Die Admira gab kürzlich bekannt, dass die Warm-Up-Leiberln der 2. Liga-Mannschaft und die Trikots der zweiten Mannschaft in der Landesliga Ost nun das Bitcoin-Logo tragen werden. Dieser Schritt wirft die Frage auf: Was steckt hinter dem Krypto-Sponsoring und wer bezahlt es?
++ sportsbusiness.de exklusiv von Georg Sohler ++
Die Welt des Sportsponsorings hat in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg von Krypto-Unternehmen erlebt, und die Admira ist der erste Verein aus Österreich, der sich diesem Trend mit einem Brust-Sponsor der Marke >> Bitcoin anschließt (>> siehe Artikel: „Flyeralarm Admira mit Bitcoin auf dem Trikot“). Im Exklusiv-Interview mit sportsbusiness.de erklärt Hubertus Thonhauser, Investor, Bruder von Ex-Präsident Philip und Blockchain-Experte, die Beweggründe hinter der Entscheidung, das Bitcoin-Logo auf den Trikots zu platzieren. Diese Entscheidung markiert nicht nur einen Schritt in die Welt der Kryptowährungen, sondern auch einen Versuch, Bitcoin einem breiteren Publikum näherzubringen. Denn eines ist bei diesem Sponsoring anders als sonst: Nicht die Marke zahlt das Sponsoring, sondern Thonhauser selbst.
Vor allem zu Zeiten der Pandemie schossen die Sponsoren aus der Kryptobranche bei Fußballklubs und anderswo wie die sprichwörtlichen Schwammerl aus dem Boden. Mittlerweile liegt dieser Geschäftsbereich ebendort. Doch es gibt nicht nur positive Schlagzeilen. Der prominenteste Skandal trägt den Namen FTX. Von den gehypten NFTs ist kaum noch etwas übrig. Das ist eigentlich schade. Denn die Blockchain-Technologie, die dahinter steht, ist gut, um Transaktionen sicher und transparent zu gestalten. Das Problem: Die meisten, bisherigen Anwendungsfelder waren nicht für die breite Masse tauglich. Es ist ungefähr so, wie wenn ein Urmensch herausgefunden hatte, wie man Feuer macht – aber keine Ahnung hat, dass man damit Wasser erhitzen, Fleisch oder Gemüse kochen kann. „Auf Konferenzen sagte ich einmal: Blockchains are solutions looking for a problem“, erklärt Thomhauser. Wie stellt sich das der Bruder von Ex-Admira-Präsident Philip eigentlich vor und welche Rolle spielt ein österreichischer Zweitligist dabei?
Verbundenheit
„Ich bin in Perchtoldsdorf aufgewachsen, mein Bruder Philip und ich waren schon als Kinder Admira-Anhänger. Viele Jahre später, als ich schon in der Schweiz gelebt hatte, kam ein Anruf, dass die Admira ein Problem hat“, erinnert er sich im Interview mit sportsbusiness.de. Nach dem Ausscheiden des ehemaligen Gönners Richard Trenkwalder kam es 2013 zu Umstrukturierungen, zur Saison 2014/15 hin übernahm eine Gruppe Wirtschaftstreibender rund um die beiden Thonhausers den Verein: „Der Klub hätte möglicherweise keine Lizenz bekommen, unsere Gruppe hat sich recht schnell gefunden. Ich war dabei, weil ich mich noch immer der Admira verbunden gefühlt hatte.“ 2013/14 war zunächst Hubertus Präsident, dann folgte bis letztes Jahr eben Philip. Die Maria-Enzersdorfer haben alles überlebt, er widmete sich anderen Projekten. Thonhauser war schon damals im Bereich Venture-Capital und Digital Assets engagiert, arbeitet heutzutage als Partner einer Firma in Dubai. Er bezeichnet sich als „Ur-Bitcoiner“, also als ein Anhänger der Technologie der ersten Stunde.
Ein Beweis? Er war drei Jahre lang bei dem Blockchain-Projekt Tezos Vorsitzender des Stiftungsrats, damals einem der größten institutionellen Bitcoin-Halter weltweit. Was ihm nun – um den Bogen zum aktuellen Sponsoring zu spannen – wichtig ist, ist es, Bitcoin greifbar zu machen: „Weg von spekulativen Modellen. Blockchain-Technologie löst ja tatsächliche Probleme, wie etwa im Bereich Transaktionskosten, es ist sehr inklusiv, absolut transparent, es ermöglicht eine schnelle Umsetzung im peer-to-peer-Bereich.“
Zwischen diesem heutigen Ansinnen und seiner ersten Zeit bei der Admira liegt eben die erste große Kryptowelle im Sportsponsoring. Viele kamen und gingen, manche, etwa Tezos als Technologiepartner und Sponsor bei Manchester United, blieben. Was alle gemein hatten: Man wollte mit hohen Investments Awareness erreichen, mit Fan-Engagement einen Use Case erschaffen. Die neue Technologie, das Versprechen von Möglichkeiten, das hat Kapital angezogen. Tezos ist neben anderen noch am Markt aktiv, die Skandale rund um Krypto in den letzten Jahren haben aber bei vielen anderen Projekten dazu geführt, dass einiges an Geld entweder vernichtet oder abgezogen wurde. „Die Bewertungen sind zurückgegangen und es gibt für die Blockchain-Unternehmen nicht mehr so viel Spielgeld“, erklärt er – und meint mit Spielgeld auch Sponsorgeld.
