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Wacker Innsbruck und warum niemand in „eine tote Kuh investiert“ [Exklusiv]

(c) Wacker Innsbruck

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Kevin Radi ist das neue Gesicht der Tiroler Investoren rund um Wacker Innsbruck. Im exklusiven Interview mit sportsbusiness.de spricht Radi über die Visionen, Ziele und welche Rolle der Investor einnehmen möchte.

++ sportsbusiness.de exklusiv – das Gespräch führte Georg Sander ++

sportsbusiness.de: Bereits im Sommer war der Weg eigentlich frei für einen Einstieg bei Wacker Innsbruck. Warum jetzt?

Kevin Radi: Viele glückliche Zufälle sind zusammen gekommen, dass die Gruppe mit dem Investor so zusammen gefunden hat, damit man das sinnvoll in die Hand nehmen kann.

sportsbusiness.de: Wie sieht das Investorenmodell konkret aus: Wie viel Geld bringen sie mit, welche Anteile erhalten Sie dafür vom Verein?

Radi: Da möchte ich darum ersuchen, dass wir das zu einem späteren Zeitpunkt konkret besprechen. Das werden wir öffentlich gemeinsam mit dem Investor angehen.

sportsbusiness.de: Aber man kann sagen: Der Verein braucht Geld, die Gruppe mit Ihnen als Gesicht stellt dieses zur Verfügung?

Radi: Ja.

Jetzt war der Zeitpunkt, da wollten wir nicht mehr zuschauen, sondern etwas bewegen. Die letzten 20 Jahren waren keine leichte Zeit – wir hätten noch fünf Jahre jammern, schimpfen und klugscheißen können, oder es selber machen.

Kevin Radi

sportsbusiness.de: Investoren kommen und gehen, nicht nur bei Wacker. Was unterscheidet die Gruppe rund um Sie von bisherigen Geldgebern, die bei Wacker nach kurzer Zeit gescheitert sind?

Radi: Warum es mit den letzten beiden Investoren nicht geklappt hat, da kann ich nicht viel dazu sagen. Ich habe Herrn Ponomarev – noch! – nicht persönlich kennen gelernt. Ich sehe das so: Vergangenes ist vergangen. Wir konzentrieren uns auf unsere Zeit. Woran es gescheitert ist, das werden die Herren besser wissen als ich. Was bei uns ein Unterschied zu anderen Investorenmodellen ist, ist, dass wir eine Bande fanatischer, Tiroler Fußballer sind, für die das kein klassisches Investmentprojekt ist, sondern eine Herzensangelegenheit. Jeder von uns war als kleiner Bua Wacker- bzw. FC Tirol-Fan. Es war was ganz normales, dass der Verein in unseren Leben Platz hatte. Jetzt war der Zeitpunkt, da wollten wir nicht mehr zuschauen, sondern etwas bewegen. Die letzten 20 Jahren waren keine leichte Zeit – wir hätten noch fünf Jahre jammern, schimpfen und klugscheißen können, oder es selber machen.

sportsbusiness.de: Welche Rolle wollen Sie einnehmen?

Radi: Wir haben den Vorstand schon neu besetzt, zum Teil arbeiten wir noch daran. Das war für uns eine Voraussetzung. Wenn man einen Neustart machen muss, muss man das Gegenwärtige aufbrechen. Zu einem Neustart gehören neue Visionen, Ziele, Engagements. Man muss die Dinge über den Haufen werfen. Wir wollten bewusst eine junge, dynamische, Tiroler Gruppe, die Biss hat. Unsere Mentalität ist: Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Das wollen wir auch in den Verein bringen. Wie gut uns das letztlich gelingt, wissen wir in fünf Jahren, nicht heute. Die Motivation ist hoch, das Herz am richtigen Fleck; das ist eine Ausgangslage, die zumindest erfolgsversprechend ist.

Zu Beginn wird sicher die eine oder andere Position von außen aufgefüllt, um Fahrt aufzunehmen, in die richtige Richtung zu gehen und dann mit Tirolern nach zu besetzen.

Kevin Radi

sportsbusiness.de: Wollen Sie im Tagesgeschäft auftreten oder machen das dann die von Ihnen installierten Vorstände bzw. das Trainerteam?

Radi: Es wird so sein, dass der Vorstand bestückt wird, wir sind Teil davon und sind im operativen Geschäft drinnen, sprich: Wir arbeiten voll mit. Aber natürlich werden die Positionen entsprechend besetzt, wir machen nicht alles selber. In den nächsten Tagen werden die Personen für diese Positionen vorgestellt, mittel- bis langfristig soll es ein reiner Tiroler Weg werden. Das ist das Ziel bzw. die Intention. Ob das umsetzbar sein wird, wird die Zukunft zeigen. Zu Beginn wird sicher die eine oder andere Position von außen aufgefüllt, um Fahrt aufzunehmen, in die richtige Richtung zu gehen und dann mit Tirolern nach zu besetzen.

sportsbusiness.de: Wie sieht die langfristige Vision aus?

