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Vom Laufboom und der Positionierung von Events [Exklusiv]

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Wer läuft, will sich auch mit anderen vergleichen. Dazu braucht es Events, die wiederum den Regionen zugutekommen können. Davon gibt es viele. Wie positioniert man sein Event?

++ sportsbusiness.de exklusiv von Georg Sohler++

Österreich läuft und das ist gut so. Vor allem große Laufevents sind sehr beliebt. Wie etwa der Vienna City Marathon, quasi die Benchmark in Österreich. Doch die Überlegungen zu Positionierung, USP, Zielgruppen und aktuellen Herausforderungen betreffen Laufevents verschiedenster Größen. Ein Szene-Report von sportsbusiness.de illustriert, was die Branche aktuell bewegt.

Das größte Event

„Wir schaffen als größtes Aktivsportevent Österreichs ein einzigartiges Lauferlebnis und inszenieren die touristischen Highlights der lebenswertesten Stadt der Welt“, erklärt Kathrin Widu, Geschäftsführerin des Vienna City Marathons. Ein besonderes Assett ist natürlich, dass die Teilnehmenden auf den Spuren von Eliud Kipchoge durch das Leichtathletik-Welterbe Prater Hauptallee laufen, wo der Kenianer im Oktober die Marathondistanz im Jahr 2019 unter zwei Stunden lief. „Jede und jeder kann dabei sein. Als Läuferin und Läufer vom Kinderlauf bis zum Marathon. Ebenso als Fan und Begleiter, Freundin und Freund beim Anfeuern an der Strecke und im Ziel. So entsteht diese großartige, gemeinsame Partystimmung in der ganzen Stadt, die den Vienna City Marathon auszeichnet“, meint Widu, „Der VCM versammelt die österreichische Laufcommunity und hat starke internationale Strahlkraft. Er ist ein weltoffenes und begeisterndes Event.“

Wen will man da noch ansprechen? Die Zielgruppe sind die rund 40.000 Läufer:innen aus Österreich bzw. insgesamt 130 Nationen – inklusive der Zuseher:innen. Das sind 300.000 Menschen vor Ort und eine Viertelmillion zu Hause im ORF. Premiumprodukt ist der Marathon, aber, so Dominik Konrad, ebenfalls Geschäftsführer, „das Portfolio ist aber viel breiter. Wir bieten Bewerbe für die ganze Familie, für alle Generationen und auch Ambitionen, für Menschen mit fast allen Fähigkeiten und Voraussetzungen.“ Am Sonntag finden neben dem klassischen Marathon der Wiener Städtische Halbmarathon und der Powerade Staffelmarathon für 4-er Teams statt. Am Samstag führen der Vienna 5K , hinzu kommen Kinderläufe und den Coca-Cola Inclusion Run: „Das bedeutet, unsere Zielgruppen sind Menschen jedes Alters, die affin für Bewegung und Gesundheit sind, und das bedeutet gute Chancen für zahlreiche Marken.“ Letzteres nutzen viele Unternehmen, nicht nur um zu werben, sondern auch als Firmenevent. Das unterstreichen die Hospitality-Areas. „Es ist wichtig zu sagen, dass der VCM nicht nur eine 1-Tages-Veranstaltung ist. Wir sind ein dreitägiges Event mit der Sport- und Freizeitmesse „Vienna Sports World“ und Laufbewerben für ein breites Publikum.“ Der Laufsport wird das ganze Jahr gefördert, mit wöchentlichen Trainingsläufen, Laufveranstaltungen für Interessierten und der Schulinitiative The Daily Mile: „Unsere Partner haben somit die Chance, kontinuierlich mit dieser Community in Kontakt zu bleiben und zu kommunizieren. Dies geschieht live bei unseren Events sowie über unsere Web- und Social Media-Plattformen.“

Unsere Zielgruppen sind Menschen jedes Alters, die affin für Bewegung und Gesundheit sind, und das bedeutet gute Chancen für zahlreiche Marken.

Kathrin Widu, VCM

Und welche Herausforderungen sind aktuell zu meistern? Widu stellt klar: „Wir blicken und denken nach vorne. Trotz allgemeiner Teuerung ist es die Aufgabe, die Veranstaltungsqualität auf hohem Niveau zu halten. Weitere Schritte zur Nachhaltigkeit und die laufende Mobilisierung besonders von jungen Menschen sind wichtige Themen für uns.“

Eine Nummer kleiner

Doch nicht jedes Event ist riesig wie der Vienna City Marathon. Es geht auch ein bisschen kleiner, wie eben in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. „Der Linz Donau Marathon mit seinen unterschiedlichen Distanzen ist ein Großsportereignis mit starker nationaler und internationaler Beteiligung“, erklärt Günther Weidlinger, sportlicher Leiter der Veranstaltung. Trotz der Größe des Events – dieses Jahr waren es über 11.000 Läufer:innen – sei es dem Organisationsteam und den Veranstaltern aber wichtig, die Teilnehmer:innen perfekt zu betreuen und von der Anmeldung bis zum Wettkampftag gut zu begleiten: „Der Linz Donau Marathon ist ein Servicemarathon der für alle Leistungsklassen etwas bietet und die Läufer:innen auch noch in der Ziellabe umfangreich betreut.“

