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Wie sich Spieler-Gehälter während Corona verändert haben

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MDR.de hat mit drei Spielerberatern gesprochen, um herauszufinden, wie sich die Corona-Einbußen der Vereine auf die Gehälter im Profifußball auswirken.

„Bei Premium-Spielern sind die Gehälter stabil“, berichtet Bektas Demirtas. Der 50-jährige Berater führte unter anderem für Ex-HSV-Spielmacher Hakan Calhanoglu (heute AC Mailand) bereits Verhandlungen. Mit Premium-Spielern meint Demirtas auch jetzt Bundesliga-Stars wie Bayern Münchens Leroy Sané. Bei solchen Transfers habe die Corona-Pandemie – wenn überhaupt – einen minimalen Einfluss. Einerseits dürfte das darin liegen, dass Erstligisten wie RB Leipzig ohnehin den Hauptteil ihrer Einkünfte aus den relativ krisenfesten TV-Geldern beziehen, andererseits können Weltklasse-Kicker jederzeit lukrative Verträge im Ausland unterschreiben. „Die Bundesliga ist also nicht so betroffen, eher die 2. und 3. Liga“, erklärt Demirtas: „Dort wird der Druck aus den fehlenden Zuschauereinnahmen in Verhandlungen weitergegeben.“

Auch in diesen Spielklassen trifft es aber weniger die Top-Spieler, um die sich genügend Klubs streiten. Demirtas sagt: „Zu spüren bekommen es Jungs, die man verpflichten kann, aber nicht muss. Gerade vereinslose Spieler, die wieder zurück auf den Platz wollen, haben einen schwereren Stand als zuvor.“ Um welche Dimensionen geht es im Vergleich zu den Jahren davor? „Die negativen Einflüsse durch Corona machen einen Abzug von rund 20 bis 25 Prozent des monatlichen Verdienstes aus“, so beziffert es Demirtas.

Allerdings scheinen seine Zahlen mögliche Prämien auszuklammern. Denn Toni Kierakowitz von der Agentur „Players Factory“ beschreibt ein anderes Phänomen: „Beim Grundgehalt probieren die Vereine tatsächlich gegenzusteuern, dafür werden die Verträge leistungsorientierter. Das heißt, dass sie mehr Aussichten auf Sonderzahlungen enthalten. So kann es oft dennoch auf in etwa dasselbe Jahresgehalt hinauslaufen, grundsätzlich ist also vieles gleich geblieben.“ Der 32-Jährige meint dabei nicht nur die klassische Startelf- oder Einsatzprämie, sondern explizite Formen für Leistungsträger. Sein Beispiel: „Wenn ein Spieler 20 Liga-Partien von Beginn an gespielt hat, bekommt er eine höhere Einmalzahlung.“ Den Klubs schafft das immerhin die Perspektive, dass maximale Anreize geschaffen werden, sich Stammplätze zu erkämpfen. Nur dann erhält der Spieler das gleiche Gehalt wie vor der Corona-Zeit.

Neu ist auch, dass erste Zweit- und Drittliga-Vereine aufgrund der Geisterspiele und fehlenden Ticketeinnahmen begonnen haben, eine Zuschauer-Klausel in die Arbeitspapiere einzubauen. Nach Sport-im-Osten-Informationen soll der Hallesche FC eine entsprechende Passage umgesetzt haben.

Bektas Demirtas erzählt: „Wenn man es schon einmal geschafft hat, einen Vertrag auf dem Niveau vor Corona auszuhandeln, hat man meist eine Klausel drin, dass es 20 Prozent weniger Geld für den Zeitraum gibt, in dem ohne Zuschauer gespielt werden muss. Das betrifft sogar auch die Verträge von Führungskräften wie Trainer oder Sportchefs. Während Gehaltsverzichte zu Beginn der Pandemie freiwillig waren, sind sie bei manchen Klubs nun im Vertrag fest verankert.“ Sebastian Schulze von der Berateragentur „Soccernation Group“ bestätigt: „Von den Zuschauereinnahmen wird viel abhängig gemacht, insofern ist mir das bekannt.“

Schulze geht allerdings auch kritisch mit der eigenen Branche um und sagt: „Es jammern viele und ja klar gibt es Einschnitte, aber die sind nicht immer dramatisch.“ Der Ex-Torwart zeigt ein fiktives Beispiel für einen Zweitliga-Fußballer auf. Der Durchschnittsverdienst lag vor Corona bei 14.500 Euro monatlich. Nun würde derselbe Spieler bei einem neuen Vertrag wohl bei 13.000 Euro landen. Macht rechnerisch 1.500 Euro oder knapp 11 Prozent weniger. Nur zum Vergleich: Der durchschnittliche Bruttolohn eines Vollzeit-Angestellten in Deutschland liegt laut Statistischem Bundesamt bei 3.994 Euro.

Dazu kommt, dass Vereine, die von einem Investor unterstützt werden, sich aus fehlenden Zuschauereinnahmen noch weniger machen und die hohen Gehälter aufrechterhalten oder sogar sprengen. So versuchte Drittliga-Aufsteiger Türkgücü nach Sport-im-Osten-Informationen im vergangenen Sommer, Toptorjäger Sascha Mölders für ein 20.000 Euro teures Monatsgehalt von Lokalrivale 1860 München wegzulocken.

Während die oberen drei Ligen also überwiegend weiter mit hohen Zahlen hantieren, ist der Fußball in der Regionalliga Nordost seit November komplett eingestellt. Wie im ersten Lockdown befinden sich die Vollprofis z.B. bei Lok Leipzig, Carl Zeiss Jena und dem Chemnitzer FC in Kurzarbeit. Sie erhalten damit ohnehin stark reduzierte Bezüge. Berater Sebastian Schulze erklärt rückblickend auf Gespräche in der Sommertransferperiode: „In meinen Verhandlungen ist mir da relativ wenig Veränderung aufgefallen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die Ticketeinnahmen in der Regionalliga nicht mehr ganz so relevant sind. Schließlich sind die Zuschauerzahlen in dieser Liga einfach niedriger als darüber. Das Meiste wird hier wohl über Sponsoren abgedeckt und die bleiben trotz Corona in der Regel schon an Bord.“

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