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Universitätslehrgang Sportjournalismus: „Viele machen Karriere in führenden Medien“

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(c) Universität Salzburg

Ab Herbst startet der Universitätslehrgang Sportjournalismus. Sportsbusiness.at hat mit Minas Dimitriou, Fachkoordinator MA-Studium Sport-Management-Medien und Leiter des Lehrgangs, über die Ausbildung und die Neuerungen sowie die Herausforderungen des (Sport-)Journalismus gesprochen.

Die vier-semestrige Ausbildung, der von den Fachbereichen Sport- und Bewegungswissenschaft sowie Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg angeboten wird soll sowohl als Grundstudium, als auch als Weiterbildung zur akademischen Sportjournalistin bzw. zum akademischenSportjournalisten dienen. Das Studium bietet neben theoretischen Grundkenntnissen eine sehr praxisorientierte Ausbildung mit vielen Lektorinnen und Lektoren aus bekannten Medienhäusern. Neben den klassischen Journalismus Berufen befähigen die Kenntnisse aus dem Lehrgang auch zur Arbeit in der Öffentlichkeitsarbeit (bei Vereinen, Verbänden, usw.) oder bei Fachmedien.

In den vergangenen 19 Jahren haben viele prominente Sportlerinnen und Sportler den Lehrgang absolviert. Dazu zählen unter anderem der ehemalige nordische Kombinierer Felix Gottwald, der ehemalige Zehnkämpfer Roland Schwarzl, die Ex-Skirennläuferinnen Katharina Gutensohn, Karin Köllerer und Eva Walkner sowie der frühere Weltcup-Judoka Michael Mayr. Dazu sind viele bekannte Sportjournalistinnen und Sportjournalisten als Lehrbeauftragten engagiert: Gabi Jahn (ORF Wien), Alexander Diess (ÖSV-Skisprung-Trainer), Peter Rietzler (Chefredakteur von laola1.at), Johannes Aumüller (Süddeutsche Zeitung), Rainer Zierlinger (ServusTV), Michael Unverdorben (Salzburger Nachrichten), Thomas Trukesitz (Sky), Christopher Pöhl (ORF-Sportchef Salzburg).

sportsbusiness.de: Der Lehrgang funktioniert, die Absolventen und Absolventinnen. kommen an vielen Stellen unter. Was macht das Curriculum aus, was ist für den kommenden Jahrgang neu?

Minas Dimitriou: Unser Curriculum wird regelmäßig aktualisiert und an die veränderten Bedingungen der Medienlandschaft angepasst. So werden sowohl gesellschaftliche Entwicklungen – wie Digitalisierung und soziale Netzwerke – als auch Branchentrends – wie mobile Reporting, digitales Storytelling und Datajournalismus – für die inhaltliche Gestaltung bzw. Erweiterung des Ausbildungsprogramms berücksichtigt. Wir haben bereits im Sommersemester 2020 neue interessante Inhalte integriert: Special Interrest Journalismus mit Schwerpunkt auf Rennradfahren und Mountainbike, Paralympischer Sport und Medien in Kooperation mit dem Österreichischen Paralympischen Komitee (ÖPC), mobile Reporting mit verschiedenen sportspezifischen Schwerpunkten. Für den kommenden Jahrgang sind zahlreiche praxisorientierte Kurse geplant, wobei einige Neuigkeiten hinsichtlich einer punktuellen inhaltlichen Erweiterung in Richtung E-Sports, Public Relations, Content Marketing und Eventmarketing geben wird. Parallel dazu wird für den kommenden Jahrgang geplant, noch mehr Akteurinnen und Akteure des Sports (SportlerInnen, TrainerInnen, FunktionärInnen und JournalistInnen) als GesprächspartnerInnen bei den Lehrveranstaltungen des Lehrgangs mitwirken zu lassen.

sportsbusiness.de: Auf welche Absolventinnen und Absolventen ist man besonders stolz?

Da in den letzten 20 Jahren um die 400 Personen den Lehrgang abgeschlossen haben, kann ich diese Frage nicht so einfach beantworten. Wir glauben, dass wir alle diese Jahre einen positiven Beitrag geleistet haben, damit unsere Absolventinnen und Absolventen gute Chancen für eine Karriere im Bereich der Sportkommunikation bekommen. Wenn wir ihre berufliche Entwicklung beobachten, stellen wir mit großer Freude fest, dass die Mehrheit in den verschiedenen Berufsfelder der Sportkommunikation berufstätig ist. Aus dieser großen Anzahl wären die Frauen hervorzuheben, weil sie sich in einem männerdominierten Bereich mit vielen Herausforderungen auseinandersetzen müssen. Sehr viele Absolventinnen machen Karriere in führenden österreichischen und deutschen Medien, in Agenturen oder im Bereich des organisierten Sports.

sportsbusiness.de: Ein besonders großer Teil sind die praktischen Übungen. Was ist der Vorteil, wenn man auch in die Welt des Sports, vielleicht abseits des ‚Lieblingssports‘ reinblickt?

