Viktor Divos fängt seit 2002 Sportmomente ein und hat sich mit Vidi Production einen Namen in der Branche gemacht. Sein Unternehmen ist unter anderem für Rapid, Sky Sport Austria und die Kronen Zeitung tätig – aus gutem Grund mit echten Kameraleuten, wie er im Exklusiv-Interview mit sportsbusiness.de erzählt.
++ sportsbusiness.de exklusiv von Georg Sander ++
„Ich habe schon immer eine Leidenschaft für Sport“, erklärt Viktor Divos im Interview mit sportsbusiness.de. Bereits im Jahr 2002 hat er die ersten Bewegtbilder für seinen Heimatverein ASV Neudorf produziert, dann für Schau-TV. Die beliebte Seite platzverweis.at hat er mit Claus Schlamadinger aufgebaut und beispielsweise den SV Schwechat und die Vienna mit Bewegtbildern versorgt. 2016 wirkte er beim Aufbau von Rapid-TV mit, wo er nach wie vor bei größeren Projekten mit an Bord ist. Gemeinsam mit Stefan Sehnal wurde die Sparte Liveproduktion professionalisiert, wodurch auch TV-Übertragungen für Krone-TV oder LT1 umgesetzt werden können.
Divos produzierte auch die ersten Sportifnals aus Graz, daneben ist sein Team auch für Fight24.tv im Einsatz. Abseits von Sportübertragungen ist Vidi TV für die >> Videoberichterstattung beim sportsbusiness.de Breakfastclub verantwortlich oder betreut den kompletten Videobereich des Österreichischen Hotellerie Verbandes inklusive Kongress-Übertragung. Ein breites Portfolio also, „das in Zeiten von KI-gestützten Übertragungen einen tatsächlichen Mehrwert bietet“, ist Divos überzeugt. Doch einen Schritt zurück. Denn hinsichtlich des Standings von Vidi Production spielte ausgerechnet die vor drei Jahren über die Welt hereinbrechende Pandemie eine entscheidende Rolle.
Corona als Push
„2020 ist alles plötzlich von der manuellen Produktion vor Ort auf remote und online umgestellt worden“, erinnert er sich zurück. Ein Beispiel: „Wir haben etwa den Sky Sport Austria-Stammtisch von heute auf morgen nur online gemacht. Alle Beteiligten bekamen ein Mikrofon für zu Hause, damit haben wir dann komplett online produzieren können. Das hat nicht mehr als zwei Tage gebraucht und diese Produktionen im Lockdown waren für meine Firma letztlich, bei aller Tragik der Pandemie, ein ziemlicher Push.“ Nach wie vor werden Teile der Sky-Formate so gemacht, etwa Sky-Podcasts oder beim Format ‚Die Abstauber‘. „Wir kommen an Leute, die normalerweise kaum greifbar wären“, gibt er zu bedenken. Vor Corona wurde letztlich viel vor Ort gemacht, nun reicht es oft aus, ein Mikrofon bzw. auch eine gute Kamera zu schicken.
Der Technik sei Dank können Livefußballevents mittlerweile mit überschaubarem Personal live gefilmt werden. Große Fernsehanstalten haben natürlich so viele Kameras wie möglich, ein Bundesliga-Spiel in der Regel sechs. Für Krone im Unterhaus aber reichen vier Personen aus. Es brauche für eine fünf-Kamera-Produktion zwei Kameraleute für die bewegten Kameras, eine Person für Replay bzw. Audio und eine Person für die Regie und Inserts. Und allen modernen KI-Systemen zum Trotz ersetzen aus Divos‘ Sicht die automatisierten Kameras nicht eine physische Produktion vor Ort: „Das geht vielleicht im Fußballunterhaus oder in Sportarten mit bislang wenig medialer Präsenz, die dann auf Facebook-Seiten streamen. Für TV-Qualität wird man weiterhin Personal vor Ort brauchen.“ Denn heutzutage geht es ja nicht nur um das Event per se, sondern auch um das gesamte Rundherum.
Emotionen weitergeben
Denn war früher 4:3 bzw. später 16:9-Breitbild Standard, ist heute es heute umgekehrt. 9:16 ist das aktuelle Zauberwort, um Reichweite zu generieren, weit über das tatsächliche Event hinaus – das mittlerweile klassische Format für alles, was als TikTok, Reel oder Story viral gehen soll. Ein „Zufallstreffer“ war da beispielsweise das U7-Testmatch von Unterhaus-Klub Austria Salzburg. Ohne Smartphone, TikTok und Co. hätten diese Aktion vielleicht ein paar regionale TV-Sender ihrer vergleichsweise geringen Zuschauer:innenschar präsentiert, nebst Mundpropaganda durch die Anwesenden. Das Video verbucht aber allein durch zwei verschiedene Tiktoks über 3 Millionen Views. Natürlich, man wusste von der Aktion, aber Fußball bzw. Sport im Allgemeinen lebt eben vom nicht-Vorhersehbaren.
„Es ist eben notwendig vor Ort zu sein, um Emotionen einzufangen und weiterzugeben“, führt er aus. Er habe „nichts gegen KI-basierte Lösungen, dort wo es wirklich Sinn macht. Aber mit einer automatisierten Kamera kann es eben passieren, dass sich die eine Mannschaft wieder aufstellt, die KI das Bild vom Mittelkreis liefert und die anderen einen tollen, außergewöhnlichen Torjubel machen, der viral gehen könnte – den aber dann niemand sieht.“
Emotionen, Torjubel, strittige Szenen, natürlich auch Interviews vor Sponsorenwänden, das kann die KI schlichtweg (noch?) nicht. „Die, die uns buchen, wissen, dass es Menschen braucht, die all das einfangen, aufarbeiten und weiterverbreiten“, stellt er klar, „natürlich kann man an jede Mittellinie, in jede Basketballhalle oder jeden MMA-Cage eine Kamera für die Totale installieren, aber man sieht das andere nicht.“ Das kostet freilich, aber Divos kennt die Zahlen, die eben eine deutliche Sprache sprechen. Für einen unterklassigen Verein erhob ein Sponsor einmal den Vergleich zwischen den KI-basierten Filmen und der Buchung via Platzverweis inklusive Produktion: „Man kann es kaum in Zahlen ausdrücken, wie viel mehr Menschen zusehen und wie sehr sich der Werbewert multipliziert.“ Vergleiche man schlichtweg die Kosten für Vidi und die Installierung eines KI-Systems, gewinne letzteres. Man bilde eben nicht den gesamten Werbewert ab. Ein Beispiel abseits des Fußballs: Die Vendetta-Fightnight wird von Vidi produziert und kann dann weltweit angesehen werden, die besten Szenen landen überall.
Mit seinen qualitativ hochwertigen Bildern könne Vidi Production viel mehr Möglichkeiten bieten, als nur ein paar Kamerabilder. „Mag sein, dass andere Lösungen billiger sind, aber dem Sportevent selbst kommt die bessere Sponsorenpräsenz durch die illustrierten Möglichkeiten definitiv zugute“, so Divos abschließend.