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500er Upper Austria Ladies Linz: Sandra Reichel hat noch einen großen Traum [Exklusiv]

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Die Freude ist groß: Das WTA Upper Austria Ladies Linz erhält eine Aufwertung – von einem 250er- zu einem 500er-Turnier. Turnierdirektorin Sandra Reichel blickt im Exklusiv-Interview mit sportsbusines.at auf die ereignisreichen, vergangenen Monate zurück, verrät, was sich künftig ändern wird und welchen großen Traum Reichel mit dem Turnier noch verfolgt.

++ sportsbusiness.de exklusiv – das Gespräch führte Max Patak ++

sportsbusiness.de: „Für mich geht ein Traum in Erfüllung“, so wurden Sie zitiert, nachdem das WTA Upper Austria Ladies Linz ein Upgrade zum 500er-Turnier erhalten hat. Nehmen Sie uns doch noch einmal mit durch den ganzen Prozess und schildern ihn aus Ihrer Sicht.

Sandra Reichel: Das ist ein monatelanger Prozess. Als klar war, dass die WTA Strukturveränderungen vornimmt und bestehende Turniere für ein Upgrade auserwählt, haben wir uns mit einer 60-seitigen „Application“ beworben. Das war mit sehr viel Aufwand verbunden aber wir haben gewusst, dass das eine Jahrhundertchance ist. Wir haben für das Turnier immer gute Rückmeldungen bekommen von den Spielerinnen und von der WTA und waren der Meinung, dass das jetzt der nächste Schritt sein muss. Ich bin für das ganze Team, die Sponsoren und Partner, für die Stadt Linz und Oberösterreich extrem happy, dass es geklappt hat. Die Aufwertung hat eine große Signalwirkung für den österreichischen Frauensport.

sportsbusiness.de: Mit wie vielen Jahren 500er-Turnier planen Sie?

Sandra Reichel: 100 (lacht). Wenn man einmal diesen Status hat, besitzt man die Lizenz auf unbestimmte Zeit. Das ist wie eine Aktie. Wir können nun entscheiden, wie lange wir dieses Turnier machen wollen, solange wir es finanzieren können. Theoretisch können wir unsere Lizenz auch vermieten oder verkaufen. Doch jetzt machen wir das Turnier einmal selbst und hoffen, dass wir das so lange wie möglich in Linz tun können. Wir haben schon 33 Jahre lang ein 250er-Turnier organisiert. Weitere 33 Jahre gehen sich für mich persönlich zwar nicht mehr aus (lacht) aber wir planen auf lange Sicht.

sportsbusiness.de: Das Teilnehmerinnenfeld ist nun offen für eine unbegrenzte Anzahl an Top-10-Spielerinnen. Um welche Spielerinnen haben Sie sich bisher bemüht? Kann man schon Namen nennen bzw. ist absehbar wie viele Top-10-Spielerinnen im kommenden Jahr in Linz aufschlagen werden?

Sandra Reichel: Die meisten Spielerinnen sind gerade auf Urlaub und in der Planung für kommende Saison. Daher werden wir, glaube ich, viele Last-Minute-Anmeldungen bei den Top-Spielerinnen haben, weil es davon abhängt, wie sie im Jänner in die Saison starten. Wir sind mit sehr vielen Spielerinnen in Kontakt und ich gehe davon aus, dass wir bis Ende des Jahres noch die ein oder andere ankündigen können. Wir werden ein sehr dichtes und starkes Feld haben. Wie viele Top-10-Spielerinnen traue ich mich jetzt nicht zu sagen, aber für mich ist eine starke Dichte ohnehin wichtiger.

Da wir davor schon auf einem sehr hohen Level waren, ist es von der Organisation her gar nicht so viel mehr. Der größte Unterschied ist natürlich, dass sich das Preisgeld um knapp eine Million US-Dollar erhöht.

Sandra Reichel

sportsbusiness.de: Julia Grabher liegt als bestplatzierte Österreicherin der Weltrangliste auf Platz 102. Sinja Kraus ist 192. Werden wir mittels Wildcard dennoch eine Österreicherin beim WTA Upper Austria Ladies in Linz aufschlagen sehen?

Sandra Reichel: Das ist sowieso immer das Ziel. Bei Julia Grabher kommt es darauf an, wann sie nach ihrer Verletzung wieder voll einsteigt. Aber wir werden auf jeden Fall versuchen, der ein oder anderen Österreicherin die Chance zu geben. Das Hauptfeld bei einem WTA-500-Turnier ist natürlich von der Qualität her schon sehr stark. Es wird auch eine Wildcard Challenge geben, wo acht Österreicherin um einen Platz für die Qualifikation spielen werden. Die Ausschreibung dafür wird – gemeinsam mit dem ÖTV – in Kürze erfolgen.

sportsbusiness.de: Der Ticketverkauf ist bereits im Gange. Was erwarten Sie sich durch die Aufwertung in diesem Bereich?

Sandra Reichel: Dadurch, dass wir jetzt ein 500er-Turnier sind, glaube ich auf jeden Fall, dass das Turnier mehr Besucher anziehen wird. Ich bin jetzt nicht diejenige, die jeden Tag nachschaut, wie viele Tickets wir schon verkauft haben. Ich weiß nur, dass der Verkauf auf Hochtouren läuft und wenn wir einen guten Job machen, kommt der Rest von selbst.

sportsbusiness.de: Mit wie viel Mehraufwand ist ein 500er Turnier im Vergleich zu einem 250er verbunden?