Zweifelsohne sind die Kurse „Sportartenvertiefung“ und sportpraktische Übungen ein wichtiger Bestandteil des Lehrplans. Im Rahmen der „Sportartenvertiefung“ lernen die Teilnehmenden unter anderem Grundlagen, Techniken, Wettkampfregeln, Trainingskonzepte und die Entwicklung von verschiedenen Sportarten kennen. In den Kursen „Sportpraktischen Übungen“ haben die Studierenden danach die Möglichkeit den Sport selbst einmal auszuprobieren. Sowohl die Sporterfahrungen als auch das erworbene Know-how sind sehr wichtig für die zukünftigen Sportjournalistinnen und -journlisten, weil sie sich kompetent und fachlich auch mit Sportarten wie Langlauf, Biathlon, Schwimmen, Leichtathletik, Geräteturnen, Ballsportarten, US-Games, Tennis, Golf und Klettern/Bouldern im Berufsleben befassen können. Der Unilehrgang Sportjournalismus ist übrigens die einzige Institution, die dieses vielfältiges Programm anbieten kann.

Wenn wir ihre berufliche Entwicklung beobachten, stellen wir mit großer Freude fest, dass die Mehrheit der Absolventen und Absolventinnen in den verschiedenen Berufsfelder der Sportkommunikation berufstätig ist.

Minas Dimitriou

sportsbusiness.de: Inwiefern muss man in der Kommunikationsbranche auf die aktuelle Situation rund um Corona reagieren – am Sport hängen viele Jobs, wir sehen in eine unsichere Zeit?

Da die Kommunikationsbranche von der Covid19-Pandemie unterschiedlich stark betroffen wurde, bin ich der Meinung, dass mögliche Reaktionen abhängig von den Tätigkeitsfeldern gemacht werden soll. Allgemein würde ich meinen, dass Kommunikationsfachleute am besten mit der Corona-Krise umgehen können, in diesem Moment, dass sie flexible sind und die vorhandenen eigene Netzwerke aktivieren. Auch die Verfügbarkeit über vielseitigen technischen Kompetenzen können gute Voraussetzungen sein, besser in unsicheren Zeiten durchzukommen. Konkreter bezüglich der Sportkommunikationsbranche sehe ich insgesamt drei Trends, wobei der Ausgangspunkt in meiner Argumentation ist, dass der (Medien-)Sport als ein dynamisches, soziales System mit enormer Reproduktionskraft verstanden werden soll. Dies wurde z.B. mit dem Wiederbeginn der verschiedenen europäischen Fußballligen deutlich. Da alle Spiele aufgrund der Pandemie ohne Publikum stattfinden, rückte die mediale Sportberichterstattung in den Vordergrund und spielt jetzt eine noch wichtigere Rolle bei der Vermittlung und Analyse des sportlichen Geschehens. Hier sehe ich im ersten Trend eine Aufwertung des Mediensports, trotz Krise. Auch die aktuelle Entwicklung bezüglich der Vergabe von Mediensportrechten für Premium Content Produkte (z.B. in Österreich mit Sky, DAZN, ServusTV, ORF) zeigt, dass der Markt der crossmedialen Sportberichterstattung noch nicht gesättigt ist und genug Berufsmöglichkeiten für die Zukunft bietet. Der zweite Trend bezieht sich auf Tätigkeitsfelder, die eng mit dem Bereich des Eventmarketings verbunden sind. Hier ist die Situation schwieriger, kann allerdings mit der Auflockerung der Einschränkungen im (Sport-)Event-Bereich im Spätsommer und Herbst zu einer signifikanten Verbesserung kommen. Abgesehen davon, eröffnet die Digitalisierung weitere Tätigkeitshorizonte im Bereich der Sportkommunikation, die gerade in diesen herausfordernden Zeiten eine relevante Schnittstelle zwischen multimedialer Sportberichterstattung und Selbstmarketing darstellen.

sportsbusiness.de: Der Journalismus ist im Allgemeinen im Wandel. Ist der Spagat zwischen dem in der Regel gut funktionierendem Regionaljournalismus auf der einen und einer vermehrten Verlagerung in den Online-Bereich auf der anderen Seite etwas, was bedacht wird und zu Veränderungen in der Lehre führt?

