Im April 2022 hat der Fachkräftemangel in Österreich ein Allzeithoch erreicht. 83 Prozent der in einer Studie befragten Betriebe rechnen sogar mit einer Verschlechterung dieses Zustands in ihrer Branche in den nächsten drei Jahren.
Auch an der Sportartikelbranche zieht diese Entwicklung nicht vorbei. Doch die Branche setzt bereits seit Jahren gezielte Schritte in der Ausbildungsstrategie, um die Beschäftigung im Fachhandel zu fördern. Zwei zentrale Pfeiler werden dabei eingeschlagen: Die Weiterentwicklung des Lehrberufs für Jugendliche und umfassende Weiterbildungsmöglichkeiten der Fachkräfte.
Der österreichische Sportfachhandel ist europaweit für seine Beratungs- und Servicekompetenz bekannt. Einerseits liegen die Unterschiede in der vielschichtigen Handelsstruktur: „Anders als in anderen europäischen Ländern sind die Sportgeschäfte zum Großteil regional verankerte, familiengeführte EPU’s und KMU’s – in touristischen Regionen sprechen wir sogar von 94 Prozent“, erklärt Michael Nendwich, Sprecher des Sportartikelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich und Geschäftsführer des VSSÖ. Andererseits wird wenig online eingekauft: „Die Kundinnen und Kunden in Österreich setzen vor allem bei technisch komplexen Sportartikeln auf die persönliche, professionelle Beratung im Fachgeschäft. Der Online-Anteil im Sportartikelhandel hat sich in den letzten Jahren bei etwa 15 bis 20 Prozent eingependelt. Und hier sehen wir auch mittelfristig die Obergrenze“, führt Nendwich weiter aus.
Diese Besonderheiten setzen voraus, dass die Mitarbeiter gut ausgebildet sind. Deshalb ist der Fachkräftebedarf auch kein neues Thema für die Sportartikelbranche – Personal wird laufend gesucht. Derzeit sind etwa 12.000 Mitarbeiter an 1.960 Standorten im Sportartikelhandel in Österreich beschäftigt. „Die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt machen aber auch vor unserer Branche nicht Halt“, bestätigt Nendwich. „Auf einen Bewerber bzw. eine Bewerberin kommen schätzungsweise zwei offene Lehrstellen. Die Öffnungszeiten und die Qualität der Serviceleistungen sind durch den hohen Personalbedarf zwar nicht beeinträchtigt. Vergangenen Winter kam es aber in touristischen Regionen vereinzelt zu geschlossenen Geschäften an einzelnen Tagen.“
Es gibt zwei Möglichkeiten, auf den Fachkräftebedarf zu reagieren: Auf Unternehmensebene liegt es in der eigenen Verantwortung der Geschäfte, positive Arbeitsbedingungen zu schaffen und sich als Arbeitgeber zu positionieren. Auf Branchenebene liegt der Fokus auf den Rahmenbedingungen: „Wir müssen jetzt das Personal von morgen ausbilden, um den Mangel frühzeitig zu verhindern. Nach jahrelangem Einsatz haben es der VSSÖ und die Wirtschaftskammer Österreich geschafft, die Lehrberufe genau an dem auszurichten, was sich die Jugendliche wünschen und was der Handel braucht – Arbeitgeber:innen und Kund:innen eingeschlossen – eine spezialisierte, technische Ausbildung.“
„Die Sportartikelbranche ist eine spannende, emotionale und vielseitige Branche mit garantierten Zukunftschancen. In kaum einer anderen Branche kann man technologische Weiterentwicklung so gut mit dem persönlichen Kontakt zu und mit Menschen kombinieren. Wir freuen uns, dass wir mehr und mehr Jugendliche für eine Lehre im Sportfachhandel gewinnen können“, so auch Holger Schwarting, Sprecher des Präsidiums des VSSÖ.