Bitcoin, die weltweit führende Blockchain-Technologie mit einer Marktdominanz von weit über 50 Prozent, ist im Gegensatz zu allen anderen Projekten völlig dezentral sowie unabhängig von unternehmerischen Strukturen. „Bitcoin hat sich von der restlichen Kryptobranche weitgehend entkoppelt und ist heute als digitaler Vermögenswert breit akzeptiert“.
Angekommen
Das Schmuddelimage mit Klimaverpestung, Terrorfinanzierung und Glücksrittertum musste Bitcoin aber noch loswerden. „Heute stammen beispielsweise schon über 50 Prozent der für Bitcoin notwendigen Energie aus erneuerbaren Quellen, und überhaupt werden für Bitcoin Energie-Überkapazitäten aufgewendet, die unabhängig von Bitcoin sowieso produziert werden und ansonsten ungenutzt liegen bleiben würden.“ Nicht zu vergessen ist übrigens, dass das Überweisen von Geld in Ländern, die nicht so eine vertrauenswürdige Kapitalmarkt- und Banken-Infrastruktur wie Österreich bzw. Europa haben, mittels sicheren peer-to-peer-Zahlungen auf Blockchains gut funktioniert.
Denn Bitcoin selbst hat sich, so Thonhauser, in den letzten Jahren von einer Kryptowährung zu mehr oder weniger digitalem Gold, entwickelt. 2024 werden voraussichtlich die ersten ETFs mit Bitcoins auf den US-Markt kommen und damit Bitcoin als Anlage indirekt für Staatsfonds, und institutionelle Anleger wie z. B. Pensionskassen zugänglich gemacht. ETF sind sehr beliebte Anlage-Fonds, die an der Börse gehandelt werden, bilden direkt einen Index nach (wie zum Beispiel Börsenindizes), und sind mit den zugrundeliegenden Vermögenswerten, wie z. B. Aktien oder Bitcoin, zu 100 Prozent hinterlegt. Die Regelung für Kryptowährungen sind in der EU als sogenannte MiCa-Verordnnug niedergeschrieben und seit 29. Juni 2023 in Kraft. MiCa bedeutet Markets in Crytpo Assets bzw. zu Deutsch spricht man von der Verordnung über Märkte für Kryptowerte. „Bitcoin wird damit nicht nur in den USA, aber auch in Europa leichter zugänglich für institutionelles Kapital, und damit wird die in der Vergangenheit starke Volatilität weiter abnehmen“, führt er aus.
Um Bitcoin noch mehr in den Fokus holen, prangt der Schriftzug auf Aufwärmleiberln und bei der 2. Mannschaft der Admira auf der Brust – aber warum nun eigentlich?
Community-driven
„Bitcoin ist aber nicht nur ‚digitales Gold‘, sondern auch eine spannende Technologie für digitale Zahlungsabwicklung, dabei jedoch open source und vollständig dezentral“, erklärt er den Schriftzug am Leiberl. Thonhauser unterstützt die Admira finanziell sowieso, da ihm am Nachwuchs gelegen ist, möchte aber mit seinem Sponsoring Awareness für Bitcoin schaffen. Das bedeutet: Bitcoin als Marke an sich ziert zwar die Trikots, ist aber kein Sponsor im klassischen Sinn, weil es kein eigenes Unternehmen ist. In diesem Fall zahlt Thonhauser selbst, um über Umwege Bitcoin salonfähig(er) zu machen.
Bitcoin soll eben wieder vermehrt ins öffentliche Bewusstsein: „Gerade, weil Krypto mittlerweile mehr und mehr reguliert und breit abgestützt ist, sowie Bitcoin heuer den 15. Geburtstag feiert und die Technologie immer breitere Anwendungsfälle bietet, will ich Bitcoin über den Fußball zum jetzigen Zeitpunkt einer breiten Masse näherbringen. Es geht sowohl um Integration der Bitcoin-Technologie z. B. im Fanshop und Ticketing, als auch um Information an ein breiteres Publikum, was Bitcoin sonst noch bringt.“
Der digitale Vermögenswert, die Möglichkeit, sicher peer-to-peer zu bezahlen, das ist die Anwendung, die jetzt mit Richtlinien unterfüttert das kochende Wasser oder das gegrillte Fleisch sein soll, wenn man so will. Der Fußball sei das richtige Mittel, um diese Message in die Welt hinauszutragen. Allerdings: Ist es auch der Klub, die Admira? „Ich denke an die nächsten Jahre, vor zwei Jahren hätte ich das nicht gemacht. Der Nachgang zu den Skandalen verschiedener Krypto-Projekte wie FTX, die allesamt jedoch nichts mit Bitcoin zu tun hatten, war noch zu heftig und das Image der Branche angekratzt. Jetzt wird alles klarer und man kann an die Öffentlichkeit gehen, ohne, dass Bitcoin als reines Spekulationsobjekt wahrgenommen wird“, holt er abschließend aus, „Ich will aber auch die Admira einem internationalen Publikum bekannt machen. Die Bitcoin-Community ist riesengroß, sie stehen hinter der Philosophie – wir sind der erste Klub im deutschsprachigen Raum, der das Thema Bitcoin präsentiert, verkörpert und verinnerlicht. Initiativen wie die der Admira tragen dazu bei, das weltweite Bitcoin-Ecosystem auf- und auszubauen.“