Da unser Lehrgang einen berufsorientieren Charakter hat, ist es selbstverständlich, dass wir bei der Gestaltung des Lehrplans flexible sind und Entwicklungen in der Medienlandschaft berücksichtigen. Allerdings erfolgt die Integration neuer Inhalte und Techniken immer nach entsprechender Marktanalysen und bereits festgelegten Qualitätskriterien. Für uns ist nicht so wichtig, ob wir schnell neue Inhalte ins Programm aufnehmen, um unsere Marktposition zu stärken, sondern stellen wir primär die Frage, ob das Neue für unsere Studierenden einen qualitativen Impuls im Rahmen der Ausbildung darstellt. Ferner ist für uns bedeutsam, dass unsere Teilnehmenden mit den neuer Inhalten und Techniken aussichtreiche Kompetenzen für das Berufsleben erwerben. Dies bedeutet, dass wir in den letzten Jahren qualitative Veränderungen im Bereich der Lehre besonders hinsichtlich der verstärkten Erweiterung von Kursen, wie Online-Berichterstattung, Social Media und Sport, Einführung in die TV- & social media Produktion oder die Aufnahme von mobile Reporting vorgenommen haben. Allerdings wurden die erwähnten Kurse nicht zu Lasten von Lehrveranstaltungen mit tradierten (sport-)journalistischen Inhalten. Hiermit versuchen wir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen traditionellen inhaltlichen Aspekten und innovativen Trends zu bewahren.

sportsbusiness.de: Wie sieht der Zukunftsausblick für den doch in einem sehr zugespitztem Bereich befindlichen Sportjournalismus aus?

Aktuell verstärken Digitalisierung und Medienkonvergenz die seit vielen Jahren sichtbare Kommerzialisierung des Sportjournalismus. Diese Entwicklung führt zur Konzentration der Medienselektion auf (nur) publikumswirksame Themen, Personen und Ereignisse, zur einseitigen und chauvinistischen Berichterstattung sowie zur zunehmenden Inszenierung des Sportgeschehens. Die erwähnten Entwicklungen reduzieren die interagierenden Systeme (Medien und Sport) rein auf eine Funktionsebene, im Sinne der Handlungslogik des ‚homo oeconomicus‘. Somit werden Sportlerinnen und Sportler als ‚branded humans‘ inszeniert, sportliche Leistungen nach dem wirtschaftlichen Wert definiert und sportlicher Rahmen als Event dargestellt. Vor diesem Hintergrund sehe ich leider, dass dieser von der Marktlogik geprägter Trend fortgesetzt wird. Wünschenswert wäre es allerdings, wenn der zukünftige Sportjournalismus sich an einer ausgewogene Infotaiment-Option orientieren könnte. Dabei könnten die Berichterstattung und die Inszenierung nicht nur zur Steigerung des Unterhaltungserlebens, sondern auch des Informationskapitals beitragen. Parallel dazu scheint mir die kritische und faktenbasierte Auseinandersetzung mit aktuellen Themen des Sports (z.B. Doping, Korruption, Kommerzialisierung etc.) als konstitutive Aufgabe der Sportjournalismus zu sein. Denn nur eine schonungslose und fachkompetente journalistische Aufarbeitung des Geschehens schaffen günstige Rahmenbedingungen, um komplexe Zusammenhänge sowohl des genuinen Sportbereichs (z.B. Leisten und Wettkämpfen), als auch des machtpolitischen und sozioökonomischen Spektrums des Sports (z.B. Migration, Globalisierung, Integration) dem Publikum übersichtlicher und verständlicher näher zu bringen.

Pro Jahrgang werden maximal 30 Personen aufgenommen. Die Lehrveranstaltungen finden geblockt (ca. ein Block pro Monat) von Dienstag bis Donnerstag statt. Dies ermöglicht den Studierenden, den Lehrgang berufsbegleitend zu absolvieren oder ein zusätzliches Studium abzuschließen. Grundvoraussetzung für die Teilnahme ist der Abschluss einer höheren Schule (Matura, Abitur) oder journalistische Berufserfahrung. Der kommende Lehrgang beginnt am 20.Oktober 2020. Nähere Infos und Anmelde-Möglichkeiten zum Universitätslehrgang finden Sie unter https://sportjournalismus.uni-salzburg.at und bei Diana Michel (diana.michel@sbg.ac.at bzw. +43 (0)662 8044 4878).


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