Sandra Reichel: Da wir davor schon auf einem sehr hohen Level waren, ist es von der Organisation her gar nicht so viel mehr. Der größte Unterschied ist natürlich, dass sich das Preisgeld um knapp eine Million US-Dollar erhöht. Zusätzlich brauchen wir ein bisschen mehr Personal und müssen mehr Hotelnächtigungen für die Spielerinnen übernehmen. Wir haben zum Glück in den letzten Jahren schon sehr viel gemacht und gezeigt, dass wir bereit sind für ein 500er-Turnier.

Es gibt viele die sagen, es ist ganz wichtig, dass man in den Frauensport investiert. Ich hoffe, dass das nicht nur Worte sind, sondern der ein oder andere auch zuschlägt.

Sandra Reichel

sportsbusiness.de: Denken Sie, dass die Aufwertung neue Sponsoren anzieht? Gibt es hier vielleicht sogar schon etwas zu berichten?

Sandra Reichel: Es gibt viele die sagen, es ist ganz wichtig, dass man in den Frauensport investiert. Ich hoffe, dass das nicht nur Worte sind, sondern der ein oder andere auch zuschlägt. Aber ich merke schon, dass in der Gesellschaft hier ein Wandel stattfindet und der Frauensport auch bei Firmen und Sponsoren eine höhere Wertigkeit bekommt. Mein nächster großer Traum wäre ein Titelsponsor für das Turnier.

sportsbusiness.de: Aber dieser Traum kommt heuer noch zu früh?

Sandra Reichel: Schauen wir mal. Das kann täglich passieren. Wir arbeiten täglich dran.

sportsbusiness.de: Die Medienpräsenz erhöht sich deutlich. 1,38 Mrd. durchschnittlich erreichte TV-Haushalte statt 820 Mio., 149 Länder mit TV-Übertragung statt 102 und ein durchschnittliches Plus von 66 Prozent bei den Online-Presseartikeln. Wie wollen Sie und Ihr Team daraus am meisten Kapital schlagen?

Sandra Reichel: Das sind natürlich Durchschnittswerte, die wir jetzt von der WTA bekommen haben. Nach dem Turnier müssen wir einmal eine Auswertung – speziell auf Linz bezogen – machen. Mit diesen Werten können wir dann konkret auf die Sponsoren zugehen. Ich glaube aber, dass man das schon sehr gut nutzen kann für zukünftige Sponsorengespräche. Gerade für international tätige Unternehmen ist das eine sehr attraktive Plattform. Diese Strahlkraft ist ganz wichtig.

Wir sind mehr als ein Tennisturnier und wollen diese Plattform für Frauen und für Frauensport nützen, um mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Wir wollen bei der Konferenz auch Männer dabeihaben, denn um als Frau im Sport erfolgreich zu sein, braucht es auch Männer, die vielleicht einmal ihre Karriere hinten anstellen für die Frau.

Sandra Reichel

sportsbusiness.de: ATP und WTA planen bis 2033 bei allen 500er und 1000er-Events das Preisgeld bei Herren und Damen anzugleichen. Sie haben in den letzten fünf Jahren auch das ATP-Turnier in Hamburg organisiert und haben daher gute Vergleichswerte: Wie groß sind die Unterschiede zwischen ATP- und WTA-Turnieren denn aktuell noch?

Sandra Reichel: Der größte Unterschied ist ganz klar das Thema TV-Rechte. Man erzielt einfach mit den TV-Rechten eines ATP-Turniers die vier- oder fünffachen Einnahmen im Vergleich zu einem WTA-Turnier. Da ist noch ein riesiger „Gap“. Außerdem gibt es noch Sponsoren, die eher in die ATP als in die WTA investieren, allerdings merke ich, dass da langsam ein Umdenken stattfindet.

sportsbusiness.de: Das Thema „Frauen im Sport“ ist Ihnen ein wichtiges Anliegen. So findet unter dem Namen „ADVANTAGE LADIES“ am 31.01.2024 eine FE&MALE Sports Conference statt. Was können Sie schon darüber erzählen?

Sandra Reichel: Wir sind mehr als ein Tennisturnier und wollen diese Plattform für Frauen und für Frauensport nützen, um mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Wir wollen bei der Konferenz auch Männer dabeihaben, denn um als Frau im Sport erfolgreich zu sein, braucht es auch Männer, die vielleicht einmal ihre Karriere hinten anstellen für die Frau. Wir wollen hier eine Vorreiterrolle einnehmen und zeigen, dass eine Karriere für Frauen im Sport in ganz vielen Bereichen möglich ist. Es muss allerdings mehr getan werden, weil wir einfach noch nicht so weit sind.  

Spitzentennis in Linz – ab 2024 erstmals als 500er-Turnier (Foto:(c) Gepa Pictures)

sportsbusiness.de: Welche Wirkung hatte das Symposium im vergangenen Jahr, als es zum ersten Mal über die Bühne ging?

Sandra Reichel: Das wurde toll angenommen. Wir hatten über 250 Teilnehmer und das, obwohl wir es sechs Wochen davor aus dem Boden gestampft haben. Vom Sportminister, über die Frauenministerin, die Präsidentin der WTA oder ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann hatten wir hochkarätigen Besuch.

sportsbusiness.de: Abschließend: Das Turnier hat im Zuge der Aufwertung viel Lob bekommen (unter anderem von WTA-Chef Steve Simon). Was macht es für Sie einzigartig?

Sandra Reichel: Ich glaube einfach, dass es ein unglaubliches familiäres Flair hat. Jeder ist mit Leidenschaft dabei und kann sich mit dem Turnier identifizieren. Das Upgrade war die größte Belohnung. Darauf sind wir schon sehr stolz. Außerdem sind wir das zweitälteste Hallenturnier auf der WTA-Tour (Anm.: seit 33 Jahren).

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