Und wen möchte man ansprechen? „Der Oberbank Linz Donau Marathon spricht grundsätzlich alle Läufer:innen an, die sich gerne bewegen, egal ob lange oder weniger lange, schnell oder eher gemütlich“, erklärt Weidlinger. Zudem bietet der Linz Marathon mit dem Junior Marathon rund 2.000 Kindern eine kostenlose Teilnahme am größten Breitensportevent in Oberösterreich. Es gibt auch ein Extra: „Mit den rollenden Bewerben (Inlineskating und Handbike Halbmarathon) bewegen wir auch Menschen, die nicht die Laufschuhe schnüren wollen oder können. Auch dies ist uns sehr wichtig.“ Doch damit gibt man sich nicht zufrieden, möchte noch mehr Menschen ansprechen. Denn im Jahr 2024 wird es einige Neuerungen geben. Es wurde ein neuer Bewerb mit dem Generali 5K eingeführt, zudem „sind wir am Weg zu einer Green Event Zertifizierung. Diese Bestrebungen binden im Moment viele Ressourcen und beschäftigen das ganze Team. Jede einzelne Bestellung und Beauftragung unterliegt speziellen Voraussetzungen und diese müssen koordiniert und abgewickelt werden.“

Mit den rollenden Bewerben (Inlineskating und Handbike Halbmarathon) bewegen wir auch Menschen, die nicht die Laufschuhe schnüren wollen oder können. Auch dies ist uns sehr wichtig.

Günther Weidlinger, Linz Marathon

Zum Jahreswechsel

Der Anlass muss aber nicht immer nur die berühmte Marathon-Distanz sein. Der Silvesterlauf Peuerbach ist ein Volks- und Straßenlauf, der seit 1981 Silvester in Peuerbach stattfindet. Organisator ist die Sportunion IGLA long life. Die Streckenlänge beträgt für die weiblichen Laufasse 5,1 km, für die männlichen und die Volksläufer 6,8 km. Der Lauf ist bekannt, wie Carsten Eich, OK-Chef & Athletenmanager weißt: „Der Int. Raiffeisen Silvesterlauf in Peuerbach ist seit über 40 Jahren ein Highlight der Region und verbindet den Laufsport mit bester Unterhaltung sowie Show-Acts für Teilnehmer und tausende Zuschauer.“ Der Silvesterlauf findet unter dem Motto „Erst selbst das Laufjahr sportlich beschließen und dann den internationalen Laufstars auf die Füße schauen, Spektakel auf einem 850m langen Rundkurs im Herzen Peuerbachs. Zudem sind die Kinderläufe in Peuerbach der größte Kinder-Silvesterlauf in ganz Österreich. Da findet auch jeder seinen Platz im Rennen. „Bei den Kinderläufen wird jeder Jahrgang einzeln gewertet, dass erhöht die Chance auf eine der begehrten Silvesterlauftrophäen“, erklärt Eich, „Im Volks- und Staffellauf kann jeder nach Lust und Laune das Jahr sportlich ausklingen lassen und im Lauf der Asse messen sich die besten Laufprofis Europas mit den Stars aus Kenia und Äthiopien.“ Ein Highlight über die Regionsgrenzen hinaus mit Volksfestcharakter also – und sportlich gut, gehört er doch zu den fünf bestbesetzten Silvesterläufen weltweit.

In diesem Jahr kommen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dazu, da wir auf der einen Seite die Teuerungsrate zu spüren bekommen und auf der anderen Seite Sponsoren zurückhaltend reagieren müssen.

Casten Eich, Silvesterlauf Peuerbach

Doch ein solches Event auf die Beine zu stellen, das ist gar nicht so einfach. „Das Team des Veranstalters SU IGLA long life arbeitet das ganze Jahr vorwiegend ehrenamtlich für die Vorbereitung des Events. In diesem Jahr kommen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dazu, da wir auf der einen Seite die Teuerungsrate zu spüren bekommen und auf der anderen Seite Sponsoren zurückhaltend reagieren müssen“, stellt er klar, weiß aber auch: „Eine Veranstaltung wie der Silvesterlauf in Peuerbach kann zum Glück auf ein breites Netzwerk an Sponsoren und Unterstützern zurückgreifen.“ Und man stößt auf durchaus interessante Thematiken: Bei den internationalen Laufstars aus Afrika ist aktuell die Erteilung eines Visa für den Aufenthalt in Österreich die größte Herausforderung.

Klein und fein

Es geht auch noch eine Nummer kleiner und trotzdem über die beliebte Distanz. Am Ossiacher See bei Feldkirchen hat Helmut Paul, Erfinder des Wachau Marathons mit dem Internationalen. Kärnten Marathon „Marathon Carinzia/Koroska“ ein neues Event geschaffen, das dieses Jahr in seine 6. Auflage geht. Worum geht es Paul, der im Ruhestand offensichtlich nicht zur Ruhe kommt? „Es ist die Landschaft und das Zusammenkommen von Menschen in der Natur. Nach dem Aus beim Wachau Marathon bin dann selber an den Ossiacher See gezogen, hab zufällig den Bürgermeister in Feldkirchen, wo Start und Ziel sind getroffen“, erzählt er. In Feldkrichen, abseits der High Society amWörthersee, finden viele Events statt und so konnte er den Bürgermeister vom Marathon überzeugen.: „Ich mache es aus Spaß, aber es hat auch einen Einfluss auf den Tourismus bzw. kann Einfluss haben.“

Beim Wien Energie Business Run begegnen sich tausende Mitarbeiter:Innen und Firmenverantwortliche komplett hierarchiefrei im Sport-Outfit. Wo sonst kann ein Vorstandsdirektor besser mit seinen Mitarbeiter:innen, von der Abteilungsleiter:in bis zur Lagermitarbeiter:in auf einer Ebene kommunzieren.

Gerhard Wehr, Wien Energie Business Run

Die Zielgruppen sind sehr unterschiedlich, weiß er. „Je länger die Distanz ist, so weiter reisen die Menschen an. Zu uns kommen die Leute aus Deutschland, Schweiz, Niederland, Ungarn.“ Und natürlich auch aus Österreich, aus den größeren Städten ist man relativ schnell in Mittelkärnten. Die Menschen laufen nicht dutzende Marathons, suchen sich ein, zwei Events aus. Kärnten läuft relativ spät im Jahr, das passt wohl für so manche Läufer:in, die Beruf, Termine, Kinder und Kegel unter einen Hut bringen muss und dann eben nicht exakt am VCM-Wochenende kann „Es sind keine tausenden Nächtigungen“, merkt Paul an, „aber es bringt sehr wohl gerade im Herbst bzw dem Oktober etwas, da ist sonst nicht viel los. Die Zimmer sind zwei, drei Tage frequentiert. Wenn man das ganze Jahr wirbt – und das tun wir – wird man schon bekannter.“ Das Naturerlebnis sei groß, die Route führt durch ein Naturschutzgebiet im Moor, wo nur die Läufer:innen durch dürfen. Die Region steht auf jeden Fall dahinter, auch wenn keine Zehntrausenden kommen. Wichtig sei nach der Pandemie, das Event mehr zu beleben. Der erfahrene Organisator weiß zudem: „Die Höhenlage ist ideal für einen Marathon.“ Herausforderungen sind aktuell zu meistern?“

Laufen, wegen des Laufens

Abseits von großen und sehr großen Events gibt es natürlich unzählige kleinere bzw. kürzere Laufevents. Es wird mit der Region geworben, aber auch beispielsweise mit dem Abenflauf. Eine Möglichkeit ist auch Business, etwa beim Wien Energie Business Run. „Der Wien Energie Business Run ist Österreichs größte Sport Netzwerkveranstaltung und zählt zu den größten Business Läufen in Europa“, sagt Geschäftsführer Gerhard Wehr. 2022 belegte die Veranstaltung im Europa Ranking Platz 1, 2023 ist das Ranking noch nicht abgeschlossen, ein Platz in den Top 3 ist aber schon jetzt gesichert.

„Als USP des Business Runs kann die einzigartige Möglichkeit zur Verbindung von Sport, Teamgeist, Miteinander und Genuss bezeichnet werden“, skizziert er Erfolgsfaktoren, „Beim Wien Energie Business Run begegnen sich tausende Mitarbeiter:Innen und Firmenverantwortliche komplett hierarchiefrei im Sport-Outfit. Wo sonst kann ein Vorstandsdirektor besser mit seinen Mitarbeiter:innen, von der Abteilungsleiter:in bis zur Lagermitarbeiter:in auf einer Ebene kommunzieren, als bei sportlichen Aktivitäten. Das ganze auch noch unter dem Konzeptgedanken der betrieblichen Gesundheitsvorsorge.“ Daraus ergeben sich auch die Zielgruppen, also Firmen, HR Abteilungen, Eigentümer:innen, Institutionen und Organisationen aller Art. Dieses Jahr gab es auch eine Innovation: „2023 war die große Herausforderung den Event, der in den letzten 15 Jahren vor dem Ernst Happel Stadion stattgefunden hat, auf die Donauinsel zu verlegen. Diese Übersiedlung ist mit 31.000 Anmeldungen beim Wien Energie Business Run am 7.9. mehr als gelungen.“ Und man plant schon die nächsten, etwa die Einbindung von Themen wie Kinder,- Jungend und Schulsport, denn „Inklusion und Nachhaltigkeit sind Themen, welche die Business Run Organisation künftig stärken beschäftigen sollen.“

Der Rundruf zeigt also: Laufsport kann eigentlich überall gut funktionieren, wenn sich ein Laufevent gut positioniert. Voraussetzung dafür ist, wofür man steht.

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