5.000 Fans in der Stadthalle rechnen können. Uns sagt zwar keiner, wie das funktionieren soll, aber wir arbeiten an Konzepten“, so Straka, der ergänzt: „Eines ist klar: Mit der reduzierten Zuschaueranzahl sind die Erste Bank Open ein Verlustgeschäft. Wir machen das eigentlich nur, um das Thema am Köcheln zu halten.“
Straka verhandelte in den vergangenen Wochen federführend für die gesamte Branche mit dem Finanzministerium. Sämtliche Player wurden eingeladen, ihre Kalkulationen für die geplanten Fixkosten zu übermitteln, damit man sich ein Bild machen kann, denn am Ende des Tages muss der Finanzminister wissen, um welche Summe man bei diesem Fallschirm spricht.
Straka: „Sollten alle Events weiterhin ausfallen reden wir von Milliardenbeträgen, doch darum geht es nicht. Es geht darum, einen Fallschirm für einzelne Events zu haben, wenn diese nicht durchgeführt werden können. Wir sprechen hier von 10, 20 vielleicht 30 Millionen Euro. Es braucht jedenfalls klare Regeln für diese Szenarien, an denen sich alle anhalten können.“
Die drei Eventveranstalter hoffen, die Gespräche so rasch wie möglich finalisieren zu können, um Planungssicherheit zu bekommen. „Fakt ist, dass so etwas lange braucht und man sich vonseiten der Regierung auch schützen will, dass es nicht missbraucht wird. Das ist auch in unserem Sinne“, so Straka.