Radi: Wir haben keinen Druck, das ist einmal super. Es muss nicht alles morgen passieren, sind aber ehrgeizig. Sobald der Verein gesundet ist, wollen wir auf Angriff gehen – ganz simpel, wie jeder Sportler.

sportsbusiness.de: In der Tiroler Tageszeitung werden für Vorstand und Trainer ausländische Namen gehandelt. Gibt es keine Tiroler für diese Positionen?

Radi: Das ist für mich leicht zu erkären: Mittel- bis langfristig soll es der Tiroler Weg werden, kurzfristig haben wir Möglichkeiten so gut wie gefunden, die uns eine super Starthilfe geben würden. Ich hoffe, dass wir alle ins Boot holen können, die in Tirol den Fußball bewegen können. Der Neustart bedeutet für mich auch, alte Muster aufzubrechen, neue Gesichter zu präsentieren, dass wir den Start so super wie möglich in die Hand nehmen können, mit Hilfe von auswärts.

sportsbusiness.de: Hängt das auch mit dem deutschen Investor zusammen, der ja rund um Sie auch mit dabei ist?

Radi: Nein, gar nicht.

sportsbusiness.de: Ali Hörtnagl geht, es dürfte, laut Lokalmedien, auch viel zu Bruch gegangen sein, er wird da scharf kritisiert. Wie will man Brüche im Verein, mit dem Verband, mit anderen, kitten?

Radi: Es waren ganz schwierige Zeiten und in diesen sind einfach alle Beziehungen vernachlässigt worden. Ich will da aber nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen. Es ist am Ende des Tages auch egal, wer schuld ist. Für uns ist wichtig, dass wir es anders machen wollen, etwa eine Annäherung an den TFV. Das steht bei uns ganz oben auf der Liste. Tirol soll gemeinsam fußballerisch etwas schaffen, woran alle eine Freude haben.

sportsbusiness.de: Sie kommen aus der Immobilienbranche. Etwas spitz gefragt: Was befähigt Sie zum Fußball-Investor? Und auch, weil sie mit Mitte 30 noch sehr jung sind!

Radi: Ich war in den letzten Jahren zwar in der Immobilienbranche, mein Herz war aber immer beim Fußball. Ich habe es selbst leider nicht geschafft, eine sportliche Karriere im Fußball zu finden, dafür war ich zu schwach. Aber Fußball ist eine Leidenschaft, die ist in einem drinnen, nur weil man älter wird. Die Leidenschaft bleibt aber. Als wir das Projekt angegangen sind, hab ich es von Anfang an gesagt, dass es für mich keine Arbeit ist. Es ist cool, lässig, toll. Wir hatten Wochen und Monate, da haben wir bis elf oder zwölf in der Nacht gewerkelt. Andere hocken vor der Playstation oder dem Fernsehen. Für mich ist ein lässiges Gefühl, man macht das, wofür man eine Leidenschaft hat.

Wir wollen Sponsoren, die das gerne machen. Man kann nicht erwarten, dass jemand in eine tote Kuh investiert.

Kevin Radi

sportsbusiness.de: Der eine oder andere wird sich denken, Sie spielen Fußballmanager

Radi: (lacht) Nein, es geht um folgendes: Es gibt einfach Dinge, die macht man in seiner Freizeit und die bereiten Freude. So ist das mit dem Fußball bei mir.

sportsbusiness.de: Immer wieder war in der Vergangenheit in Zusammenhang mit Wacker Innsbruck und Investor auch ein großes Immobilienprojekt das Thema. Sie kommen selbst aus der Immobilienbranche. Verfolgen Sie rein fußballerische Ziele oder geht es auch um die Verbindung mit anderen Projekten/Themenfeldern?

Radi: Definitiv nicht. Es gibt keine Intention. Es ist eher lächerlich für einen Verein, der in der Kreide ist, über anderwertige Projekte außer Gesundung des Vereins zu reden.

sportsbusiness.de: In Tirol, einem Tourismusland, ist es schwierig, genug Sponsoren für einen Bundesligaklub zu finden. Soll sich Wacker irgendwann selbst tragen?

Radi: Es wird kein leichter Weg, das ist allen klar. Es gibt aber Möglichkeiten und es ist definitiv das Ziel, Tirol punkto Fans und Wirtschaft mitzunehmen. Das geht Hand in Hand. Wir müssen liefern und zeigen, dass wir etwas positiv verändern. Dann kann man darüber nachdenken, dass die Leute interessiert sind, dabei mitzuwirken. Wir sind zunächst in der Bringschuld. Wir sind ja die 17. mit dem Neustart, nicht die ersten. Ich trau mich das Wort Neustart schon gar nicht mehr laut sagen, da muss ich selber fast lachen. Wir müssen zeigen, dass wir es ernst meinen. Das zeigen wir, indem wir die Baustellen aufräumen, Löcher kitten und mit den Leuten reden. So zeigen wir, dass wir es anders, im Optimalfall besser machen. Wenn wir den Weg gehen, können wir auch andere begeistern, mit uns zu gehen. Sie sollen uns mit Freude unterstützen, nicht gezwungen. Wir wollen Sponsoren, die das gerne machen. Man kann nicht erwarten, dass jemand in eine tote Kuh investiert.

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