Der europäische Fußballverband (UEFA) musste vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg im Streit um die Gründung einer Super League eine Niederlage verzeichnen.
Der EuGH stellt fest, dass sowohl die UEFA als auch die FIFA im Jahr 2021 gegen „das Wettbewerbsrecht und die Dienstleistungsfreiheit“ verstoßen hatten, indem sie die Gründung der europäischen Superliga blockierten und anschließend damit drohten, die beteiligten Vereine zu bestrafen.
In einer Mitteilung des Gerichts heißt es weiter: „Es gibt keinen Rahmen für die FIFA- und UEFA-Vorschriften, der gewährleistet, dass sie transparent, objektiv, nicht-diskriminierend und verhältnismäßig sind.
„Auch die Vorschriften, die der FIFA und der UEFA die ausschließliche Kontrolle über die kommerzielle Verwertung der mit diesen Wettbewerben verbundenen Rechte einräumen, sind angesichts ihrer Bedeutung für die Medien, die Verbraucher und die Fernsehzuschauer in der Europäischen Union geeignet, den Wettbewerb zu beschränken“.
Bernd Reichart, der Geschäftsführer des Super League-Veranstalters A22, schreib auf X: „Wir haben das Recht auf Wettbewerb gewonnen. Das UEFA-Monopol ist vorbei. Der Fußball ist frei. Die Vereine sind jetzt frei von der Androhung von Sanktionen und können ihre Zukunft selbst bestimmen.“
Laut UEFA bedeutet das Urteil jedoch „keine Bestätigung der Super League“. Der europäische Fußballverband reagierte wie folgt: „Die UEFA nimmt das heutige Urteil des EuGH im Fall der European Super League zur Kenntnis.
„Dieses Urteil bedeutet keine Befürwortung oder Bestätigung der sogenannten „Super League“; es unterstreicht vielmehr einen bereits bestehenden Mangel in den Vorabgenehmigungsverfahren der UEFA – ein technischer Aspekt, der bereits im Juni 2022 erkannt und seitdem angegangen wurde. Die UEFA ist von der Robustheit ihrer neuen Bestimmungen überzeugt, vor allem hinsichtlich ihrer Einhaltung der europäischen Gesetze und Bestimmungen.
„Die UEFA bleibt entschlossene Verfechterin der europäischen Fußballpyramide und stellt sicher, dass dieses Modell auch weiterhin den allgemeinen Interessen der Gesellschaft dient. Wir werden das europäische Sportmodell weiterhin gemeinsam mit Nationalverbänden, Ligen, Vereinen, Fans, Spielerinnen und Spielern, der Trainergilde, EU-Institutionen, nationalen Regierungen und weiteren Partnern gestalten.
„Wir sind zuversichtlich, dass die auf Solidarität beruhende europäische Fußballpyramide, für die sich Fans und alle Interessenträger einmütig aussprechen, gegen die Gefahr von Abspaltungen durch die europäische und nationale Gesetzgebung geschützt wird.“
Wie geht es nun weiter?
Nach Bekanntgabe des Urteils dauerte es nicht lange, bis sich die Initiatoren der Super League mit einem neuen Entwurf zu Wort meldeten: Die Super League im XL-Format. Bei den Männern handelt es sich um ein dreistufiges Ligensystem mit 64 Vereinen. Bei den Frauen soll es zwei Ligen mit insgesamt 32 Klubs geben. Der frühere RTL-Manager Bernd Reichart erläutert weiter, dass die Finanzierung der Super League über Werbung sichergestellt werden soll.
Aktuell stehen jedoch nur die spanischen Klubs Real Madrid und FC Barcelona hinter der Idee einer Super League. Auch nach dem Urteil bekannte sich kein weiterer Verein zum neuen Wettbewerb. Laut Reichert gibt es allerdings noch weitere Vereine, „die sehr interessiert sind“.
Die restliche Fußballwelt reagiert mit „Besorgnis“ auf das Urteil:
„Mehr denn je erinnern wir daran, dass die ‚Super League‘ ein egoistisches und elitäres Projekt ist“, schreibt die spanische LaLiga auf X.
„Was auch immer als Nächstes kommt, die Super League bleibt ein schlecht durchdachtes Projekt, das die Zukunft des europäischen Fußballs gefährdet. Im europäischen Fußball gibt es keinen Platz für eine abtrünnige Super League“, so die europäische Fanorganisation Football Supporters Europe (FSE).
Der ÖFB wollte das Urteil erstmal evaluieren, äußert jedoch Besorgnis. „Es besteht die Gefahr, dass aufgrund von finanziellen Interessen Einzelner der bisher gelebte Grundsatz der Solidarität völlig auf der Strecke bleibt“, meint ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer.
Der Bundesliga-Vorstandsvorsitzende Christian Ebenbauer fügt hinzu: „Bereits in den vergangenen Jahren hat sich das finanzielle Gewicht stark zugunsten der großen Klubs verschoben, was mittlerweile große Auswirkungen auf die Wettbewerbsgleichheit in den internationalen, aber vor allem in den nationalen Bewerben hat.
„Mit dem heutigen Urteil ist klar, dass ökonomische Interessen in Zukunft noch stärker in den Fokus rücken werden. Dadurch besteht die Gefahr, dass noch mehr Ressourcen aus der Fußballpyramide zugunsten einiger weniger Klubs abgezogen werden.“
Wie es nun weitergeht, bleibt vorerst abzuwarten.
Der sportsbusiness.de-Überblick der Super League: