Der österreichische Golfsport steht verhältnismäßig gut da, kam bestens durch die Corona-Krise. Breiten- und Spitzensport boomen, ein Grund, in der Szene nachzufragen.
++ sportsbusiness.de Exklusiv von Georg Sander ++
Ein 18-Loch-Golfplatz misst über 60 Hektar, quasi die perfekte Umgebung seit den ersten Öffnungsschritten im Frühjahr 2020, um Corona zum Trotz einen Sport auszuüben. Während andere Sportarten im Breitensportbereich lange nicht stattfinden konnten, war das im österreichischen Golf eben auch im Amateursport möglich. sportsbusiness.de hat sich auf eine Recherche begeben, warum der Golfsport gerade in Österreich so gut dasteht.
„Prinzipiell geht es dem Golfsport in Österreich recht gut“, erklärt Robert Fiegl im Interview mit Sportsbusiness.at, „Wir haben die anhaltende Covid-19-Pandemie gut überstanden.“ Allerdings räumt der Generalsekretär des Österreichischen Golfverbandes auch ein, dass es zunächst viel Unsicherheit und Angst gab, ob man mit 1. Mai 2020 wieder öffnen könne. Aber: „Golf wird in der Natur gespielt, wir waren eine bevorzugte Sportart, da das Infektionsrisiko minimalst war. Die Anlagen und Golfer haben die Auflagen erfüllt und sich dran gehalten.“ Gepaart mit dem Umstand, dass viele Unternehmen ihre Angestellten in Kurzarbeit schickten, wurde beinahe so viel gegolft wie noch nie. Im Vergleich von 2019 zu 2020 spielten fast acht Prozent mehr Golf. Mit 31. Dezember 2019 hatte der ÖGV laut Sport Austria 101.714 Mitglieder, ein Jahr später waren es 109.630. „Die bestehenden Golfer haben so viel gespielt wie noch nie im Leben“, erklärt Fiegl, räumt aber auch ein, dass „im Westen, wo mehr Tourismus ist, es länger problematisch war als im Osten. Aber die Tourisimussaison war gut, vielleicht musste der eine oder andere Federn lassen.“
Treue Sponsoren
Der Verband hat keinen einzigen Partner verloren, auch wenn die Events notgedrungen anders abliefen, die Gastrobeschränkungen – für das Miteinander im Amateurgolf unglaublich wichtig – haben wohl noch die meisten im Kopf. Aber was sagen die Sponsoren selbst? Einer dieser Sponsoren des heimischen Golfs ist BMW. Das BWM Golfsport Engagement in Österreich besteht mittlerweile ausschließlich aus der eigens von BMW kreierten und weltweit größten Amateur Turnierserie im Golfsport, dem BMW Golf Cup International. Gegenüber sportsbusiness.de meint der Automobilkonzern: „Die Turnierserie wird gemeinsam mit dem Händlernetzwerk von BMW Österreich und diversen Golf Clubs umgesetzt. Das Landesfinale im September jeden Jahres bildet den Abschluss der Turnierserie auf österreichischem Boden und die Turnierbesten qualifizieren sich für das von der BMW AG ausgetragene Weltfinale.“ Weiters bestehen mit den Topgolfern Bernhard Wiesberger und Markus Brier zwei langjährige Partnerschaften, die das nationales Engagement unterstreichen. „Für uns ist entsprechend nicht der Werbewert entscheidend, sondern wie die von uns geschaffene Turnierserie bei der BMW-Handelsorganisation angenommen wird, wie viele Turniere umgesetzt werden und wie viele Teilnehmer über die Handelsorganisation akquiriert werden können.“
