Der US-Fußballverband will den Frauen- und Männer-Nationalteams künftig gleich viel zahlen. In Österreich ist die Zeit dafür noch nicht reif, wie sportsbusiness.de in Erfahrung bringen konnte.
sportsbusiness.de Exklusiv von Nils Daiker
Der amerikanische Fußballverband will dem Ziel näherkommen, „die A-Nationalmannschaften der Männer und der Frauen in einer einzigen Tarifvertragsstruktur zusammenzufassen“. Der Vorschlag biete „eine Struktur zur Aufteilung der Einnahmen, die es allen Parteien ermöglicht, neu anzufangen und gemeinsam an den Chancen teilzuhaben, die sich aus den gemeinsamen Investitionen in die Zukunft des US-Fußballs ergeben werden“. Der Verband will mit der Zustimmung beider Seiten zudem die Preisgelder für die Weltmeisterschaften zwischen Frauen und Männern angleichen.
Wie sieht es mit den Equal-Pay-Bestrebungen in Österreich aus? Irene Fuhrmann, Teamchefin des Frauen-Nationalteams, sagte dazu in einem Interview mit der Zeit im September 2020: „Es wäre vermessen zu sagen: Ich will das Gleiche wie der Franco Foda. Das Finanzielle war für mich kein Kriterium. Ich habe ein normales Gehalt.“
„Signifikante Entwicklungen“
sportsbusiness.de hat beim ÖFB nachgefragt und wollte wissen, wie sie mit dem Thema Equal Pay umgehen und ob es ähnliche Planungen zu denen des US-Fußballverbandes gibt. „Der ÖFB hat in den letzten Jahren erhebliche Maßnahmen getroffen und Ressourcen geschaffen, um dem Frauenfußball allgemein und dem Frauen-Nationalteam im Speziellen Rahmenbedingungen auf einem – auch im internationalen Vergleich – hohen Niveau zu bieten“, heißt es dazu auf Nachfrage gegenüber sportsbusiness.de.
Der Verband ergänzt: „Das beginnt bei der Zusammensetzung des Trainer- und Betreuerteams, die dem des Nationalteams der Männer angeglichen wurde, geht über organisatorische Rahmenbedingungen bis hin zu einer deutlichen Erhöhung der Prämien. Auch in Bezug auf Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen rund um den kompletten Frauen- und Mädchenfußball, vom Nationalteam über die Frauenligen und die ÖFB Frauen Akademie, hat es signifikante Entwicklungen gegeben.“
Das zuletzt sehr erfolgreiche österreichische Frauen-Nationalteam hat im zweiten Fußball-WM-Qualifikationsspiel den zweiten hohen Auswärtssieg gefeiert. Vier Tage nach dem 8:1 in Lettland setzte sich die Auswahl von Teamchefin Irene Fuhrmann in Skopje gegen Nordmazedonien mit einem 6:0 durch. Laut ÖFB profitiere die Frauennationalmannschaft zwar auch von den Ressourcen, die vom Männernationalteam erwirtschaftet werden, Equal Pay steht jedoch (noch) nicht auf der Agenda des ÖFB.
„ÖFB unterliegt wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“
„Der ÖFB ist grundsätzlich bestrebt, allen am Fußball Beteiligten eine gerechte Entlohnung zukommen zu lassen, unterliegt aber wie jedes Unternehmen bzw. jeder Verband den Mechanismen des Marktes bzw. budgetären und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die es verantwortungsvoll zu verwalten gilt“, so der ÖFB.
Keine Frage: Der Österreichische Fußballbund hat in den vergangenen Jahren viele Maßnahmen bezüglich Ausstattung und Professionalität für den Frauenfußball und die Frauennationalmannschaft getroffen. Das Thema „Equal Pay“ scheint derzeit aus verschiedenen Gründen (noch) nicht auf der Agenda zu sein. Fragestellungen wie „Ist es für einen Fußballbund in Europa komplizierter, Equal Pay umzusetzen, als für den Amerikanischen?“ oder „Welche Vorteile könnte es für den ÖFB mit sich bringen, in diesem Thema eine Vorreiterrolle zu übernehmen?“ ließ der Verband gegenüber sportsbusiness.de unbeantwortet.