Im Haus des Sports wurde die neu überarbeitete 3. Auflage des Handbuchs „Für Respekt und Sicherheit – gegen sexualisierte Gewalt im Sport“ präsentiert. Die Handreichung richtet sich an alle im Sport ehrenamtlich und hauptamtlich tätigen Personen.
Die Publikation soll die Sensibilisierung für dieses wichtige Thema vorantreiben. In den Kapiteln Hintergrundinformationen, Prävention, Intervention, Aufarbeitung, Anlaufstellen und Unterstützung sowie Kontakte und Ressourcen wird anhand von Rechtsgrundlagen, der Darstellung der Besonderheiten im Sport sowie von Fallbeispielen die Verschiedenheit möglicher Vorfälle und der richtige Umgang damit aufgezeigt.
Sportminister Werner Kogler: „Der Sport ist ein Brennglas der Gesellschaft. Was dort – im Guten wie im Schlechten – auftritt, findet sich auch im Sport: Betrug, Machtmissbrauch, Gewalt in allen Ausprägungen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, auf diese Schattenseiten genau hinzuschauen. Mit einem klaren Ziel: Jeder und jede soll ohne Angst vor Missbrauch und Übergriffen trainieren können – in allen Vereinen, im Breiten- wie im Leistungssport. Übergriffe und Missbrauch erschüttern das Vertrauen von Sportler:innen in ihre Betreuer:innen, aber auch von Eltern in die Institution Sportverein. Diesem Problem müssen wir uns gemeinsam stellen: Respektvoller Umgang, deutliche Absagen an die Machokultur bis hin zu entschiedenem Einschreiten bei Anlassfällen sind die richtige Antwort. Mit der heute vorgelegten Publikation wollen wir dabei unterstützen, Sportorganisationen für das Thema Gewalt im Sport zu sensibilisieren, damit sie die richtigen Schritte setzen.“
Claudia Koller, Geschäftsführerin von 100 % Sport: „Der Sport ist ein Abbild der Gesellschaft, daher müssen wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen. Gewalt und sexualisierte Gewalt sind differenziert zu betrachten. Es geht nicht nur um körperliche Übergriffe, sondern auch um verbale Abwertungen oder sexualisierte Witze. Psychische Gewalt ist ein ganz wesentlicher Aspekt. Betroffen sind oft Kinder und Jugendliche. Studien haben gezeigt, dass Buben und männliche Jugendliche stark betroffen sind. Das wurde bislang oft nicht wahrgenommen, hier gilt es besonders wachsam zu sein. Es braucht Erwachsene, die hinschauen und Grenzüberschreitungen Einhalt gebieten. Diese Verantwortung kann nicht an die Betroffenen delegiert werden.“
Noelle Kliment, Managing Director, beschrieb die konkrete Arbeit im BSFZ Südstadt: „Für das BSFZ Südstadt ist die Beschäftigung mit Gewalt und sexualisierte Gewalt ein zentrales Thema. Wir arbeiten mit Nachwuchsathletinnen -und -athleten und tragen Verantwortung für die Sensibilisierung. Alle Sportler:innen werden im Rahmen des Unterrichts durch ausgebildete Psycholog:innen geschult und mit dem Thema konfrontiert. Es ist wichtig, dass sie erkennen, wo Grenzen überschritten werden und welche Verhaltensweisen nicht akzeptabel sind.“
Martin Poiger, Präsident des österreichischen Judoverbands und Generalsekretär des Europäischen Verbands: „Im Judo als Kampfsportart war körperliche Gewalt durch Betreuer:innen auf internationaler Ebene immer wieder ein Thema. Da wird disziplinär rigoros durchgegriffen. Der österreichische Judoverband fordert bei der Trainerausbildung die Unterzeichnung eines Ehrenkodex. Die Vorlage eines Strafregisterauszugs ist für Trainerinnen und Trainer verpflichtend. Wir haben im Judoverband Vertrauenspersonen eingesetzt, die sich mit Verdachtsfällen sofort beschäftigen. In den Fachverbänden gibt es bei konkreten Fällen nach wie vor viel Unsicherheit, welche Schritte zu setzen sind. Daher ist die Expertise und die Unterstützung durch eine Institution wie 100 % Sport wichtig und notwendig. Es ist im ureigensten Interesse als Sportorganisationen, für ein sicheres Umfeld zu sorgen.“