Auto und Golf, vor allem im Premiumsegment, passt zusammen. Darum ist auch Mercedes-Benz im Golfsport engagiert. Das deutsche Unternehmen erklärt gegenüber sportsbusiness.de: „Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich Mercedes-Benz im Golfsport. Neben verschiedensten Sponsorings und Partnerschaften rund um den Globus unterstützt Mercedes-Benz als exklusiver Automobilpartner die prestigeträchtigsten Turniere der Welt, die „Majors“, darunter das Masters in Augusta, die „Open Championship“ und die PGA Championship.“ Auch dieser Autobauer hat eine eigene Turnierserie: „Darüber hinaus findet jährlich die MercedesTrophy statt – eine exklusive internationale Einladungsturnierserie für Mercedes-Benz-Kunden mit Leidenschaft für den Golfsport. Sportliche Perfektion und Faszination auf eine ganz besondere Art und Weise – das vereint unsere Marke mit dem Golfsport und bringt uns noch näher an unsere Kunden.“ Man stellt unmissverständlich klar: „In Österreich sind wir stolzer Partner des Österreichischen Golf Verbandes.“
Neue Unterstützung
Ein relativ neuer Partner ist Makita, Hersteller von Akkumaschinen. „Seit letztem Jahr sponsern wir die European Tour, viele Einzelturniere und gemeinsam mit dem ÖGV die 9-Loch-After-Work-Turniere, die bis Mai 2022 gespielt werden“, heißt es von Makita gegenüber sportsbusiness.de. Mit dem klaren Nutzen, bekannter zu werden: „Wir vergeben hier auch viele Maschinen, die beim Turnier zu gewinnen sind. Ebenso inserieren wir in den Printmedien die über Golf berichten, um Informationen über unsere Produkte zu teilen.“
Dabei trifft Makita auch den Zeitgeist der Nachhaltigkeit: „Dadurch, dass wir Benzingeräte durch Akkumaschinen ersetzen können, wird auch die Umwelt entlastet und die Grünpflege am Rasen wird insgesamt leiser uns emissionsfreier. So werden die Golfer am Platz und in der Hotelanlagen weniger gestört. Unsere Maschinen reparieren wir sehr schnell in unserer neuen Zentrale in Fischamend. Täglich werden im Schnitt etwa 100 Maschinen serviciert und repariert. Für Händler bieten wie per Paketdienst ein Abholservice an und zusätzlich kann der Kunde persönlich bei uns vorbeikommen.“
Nicht nur wegen dem Plus an Golfern sei es ein guter Zeitpunkt gewesen. „Das Image ändert sich zu einem dynamischen und coolem Sport“, heißt es weiters, „Dadurch wird es auch für die Jugend immer populärer Golf zu spielen. Das passt zu Makita. Die Marke steht für qualitativ hochwertige, effiziente und modern designte Produkte.“
Viele Sportstars
Zurück zum Sport, diesmal an die Spitze. „ Früher gab es Markus Brier, allein auf weiter Flur“, erinnert sich Robert Fiegl zurück, „Wir haben uns über einen Cut auf der European Tour geschafft hat, nun sind wir verwöhnt und sind traurig, wenn es keinen Top10-Platz gibt.“ Und diese liefern die Golfer, sei es die junge Emma Spitz, die im College Golf zu überzeugen weiß oder Topgolfer Bernd Wiesberger, um nur zwei heraus zu greifen. „Wir hatten zwei Olympiastarter, heuer sind wir traurig, dass wir nicht vier schaffen.“
Dass Österreich so erfolgreich ist, liegt an einigen Änderungen im Verband, der laut Fiegl die Aufbauarbeit leiste. In absoluten Zahlen liegt Österreich knapp an den Top10 dran punkto Golfplätze im Land, noch vor Ländern wie Norwegen, Wales oder Tschechien: „Es kommt viel nach aus dem Nachwuchs.“ Allerdings, so der Generalsekretär, habe gerade der Nachwuchs in der Pandemiezeit gelitten, da dann doch einige Events abgesagt werden mussten. Insgesamt meint er auf die letzten Jahre zurück blickend: „Es ist einfach so, dass die Breite von unten gegeben ist, dann bleiben eher oben welche über. Es gibt nicht gar so viele Kinder, darum müssen wir mit denen besser arbeiten. Mittlerweile gibt es über 200 regionale Turniere in Österreich. Das ist attraktiv. Die Klubs machen auch viel bessere Jugendarbeit, die Regionalarbeit machen die Landesverbände, nicht mehr der ÖGV.“
Insofern muss man sich über den Golfsport in Österreich wohl wenig Sorgen machen – auch wenn der Grund Corona-Pandemie kein schöner ist.